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Hiobs Brüder

Titel: Hiobs Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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und dich anstrengen.«
    Oswald nickte – gefügig wie immer –, sah erwartungsvoll zu seinem kleinen Freund und lachte selig, als Moses zu seiner Spielposition zurückrannte.
    »Oswald hat sich gut erholt«, bemerkte King Edmund gedämpft. »Und du ebenfalls, Losian. Wann brechen wir auf?«
    Simons Herz wurde schwer. Natürlich wusste er, dass sie nicht ewig in diesem Haus bleiben konnten, aber die Vorstellung, ihre ziellose Wanderschaft wieder aufzunehmen, zu hungern, zu frieren und nass zu regnen, war niederschmetternd. Er beobachtete Losian, der sich mit seiner Antwort Zeit ließ und seltsamerweise zur Küchentür hinüberschaute, während er nachdachte. »Josua hat den Wunsch geäußert, jeden von uns zu untersuchen und zu befragen. Wir sollten ihm zumindest die Gelegenheit einräumen, das zu seiner Zufriedenheit zu tun.«
    »Oh, ich schätze, das hat er«, entgegnete King Edmund. »Eben ist er zu Regy gegangen, und anschließend wollte er zu Luke. Du und ich wissen, dass niemand Luke helfen kann oder Regy je ändern wird. Josua ben Isaac ist ein hervorragender Arzt, versteh mich nicht falsch, er hat Oswald das Leben gerettet und dir ebenfalls. Aber mehr kann er nicht für uns tun. Und ich spüre, dass wir bald gehen müssen. Gott will es so.«
    Losian schnaubte höhnisch. »Ich glaube, das habe ich schon mal irgendwo gehört …« Deus le vult – Gott will es so – war der Schlachtruf aller Kreuzfahrer.
    »Dort draußen wartet eine Aufgabe auf uns«, beharrte King Edmund. »Und sie rückt näher.«
    Simon betrachtete ihn voller Skepsis. »Wie kannst du dir dessen so sicher sein?«
    »Wieso bist du dir sicher, dass heute Abend die Sonne untergeht?«, konterte King Edmund. »Ich weiß es einfach. Ich schätze, es gehört zu den Dingen, die mir mit auf den Weg gegeben wurden, als ich zurückgeschickt wurde.«
    Simon musste feststellen, dass er diese Behauptung nicht mehr mit der gleichen Verächtlichkeit aufnahm, wie er sie vor zwei Monaten noch empfunden hätte. Seit der Nacht in der Kirche von Gilham war er nicht mehr ganz sicher, was er glauben sollte.
    Losian stand auf. »Ich zweifle nicht an deinem Wort, King Edmund. Im Übrigen bin ich auch nicht geneigt, Josua ben Isaacs Gastfreundschaft über das gebührliche Maß in Anspruch zu nehmen. Mir graut bei der Vorstellung, was geschehen könnte, wenn Regy Moses oder das Mädchen in die Finger bekäme.«
    »Also? Wann gehen wir?«, fragte Edmund noch einmal. An Hartnäckigkeit war er kaum zu übertreffen.
    »Wie du schon sagtest: Gottes Wille ist es, der geschieht. Er wird dafür sorgen, dass wir aufbrechen, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Und jetzt entschuldigt mich.«
    Die anderen blickten ihm nach, als er davonging – langsamer als üblich.
    »Er ist noch nicht wieder so weit, King Edmund«, sagte Wulfric leise. »Er würde das ja nie zugeben, aber gönn ihm noch ein paar Tage Ruhe.«
    »Ja«, stimmte Simon zu. »Wenn er uns auf der Straße umfällt und stirbt, sind wir endgültig erledigt.«
    King Edmund nickte versonnen, den Blick in die Ferne gerichtet. »Ich fürchte nur, es sind nicht Genesung und Erholung, die er in diesem Haus sucht«, sagte er. »Und darum glaube ich, je eher wir aufbrechen, desto besser.«
    Simon und die Zwillinge wechselten verwirrte Blicke, aber ihr Heiliger ließ sich keine näheren Erklärungen entlocken.
    Losian hörte es schon, als er die Treppe hinaufkam: Dieses angstvolle Weinen, das umso herzerweichender war, weil es so verzweifelt unterdrückt wurde. Kein Zweifel, die Schlange war erwacht.
    Josua ben Isaac hockte vor Luke auf dessen Strohlager und hielt seine runzlige Hand lose in der Rechten, hatte die Linke auf Lukes Stirn gelegt und redete beruhigend auf ihn ein, aber leider auf Normannisch.
    Als er Losian an der Tür entdeckte, bemerkte er gedämpft: »Ich beherrsche seine Sprache nicht gut genug. Ich weiß nicht, was passiert ist. Vor vielleicht einer Viertelstunde hat es angefangen.« Er war ratlos, aber vollkommen ruhig, bemerkte Losian flüchtig. War es das, was ein guter Arzt sein musste?
    »Er glaubt, in seinem Bauch haust eine Schlange«, erklärte Losian, während er hinter Luke glitt und sich hinkniete.
    Josua nickte. Das hatte er offenbar bereits gehört, und er schien weder belustigt noch befremdet.
    »Manchmal wacht sie auf, sagt er«, fuhr Losian fort. »Wenn ihm etwas zu schaffen macht oder einfach ohne Grund. Lasst ihn los. Ich mach das schon.«
    Josua folgte seiner Bitte und sah interessiert

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