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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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hinterhergeschnuppert und -gestreunt, wie ein Wolfsrudel das auch getan hätte, aber sie waren eben keine Wölfe. Keine Bürger, keine Menschen, keine Tiere, keine Hunde, keine Raubkatzen – sie waren nichts, weil sie sich nie anders definiert hatten als einfach nur als das Rudel, und das war nicht genug. Das Rudel WAS ?
    Sie weckte die anderen, und sie sprachen darüber.
    Arne schlug natürlich Leary vor und Jung und Castaneda und den ganzen Scheiß, und sie bekam Lust, ihn dafür mit Stahllinealen zu peitschen, bis sein Fleisch durch den ganzen Raum platzte.
    Sonja hatte keine Meinung, fummelte nur schläfrig an Guidos Genitalien herum, der sich dem hingab und nicht richtig zuhörte.
    Aber Dirk-Daniel verstand sie. Er leckte sich die Lippen, und sie balgten sich, atemlos lachend, sich beißend, hochtourig durchdrehend und sandspritzend wieder zu sich kommend. Sie liebten sich, sie wurden wer, wurden was, schufen sich eine Basis. Und die Basis durfte keinesfalls gewöhnlich sein, nicht nachvollziehbar, nicht wie Schwarze Magie zum Beispiel, die man in Schülerkreisen clearasilmüffelnd bestaunte, nicht wie Philosophie aus Büchern, die man kaufen konnte, nicht irgendein tantrisch-vedisch-indogermanischer Worthülsenmüll aus den Asservatenkammern der Menschheitsgeschichte. Sie wollten – Konsens – strahlen scheinen unsterblich sein, wollten – Konsens – anders sein als alle andern, wollten – Konsens – Lustlustlust gepaart mit Brutalität und Tod und Verwesung besonders dem Bringen von Tod und so klar ja so klar und so einfach war dann die Lösung – Konsens.
    Hatten sie nicht alle den Geschmack Chantals geliebt?
    Das weite Öffnen ihres Sexus im Augenblick des rasselnden Todes?
    Die Unsterblichkeitsschwellungen beim Trinken ihres frischen Blutes?
    Waren sie nicht Rudel? Jagten sie nicht? War nicht die Nacht ihr Heim?
    So wurden sie denn Vampire und nannten sich auch so. Der Name Rudel passte weiterhin, als hätten sie’s schon immer geahnt.
    Und so begann es.
    Mit einem völlig neu erwachten – und nichts war ja aufregender als das Neue – Gespür für die Zärtlichkeit der Poesie bestaunten sie mit großen Augen die bonbonbunten Geheimnisfilme von Jean Rollin, besonders Fascination .
    Bernadette, die jetzt vollends die mütterliche Schönheit der Leitwolfigkeit ausstrahlte, weil sie es war, bei der der Vampirismus am heimatlichsten einrastete, entdeckte in einem Fachgeschäft für Rollenspiel- und Untergrundkultur das Regelwerk zu VAMPIRE, ein Rollenspielsystem für Erwachsene, mit einem unglaublich akribisch ausgearbeiteten Überbausystem für Vampirismus und dessen Begleiterscheinungen. VAMPIRE war erfunden und erträumt worden von einem Intellektuellen namens Mark Rein.Hagen, der auf reife Spieler hoffte, und, oh, wie sehr schrie all das doch nach der Vervollkommnung in Wirklichkeit. Bernadette gab ihrem Rudel mitternächtliche schwarzwachskerzige Lesungen aus diesem Werk, ihm entnahmen sie Begriffe wie »Slummen« (was das war, was sie mit Chantal gemacht hatten und was am leichtesten war im Wohlfahrtsstaat der Gegenwart – die Ernährung von Obdachlosen und Elenden), Cauchemar (was sie faszinierte und sie ausprobieren wollten – der Name für einen Vampir, der sich von schlafenden Opfern ernährt und sie am Aufwachen hindert), Caitiff (was sie waren – Vampire ohne Clan, auch wenn das unter Vampiren nicht hoch angesehen war, aber sie hatten keine andere Wahl, mussten ausgestoßen sein), Golconda (was sie nicht verstanden – das Gleichgewichts-Nirwana der Vampire, in dem Tierhaftigkeit und Menschsein einen Einklang bilden) und Wassail (was sie ersehnten – die endgültige, wahnwitzige Raserei des Irrsinns, die ewige Erlösung bringt). Sie verliebten sich so sehr in dieses Spielsystem, dass jeder von ihnen sich eine Blutlinie wählte und – sich entlang der Parameter des Charakterblattes hangelnd, so wie Dracula bei Stoker Wände abwärts kroch – sich seine Fähigkeiten und Zielsetzungen schriftlich erfassen und festzurren ließ, was Spaß brachte, Nörgeleien, auch Wut und Erkenntnis darüber, für wie gering die anderen einen einschätzten, was aber alles letzten Endes nur eine vorübergehende Erscheinung war, denn sie wollten VAMPIRE ja nicht spielen, sie wollten es leben und sein und eines Tages vielleicht den Verfasser per AirMail davon in Kenntnis setzen.
    Auch die Comics, die Bernadette ja schon immer gern gelesen hatte, brachten Anhaltspunkte auf dem Weg zum Vampirismus. Elaine

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