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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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und verwenden durfte, wie es ihm gefiel. Teile Chantals wurden gebraten, was nicht einfach war, denn sie waren erstaunlich fett, aber mit Basilikum schmeckten sie nicht schlecht.
    Es war eigentlich pathetisch: Da dies ihr erster Mord war und sie anfangs noch nicht so richtig davon ausgingen, dass es noch mehrere geben würde, vernutzten sie Chantal wirklich auf jede erdenkliche Weise, fast panisch darauf bedacht, ja nichts auszulassen oder zu verpassen. Die Haare, die Knochen, einfach alles war irgendwie verwendbar, und selbst als das, was dann noch von dem Mädchen übrig war, langsam anfing zu verwesen und zu brüten, wurde es noch zu einer ganz besonders aufregenden Mutprobe, auf dem Leichnam liegend zu kopulieren. Erst nachdem Bernadette sich mit Chantals Verwesungssekreten am ganzen Körper eingerieben hatte und einen ganzen Tag lang so – den Gummianzug unterm Mantel verborgen – durch belebte Großkaufhäuser promeniert war, fiel keinem mehr was ein. Die Überreste passten in eine einzige Plastiktüte aus dem Supermarkt und landeten im Müllcontainer eines Hauses zwei Straßen weiter.
    Es war wunderbar gewesen, und jetzt war es vorbei. Eine neue Leiche musste her, aber man konnte sich nicht einigen. Arne wollte eine Chinesin oder eine Ballerina, Guido eine Schwarze, Dirk-Daniel eine Dicke und Bernadette und Sonja wollten einen Mann. Sonja sagte sogar, er solle aussehen wie Mel Gibson.
    Das war zu viel, zu viel auf einmal. Jetzt kehrte erst einmal Ruhe ein. Für eine Woche. Die trügerische, lefzengebleckte Ruhe jagender Wölfe.
    Dirk-Daniel hatte seinen Job schon verloren, jetzt war Sonja dran. Sie war an einem hellichten Mittag über einen kleinen Jungen, der mit seiner Mutter zum Geschenkeumtauschen gekommen war, hergefallen, hatte ihm die Hose runtergerissen und seinen winzigen Penis in den Mund genommen. Sie kam gerade rechtzeitig wieder zu sich, um sich dem Zugriff der Bullen durch Flucht zu entziehen.
    Aber das machte ja nichts. Sie wurde gesucht? Prima, dann musste sie jetzt also Tag und Nacht im Rudelbau bleiben und war dort jederzeit verfügbar. Sie konnte kein Kapital mehr ranschaffen? Egal, Arnes künstlerische Auswürfe verkauften sich jetzt glänzend, Arne war in der Produktivform seines Lebens. Das ganze Rudel konnte von ihm zehren.
    Überhaupt war der gesellschaftliche Totalausschluss eine tolle Idee. Sie waren jetzt schon fast alle völlig frei und unabhängig, nur Guido zappelte noch in den subtilen Treibnetzen der 9-bis-5-Welt. Aber auch er hatte überhaupt keine Probleme damit, seine Anstellung loszuwerden. Er stieß einfach seinen vorgesetzten Meister vom Dach, einen fast kahlköpfigen Vierschröter mit einer unglaublich lauten Stimme, den er ohnehin nie hatte ausstehen können. Guido machte es geschickt, Guido machte es wasserdicht, er ließ ein paar Schindeln hinterherrutschen, schlidderte selbst auf dem Bauch bis fast zur Traufe und schrie und heulte dabei zum Gotterbarmen. »Ich konnte ihn nicht halten, mein Gott ... ich habe es versucht, aber ich konnte ihn nicht festhalten!« stand denn auch am nächsten Tag in schwarz und rot auf Seite sechs in der BZ, daneben Guidos schönes, verzweifeltes Gesicht. Ein Held war er, ein tragischer, düsterer, ganz wie es ihm vorgeschwebt hatte. Vorgeblich trauernd, Mitgefühl erregend unter einer Dachdeckerversion von Post-traumatic Stress Disorder leidend, quittierte er seinen Dienst, und die Ausfallprämien und Arbeitsunfähigkeitsvergütungen investierte das Rudel in eine zweitägige Pissparty und eine zweite Exkursion.
    Sonja hatte in einer Yellow-Press-Gazette einen so auffällig unbebilderten Artikel über die Schwerstverbranntenzentrale Köln-Merheim gelesen, dass ihre Phantasie feuchte Schwingen entfaltet hatte, und da sie bald Geburtstag hatte, süße 22 wurde, tat ihr das Rudel die Liebe.
    Sie fuhren hin und durften natürlich nicht rein, das war ihnen allen von vorneherein klar gewesen – sie waren ja nicht blöde –, aber die Beamten und das Wachpersonal dort waren es, denn sie unterschätzten Guidos Kletterfertigkeiten enorm. Guido hatte mal Freeclimbing gemacht, als es noch wirklich trendy gewesen war, kurz nach der Wiedervereinigung. Es war seiner natürlichen Höhenveranlagung entgegengekommen, hatte ihn dann aber bald gelangweilt, weil es außer »oben sein« dort nichts zu holen gab, und »oben sein« hatte er ja auch in seinem Alltag zur Genüge gehabt. Er erreichte eines der Fenster im dritten Stock und ließ die anderen dann

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