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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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man kaufen konnte.
    Wieder war es Guido mit den Asphaltaugen, der die Lage zusammenfasste:
    »Wenn dich käufliche Sachen ankotzen, warum tötest du dann nicht Nutten?«
    »Nutten? Töten? Ich weiß nicht ...«
    »Wir müssen uns halt einfach mal entscheiden. Solange wir nur in unseren eigenen vier Wänden und ab und zu im Wald und auf öffentlichen Scheißhäusern verbotene Dinge treiben, solange kratzen wir keinem wirklich am Lack. Wir sind im Grunde immer noch Spießbürger, die ganz genau auf die Gesetze achten. Harmlose Vergnügungstouristen, nichts weiter.«
    »Aber ... töten ist doch auch nichts Neues. Überall wird’s gemacht, jeden Tag. Und wir selbst haben’s auch schon oft genug gesehen, ob in der Tagesschau oder in den Snuffs. Wo soll denn da der Kick sein?«
    »Du hast einfach überhaupt keine Ahnung. Tod sehen und Tod bringen, das ist ’n Unterschied wie ... wie zwischen ’nem Pornoheft lesen und selber ficken. Das ist ’ne scheiß ganz neue Dimension, Dirk.«
    »Ja, weißt du denn, wie man’s macht?«
    Guido lächelte. »Kann auch nicht schwerer sein, als auf einer Dachschräge Schindeln zu legen.«
    Somit war es ausgesprochen, formuliert, der Gedanke war da, und wenn man ihn verdrängen wollte, maskierte er sich einfach und tauchte hinter einem wieder auf.
    Bernadette fing wieder an, Tagebuch zu schreiben. Die eintönige, ballaststoffreiche Kost, die sie alle zu sich nahmen, um möglichst viel ausscheiden zu können, versetzte sie langsam in einen entrückten Zustand der Körperentfremdung. So gab es zwischen dem überall durchschwappenden Überdruss auch Phasen von entzückender Euphorie, ein unbremsbares Gefühl, trotz aller Fehlschläge das Richtige zu tun.
    Mein Körper nur noch Maschine,
    schrieb sie,
    alle Reflexe, alle Muskelkontraktionen und -konvulsionen zunehmend mechanisch, genau steuerbar, regelbar, Finetuning meines Leibs. Wo gehen wir hin? Wohin kommen wir langsam? Ist das nicht die tollste, weil radikalste, Schauspielschule aller Zeiten? Method Acting der Sonderklasse? Werde dick, werde dünn, pupse, kriege Damenbart, ein Kind – in Minuten, auf Befehl, Instant-Muss-mal im Akkord. Mein Körper ein Werkzeug, die Lust immer weiter teilbar, endloser Weg wohin?
    MEIN GOTT IST DAS SCHÖN. Wir werden hier wirklich Zeugen einer Genese, Homo novus, Homo atomus, kosmos. Guido Geliebter ohne Gefühle wirst du mein Mann sein? Besser: Wo Mann und Frau aufhören, Mann und Frau zu sein, ist Ewigkeit. Dafür ist alles erlaubt, alles, alles, alles, alles, alles, alles, alles. Warum sollten wir anfangen
    wie Kinder
    Hunde oder Katzen zu töten
    wenn wir gleich
    Menschen
    nehmen können?
    Auf intellektueller Basis war da kein Herangehen möglich. Natürlich hätte man einen Obdachlosen wegtöten können, dafür wäre ihnen der Rest des Landes sogar noch dankbar gewesen, aber die Nichtvermissten waren viel zu hässlich, es gab nicht einen Einzigen unter ihnen, dessen Gesicht nicht gedunsen, dessen Äderchen nicht geplatzt, dessen Zähne nicht schimmlig und dessen Atem nicht Faulgas war. Nein, Guido hatte vollkommen recht gehabt, hatte es entweder von Anfang an vollkommen durchblickt oder heimlich schon lange von nichts anderem mehr geträumt: Nutten waren ideal. Und wenn man langsam an ihnen vorbeifuhr, im warmbeschlagenen Audi, wie sie draußen in der beißenden Kälte der Nacht in ihren engen Lackpants auf dem Autostrich barmelten, mit humpelnden Stöckelschritten nach getaner Arbeit wie Fallobst von den LKW-Türen herabtropften, die billigen Gesichter zum Heulen geschwollen, unstillbare Daumenlutschreflexe mit Zigaretten überbrückt und in Training gehalten, konnte man wirklich das Gefühl bekommen, dass es sogar das Beste für sie war, erlöst zu werden.
    Guido und Arne führten es durch. Das Opfer sagte, ihr Name sei Chantal, das war bestimmt gelogen, aber auch nicht weiter wichtig. Sie war die Hübscheste, die sich in dieser Januarnacht zu ihnen hineinbeugte und lächelte, und sie boten ihr so viel Geld, dass sie fast stutzig wurde. Keiner von ihnen dreien war halt ein Profi, sie alle waren nervös. Es wurde ein hässlicher, schmutziger Mord, bei dem Chantal mit ihren weißen Stiefelchen fast das Autodach durchtrat, aber glücklicherweise hatte Guido die Kraft. Als sie an der Rudelhöhle ankamen, hatte er schon Chantals Zunge gegessen.
    Sie tobten sich lange an dem Leichnam aus. Dirk-Daniel, der zuerst vor dem Mord zurückgeschreckt war, weinte vor Glück, als er Chantals Inneres erkunden

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