Hiobs Brüder
ist der Prinz?«, fragte Alan.
»Im Donjon oben.« Das bebende Kinn ruckte zum Turm auf der Motte hinüber.
»Wie viele Männer hat er?«
Der Junge streifte seinen toten Kameraden mit einem raschen Blick. »Jetzt noch elf.«
Alan ohrfeigte ihn mit der freien Linken. »Wenn du mich noch einmal anlügst, bist du fällig. Also?«
»Elf, Mylord, ich schwör’s beim heiligen Kreuz!«
»Schsch, kein Grund, so laut zu schreien. Zwei Dutzend, habe ich gehört.«
»Einer ist im Moor ersoffen, vier haben die Männer der Wache hier erwischt, als wir gestern ankamen, der Rest hat sich schon letzte Woche verdrückt und ist zurück nach Wallingford geschlichen, um sich Henry Plantagenet anzuschließen.«
Alan tauschte einen Blick mit seinen Rittern. Beide nickten. Sie glaubten dem Bengel, und er selbst neigte auch dazu. »Wenn du schlau wärest, hättest du das Gleiche getan.«
Der Knappe biss sich auf die Unterlippe. »Mein Vater hat gesagt, er schlägt mich tot, wenn ich das tue.« Wieder deutete er zum Burgturm hinüber. »Mein Vater ist einer seiner Ritter, versteht Ihr.«
Alan nickte wortlos und trat einen halben Schritt zurück. Es war nur eine winzige Bewegung, aber der Junge entspannte sich. Er schien zu spüren, dass sein Leben nicht länger in Gefahr war.
»Was ist mit der Wache, die hier auf der Burg war?«, fragte Alan weiter. Ein halbes Dutzend junger Kerle hatte er hergeschickt, Männer aus Helmsby, Metcombe und Blackmore, die er in den vergangenen Jahren ausgebildet hatte. Sie wären lieber mit ihm in die große Welt hinausgezogen, statt seine einstige Gemahlin und ihre Bälger zu hüten, aber sie hatten es anstandslos getan, weil er es befohlen hatte. Er stählte sich. »Alle tot, nehme ich an?«
Der Jüngling schüttelte unerwartet den Kopf. »Einer. Dann hat Lady Susanna ihnen befohlen, die Waffen niederzulegen. Das haben sie auch getan.«
Alan runzelte die Stirn. »Einfach so? Wie zahm …«
»Der Prinz …« Der Knappe musste schlucken. »Er hat gesagt, wenn sie es nicht tun, tötet er Lady Susannas Sohn. Da haben sie lieber klein beigegeben. Sie sind in einem der Vorratshäuser eingesperrt.«
Alan hatte genug gehört. Er wandte sich um und winkte mit beiden Armen.
Seine kleine Truppe kam hinter dem letzten Haus des Dorfes hervor und lief zu ihm herüber – King Edmund vorneweg.
»Bleib hier«, riet Alan ihm.
»Kommt nicht infrage«, bekam er zur Antwort.
Alan zuckte die Schultern. Er hatte jetzt keine Zeit, weiter mit Edmund zu streiten. Konzentriert nahm er aus dem Schatten des Torhauses die Anlage innerhalb der Palisade in Augenschein, und die Entscheidung, was zu tun war, kam wie immer ganz von selbst. »Athelstan.«
»Mylord?«
»Binde den Bengel wieder los, gib ihm sein Schwert zurück und schlag dich mit ihm im Burghof. Mach so viel Radau, wie du kannst.«
»Ich soll Eustaches Männer anlocken?«
Alan nickte. »Bedwyn, du versteckst dich mit den übrigen Männern hier im Torhaus und wartest, bis die Soldaten des Prinzen in den Hof gelaufen kommen. Dann greift ihr sie an. Verstanden?«
»Ja, Mylord.«
»Ælfric. Nimm ein halbes Dutzend Männer und mach dich auf die Suche nach dem Vorratshaus, wo meine Wachen eingesperrt sind. Befreit und bewaffnet sie. Ihr seid die Reserve. Beobachtet den Kampf im Burghof aus der Deckung und greift ein, wenn du es für richtig hältst.«
»In Ordnung.«
Vom Torhaus beobachtete Alan, wie der lahme Schaukampf zwischen seinem Ritter und dem nur mäßig ausgebildeten Knappen in Windeseile Bewaffnete und Gesinde anlockte, die aus den Wirtschaftsgebäuden und dem Donjon zusammenströmten. Er zählte acht Männer, die er für Ritter des Prinzen hielt, und ehe diese eingreifen und Athelstan erschlagen konnten, schickte Alan Bedwyn und die Männer von Blackmore vor. Sie waren in der Überzahl und fielen mit siegesgewissem Gejohle über die Soldaten des Prinzen her. Die Knechte und Mägde brachten sich schleunigst in Sicherheit, als sie feststellten, dass aus dem Zweikampf eine Schlacht geworden war.
Eustaches Männer waren hart und kampferprobt; jeder von ihnen konnte es mühelos mit zwei von Bedwyns Sorte aufnehmen, die zwar bewaffnet und mutig waren, aber mehr Erfahrung in Wirtshausschlägereien denn im Schwertkampf hatten. Alan sah zwei seiner Bauern schreiend und blutüberströmt zu Boden gehen und fing an, sich zu sorgen. Doch dann kam Ælfric mit den befreiten Männern aus Helmsby. Diese hatten sich auf die Schnelle nur mit Dreschflegeln und
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