Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
in Reue und Demut in den Schoß der Kirche zurückgekehrt seid? Oder weil es politisch opportun war?«, fragte Ægelric streng.
    Alan stand auf. »Habt Dank für Eure Gastfreundschaft, Vater.« Er ging zur Tür, hielt aber noch einmal inne. »Oh, eine Frage noch. Die Gebeine des heiligen Edmund … kann man sie sehen?«
    »Wo denkt Ihr hin? Sie liegen in einem steinernen Sarg.«
    Alan nickte. »Und habt Ihr in den letzten Jahren je festgestellt, dass der Deckel bewegt worden ist?«
    »Was für eine seltsame Frage. Dieser Deckel wandert, Helmsby. Die Unterkante ist nicht perfekt geglättet, das Gleiche gilt für die Oberkante des Sargs. Tausende von Pilgern berühren und küssen diesen Sarg Jahr um Jahr. Es vergeht keine Woche, ohne dass wir morgens in die Kirche kommen und der Deckel ein wenig verrutscht ist. Die Novizen sagen: ›Heute Nacht ist er wieder umgegangen, der rastlose Edmund.‹« Er sprach mit Nachsicht. »Warum wollt Ihr das wissen?«
    Alan winkte ab. »Oh … Vermutlich habe ich einmal von dem wandernden Deckel gehört, das ist alles.« Wäre der ehrwürdige Abt ein anderer Mann gewesen, hätte er ihm vielleicht von King Edmund erzählt, aber unter diesen Umständen nahm er lieber Abstand davon. Er legte keinen Wert darauf, dass Abt Ægelric King Edmund geradewegs zurück auf die Isle of Whitholm schickte und Alan womöglich gleich mit. »Lebt wohl, Vater.«
    Er stand schon wieder draußen im unablässigen Regen, als er den Abt sagen hörte: »Wenn ich an Eurer Stelle wäre, würde ich in Fenwick suchen.«
    Alan schloss die Tür mit einem kleinen Ruck und überquerte den glitschigen Rasen mit gesenktem Kopf. Er vermied es, zur Klosterkirche hinüberzuschauen, als könne er so vor Gott verbergen, dass er mit ihm haderte. Warum, warum musste es von den ungezählten Dörfern in East Anglia ausgerechnet das sein, wo er um keinen Preis hinwollte?
    Fenwick war nicht verkohlt und verlassen wie die übrigen Weiler, die Eustache heimgesucht hatte, aber die Türen der Katen waren geschlossen, und bis auf ein paar Hühner und Katzen begegnete ihnen niemand im Dorf.
    Haimons Burg stand einen Steinwurf entfernt auf einer beachtlichen Motte. Zwei Wachen in angerosteten Kettenhemden und Helmen mit verbogenem Nasenschutz bemannten das Torhaus. Als sie Alan in Begleitung seiner beiden Cousins auf sich zukommen sahen, zogen sie die Klingen.
    Alan trat dem Rechten das Schwert aus der Hand und hatte ihm die eigene Waffe an die Kehle gesetzt, ehe der zweite Wächter sich auch nur rühren konnte.
    Alan sah Letzterem für einen Lidschlag in die Augen. »Schön ruhig, Junge.« Und an den Ersten gewandt: »Lässt du uns durch, oder möchtest du heute sterben?«
    »Wer seid Ihr?«, fragte der Mann erschrocken.
    Alan verstärkte den Druck. »Lässt du uns durch, oder möchtest du sterben?«, wiederholte er.
    Der Soldat bog mit einem kleinen Ruck den Kopf zur Seite und riss den Dolch aus der Scheide am Gürtel, ehe Alans Klinge knirschend seinen Kettenpanzer durchbohrte. Genau über dem Herzen.
    Alan befreite sein Schwert mit einem Ruck aus dem zusammensackenden Leichnam. Der zweite Torhüter, ein blasser Jüngling, der noch keine fünfzehn sein konnte, war entsetzt zurückgewichen und ließ sich anstandslos von Ælfric entwaffnen. »Ich … ich lass Euch durch«, erbot er sich unaufgefordert. »Ich will nicht sterben. Bitte nicht, Mylord …«
    »Hör auf zu betteln«, herrschte Alan ihn an. Er hasste es, wenn irgendwer sich vor ihm erniedrigte. Er hasste es, solchen Schrecken zu verbreiten, wie er ihn in den Augen des Jungen las. »Bist du aus Fenwick, oder gehörst du zu Eustache de Boulogne?«
    Der Junge sah angstvoll über die Schulter, als er spürte, dass Ælfric und Athelstan ihm die Hände auf den Rücken banden. Dann kehrte sein Blick zu Alan zurück. »Ich …« Er schluckte. »Ich bin ein Knappe des Prinzen.«
    »Wirklich? Und hast du die Bauern in den Dörfern von Suffolk leben lassen, als sie dich angefleht haben, dass sie nicht sterben wollen?«
    Unter dem kurzen Kettenhemd verfärbte sich das linke Hosenbein des Jungen dunkel, er senkte den Kopf und fing an zu heulen. Er weinte bitterlich. Mehr aus Scham denn vor Angst, schien es Alan. Oder vielleicht wollte er das auch nur glauben.
    »Komm schon, Söhnchen, nimm dich zusammen«, murmelte Ælfric beschwichtigend. »Ich glaube nicht, dass er dich umbringt. Aber du musst schön artig sein und ihm sagen, was er wissen will.«
    Der Knappe fasste sich ein wenig.
    »Wo

Weitere Kostenlose Bücher