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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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von allem Scheiß der Kindheit.«
    »Wirst du mir das alles beibringen?«
    »Vielleicht ... Das wird auf jeden Fall sehr lange dauern.«
    »Ich habe sonst nichts vor im Leben. Was wird passieren, wenn ich in den Drudenfuß trete?«
    »Nichts.«
    »Ich meine ... weil ich doch Blut getrunken habe und Urin, und getötet ... und von Menschen gegessen ...«
    »Trotzdem nichts.«
    »Weil das alles nicht zählt?«
    »Weil das alles nicht zählt.«
    »Dann bring mir bei, was zählt.«
    Dieses »bring mir bei« war ihr Refrain. Sie zirkulierten in elliptischen Bahnen um dieses fordernde »bring mir bei«, das sich selbst durch alle Tonarten transponierte, bis es Hiobs verwundetes Herz erreichte. Hiob Montag, der Schüler, fand sich mehr und mehr wieder in der Rolle eines Lehrers. Hiob Montag, der einmal gesagt hatte, dass es keine Möglichkeit gebe – nicht einmal magischer Natur –, das Denken von Frauen zu verstehen, fand sich selbst in der Möglichkeit wieder, so ein Denken zu steuern. Der absoluten Fremdartigkeit wie auch der ultimativen Nähe Herr zu werden, gleichzeitig.
    Dies war tatsächlich das erste Mal, dass er den Pakt mit Widder, der es ihm untersagte, mit einer anderen Frau als Aries Sex zu haben, verfluchte. Mit tantrischer SexMagick wäre jetzt vieles leichter gewesen und um einiges angenehmer. So musste er improvisieren, um in einer Unbeträchtlichkeit von Zeit eine gemeinsame Sprache zu schaffen, aus der sich Leitern brechen ließen.
    Wenn jetzt, als es dunkel wurde, ein einsamer Kosmonaut in seiner goldbedampften Experimentalzelle über den Himmeln seinen Orbit zog, konnte er auf dieser gewaltigen, auseinanderbrechenden Landmasse namens Europa, im irrigen Schimmern der großen Stadt Berlin, in diesem dunklen Flecken dort, der ein Friedhof war, ein paar Meter unter dem kühlen Stein eines kleinen Mausoleums und der märkisch sedimentierten Erde einen Mann und eine Frau sehen, die in den bunten Spiralen ihrer DNA delirierten, bis die Haut der Frau Sperma absonderte und die Zunge und die Augen des Mannes Muttermilch, ohne dass die Frau und der Mann sich auch nur berührten. Und mit im Spiel war ein verblüffend kleines rotes Pentagramm, in schon wieder ungeweihter Tiefe gekratzt, das sich so schnell drehte, dass es 345 winzige Zacken hatte.
    Das Miteinander endete erst, als plötzlich hellrotes Blut aus Hiobs Nase schoss, ohne dass er es stoppen konnte. Er kleckerte ächzend über mehrere unschätzbare Schriftwerke und kauerte sich schließlich auf den Boden, den Kopf in den Nacken gelegt, durch die Zähne atmend, und ließ das kalt wirkende Blut innen im Gaumen herablaufen, bis er wieder und wieder schlucken musste. Nichts sonst konnte den Strom stoppen.
    Bernadette, verwirrt, verschwitzt, feminin riechend, beugte sich über ihn und versuchte ihm zu helfen, fragte wieder und wieder: »Was ist denn passiert?«, aber er winkte ab, atmete möglichst regelmäßig, antwortete nicht.
    Hiob wusste, was passiert war.
    Seine fragile Empathie war mit ihrer Vergangenheit kollidiert, ihrem Erbe. All dem Blut, dem Leid, dem Geschrei und Gewimmer auch kleiner Kinder. Bernadettes Nähe ließ ihn leiden. Grausam, unerbittlich die Wahrheit.
    Es traf ihn ja nicht unvorbereitet. Es bestätigte ihn eher.
    Mit kargen, ungenügenden Worten beendete er ihre Sitzung. Hinter ihr stieg er auf in die Friedhofsnacht, verschloss alles wieder, schaute sich um.
    Sie gingen über den angrenzenden Kirchhof Richtung Straße. Etwas Merkwürdiges war dort: Über einem der runden Gießwasserbrunnen hatte jemand den Wasserhahn ganz aufgedreht und rauschend laufen lassen. Die Zisterne war schon längst, wohl schon vor Stunden, übergelaufen, und das Wasser spülte breiter werdend den Hang hinab zur Straße, völlig unbemerkt im Dunkeln. Bernadette wich instinktiv, wie angewidert, zurück vor der kleinen Flut. Ihre Mundwinkel zuckten, spielten mit Eckzähnen, die zu zivilisiert waren, um schrecklich zu sein. Hiob ging hin zu dem Brunnen und drehte den Wasserhahn zu. Sie sahen sich an, zwischen sich die sternenspiegelnde Kreisfläche der übervollen Einfassung. »Fließend Wasser«, stellte Hiob ruhig fest. »Hast du Angst?«
    Sie antwortete ihm nicht direkt. »Wer mag das getan haben?«
    »Wer weiß? Vielleicht irgendeine tüttelige Oma, die ihre Gießkanne hier aufgefüllt hat und vergessen hat, wieder abzudrehen. Du brauchst dich nicht mehr zu fürchten. Es ist vorbei.«
    »Danke.« Als er ihr den Arm um die Schultern legte, spürte er ihr

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