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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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die ihm etwas unerwartet Verschmitztes verliehen. »Was Ihr für mich tun könnt, ist, genau das nicht zu tun. Seid ein paar Tage meine Gäste. In diesem Haus ist reichlich Platz, denn mein Bruder, mit dem ich es teile, ist mit meinem Sohn auf Reisen. Ruht Euch ein wenig aus und sammelt neue Kräfte.«
    »Wozu?«, fragte Regy argwöhnisch und reckte angriffslustig das Kinn vor. »Was wollt Ihr mit einem Haufen Krüppel und Narren in Eurem Haus?«
    Losian ruckte an der Kette. »Ich hab dir gesagt, du sollst die Klappe halten.«
    Regy fuhr wütend zu ihm herum. »Aber ich lass mir von dir nicht den Mund verbieten, und ich lasse mich auch nicht herumzerren wie ein verfluchter Kettenhund, du erbärmlicher Schwachkopf!«
    Josua zeigte sich von dem rüden Austausch gänzlich unbeeindruckt. »Euer Freund hat recht«, eröffnete er Losian.
    »Er ist alles andere als mein Freund, glaubt mir«, stieß der hervor.
    »Nun, wie dem auch sei. Meine Einladung ist mit einer Bedingung verknüpft.«
    »Und zwar?«
    »Ich möchte Euch und jeden Eurer Gefährten untersuchen.«
    Losian schwieg, unsicher, was »untersuchen« zu bedeuten hatte.
    Der Arzt schien seine Gedanken zu erraten. »Ihr habt mein Wort, es ist harmlos und geht ohne Blutvergießen vonstatten«, versicherte er mit einem Hauch von Spott.
    Losian lächelte beschämt. »Gestattet mir, das mit meinen Gefährten in ihrer Sprache zu erörtern.«
    »Gewiss.«
    Simon, Godric und Wulfric waren dafür. Luke war skeptisch, folgte aber wie üblich Losian, der sich ebenfalls dafür aussprach, die seltsame Einladung anzunehmen. »Wenn irgendetwas passiert, was uns nicht geheuer ist, können wir jederzeit verschwinden«, hielt er den Zweiflern entgegen. »Was riskieren wir schon?«
    King Edmund war erwartungsgemäß strikt dagegen. »Unser Leben und unser Seelenheil«, antwortete er gedämpft und warf Josua so misstrauische Blicke zu, dass der mit Sicherheit ahnte, was der hagere Angelsachse sagte, selbst wenn er die Worte nicht verstand. »Diese Menschen sind unrein und sündig. Es ist eine Falle, glaub mir. Sie führen grauenhafte Riten durch, bei denen sie Christenblut trinken.«
    Losian wurde ein wenig unbehaglich. »Woher weißt du das?«
    Die Frage schien King Edmund aus dem Konzept zu bringen. Er überlegte einen Moment, dann winkte er ärgerlich ab. »Das weiß doch jeder«, behauptete er.
    Losian betrachtete ihn kopfschüttelnd. »Dummes Gerede, nichts weiter«, gab er abschätzig zurück.
    »Das ist es nicht!«
    »Wir bleiben«, beschied Losian mit mehr Überzeugung, als er tatsächlich empfand. »Wenn wir jetzt weiterziehen, ist Oswald morgen früh tot. Er braucht Ruhe, und wir alle brauchen etwas zu essen.«
    »Da hat er recht, Edmund«, meldete Luke sich angstvoll zu Wort. »Sonst wacht sie auf. Ich will nicht, dass sie aufwacht.«
    Regy, dem es vollkommen gleichgültig zu sein schien, ob sie blieben oder weitergingen, verschränkte die Arme und bedachte Edmund mit einem herablassenden Lächeln. »Jetzt stehst du allein da, Heiligkeit.«
    King Edmund war zu beunruhigt, um sich gebührend zu entrüsten. Denn es stimmte: Er war der Einzige, der nicht in diesem Haus bleiben wollte, und vermutlich wusste er, dass er seine Gefährten nicht überzeugen würde. »Wir werden das bereuen«, prophezeite er grantig.
    »Wie wär’s, wenn du allein weiterziehst?«, schlug Regy liebenswürdig vor. »Ich könnte so richtig gut auf dein frömmelndes Getue verzichten.«
    »Ja«, gab Edmund zurück. »Und du würdest mir auch nicht fehlen, glaub mir. Aber es wäre gegen Gottes Plan, wenn ich euch verließe.«
    »Tja. Da kann man nichts machen«, erwiderte Regy seufzend.
    Edmund wandte sich an Losian. »Du wirst noch einsehen, dass ich recht hatte.«
    Losian nickte knapp. »Ich bin überzeugt, wenn es dazu kommt, wirst du über die Maßen zufrieden sein.«
    »Ja, wenn wir nicht alle tot sind«, knurrte King Edmund.
    Es dämmerte, als Losian auf die Gasse hinaustrat. Der Apriltag war sonnig und windig gewesen, aber mit dem Abend zogen Wolken auf, und die Böen wurden ungemütlich.
    Er hatte eine Zeit lang bei Oswald gewacht, bis Simon gekommen war, um ihn abzulösen und zu berichten, dass Regy in einem leeren Tuchlager mit einer äußerst stabilen Tür eingesperrt sei – allein, so wie er selbst und vor allem seine Gefährten es vorzogen. Die anderen hockten in der Kammer im Obergeschoss des Hauses, zu der Josua sie geführt hatte, und stritten. Der Raum war licht und sauber, aber nicht

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