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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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unerbittlich zur Schau gestellt, und die furchtbare Mittagssonne verbrühte ihr wehrloses Fleisch ohne Mitleid. Sonja wand sich und zuckte und rüttelte an dem annähernd schattenlosen Bäumchen, das auch heftig schwankte, aber in jugendlicher Biegsamkeit nicht nachgab. Tränen liefen seitlich über ihre Schläfen, und etwas stank ganz fürchterlich. Das Schwein in der Strickjacke stand seitlich neben ihr, schaute seelenruhig auf sie herab und hielt so eine Art Metallring über ihren Leib, wie einer, der den bösen Blick abwehren will, indem er nur durch einen Reif schaut. Hatte er sie schon vergewaltigt, oder wollte er sich erst noch an ihrer Hilflosigkeit aufgeilen? Der Sadismus des Mannes erregte sie sexuell, aber der penetrante Gestank irritierte sie. Warum war sie so nass? War das alles Schweiß? Oder hatte der Mann auf sie draufgepinkelt, um ihr eine Freude zu machen? Nein, es roch anders, beißender, künstlicher, mehr wie ...
    »Okay, du Arschloch, bringen wir’s hinter uns. Fick mich, fick mich richtig gut, aber danach musst du mich umbringen, wenn du verhindern willst, dass ich dich töte. Hast du dazu die Kraft, hm? Wirst du dazu noch die Stärke haben, nachdem es dir gekommen ist? Oder hast du schon getötet? Hast du schon viele Mädchen umgebracht?«
    »Du bist jedenfalls nicht die Erste.«
    Shit! Also nicht nur ein Vergewaltiger. Er killte seine Opfer auch und verscharrte sie dann irgendwo. Ihre Mutter hatte sie immer vor solchen Männern gewarnt, denn wenn man die Zeitung aufschlug, schien die ganze Welt voll von ihnen zu sein. Sonja feixte böse. Dann war es das also. Dann war das jetzt das Ende. Als Vampir von einem Psychokiller gebumst und erlegt. Sie hatte sich das Ende nie so deutlich vorgestellt, aber es war okay so.
    »Also komm! Worauf wartest du noch? Feuchter werde ich nicht mehr! Und verrat mir, wie du’s machen wirst. Wirst du mich erwürgen? Oder mit’m Messer? Mit’m Messer, stimmt’s, das ist es? Du könntest auch ’nen Stein nehmen und damit auf meinen Kopf, aber ein Messer ist viel ...«
    »Es tut mir leid«, sagte der Mann. »Mir ist keine andere Methode eingefallen, dich durch Sonnenlicht zu töten.«
    Ihr tränenvermilchglaster Blick fiel auf die leere Schnapsflasche, die neben ihr stand. Er hatte das ganze Zeug nicht ausgetrunken, er hatte es über sie drübergegossen. Und es war kein Alkohol in dieser Flasche gewesen, es war Terpentin oder Kerosin oder irgendetwas anderes mit -in hinten, das so schrecklich stank. Der Metallreifen in seiner Hand, der in Wirklichkeit ein Brennglas war, fing die Sonne wie ein in Zeitlupe hochspringender Hund einen kleinen Plastikball, und knapp unterhalb von Sonjas Brüsten entstand das bläuliche Leuchtgewalle und schwappte schlagartig über ihren gesamten Leib wie eine zweite Haut. Im ersten Augenblick war ihr fürchterlich kalt, dann hakte die Hitze ein und wurde von vollkommen unerbittlichen Arbeiterhänden immer höhergeregelt, weit jenseits der menschlichen Vorstellungskraft, und Sonja schrie und schrie und schrie, bis aufgrund des Napalmeffektes ihre Lungenflügel in Flammen standen. Der Letzte ihrer Gedanken, der noch eines vernunftbegabten Lebewesens würdig war, galt der Schwerstverbranntenzentrale in Köln-Merheim, und was für ein seltsamer Zufall es doch war, dass sie ausgerechnet dort damals so viel Spaß gehabt hatte.
    Der Mörder wartete, bis Sonja Zimmermanns Körper zu einer selbst von einem nekrophilen Zahnarzt kaum noch zu identifizierenden, dehydrierten und knorrigen Galeonsfigur runtergebrannt war. Er nahm die leere Brennstoffflasche, schleuderte sie weißwirbelnd in ein idyllisches Getreidefeld und machte sich dann davon, die Hände in den Hosentaschen. Er brauchte sich keine Sorgen zu machen, dass hier, mehrere Hundert Meter von jedem Weg entfernt und somit mitten in der brandenburgischen Verwaistheit, jemals jemand würde finden kommen.
    Die Sonne stand noch hoch, kam dann ganz langsam runter.
    Das Gesicht des Mörders war von Menschenruß verfinstert, und Tränenspuren malten helle Hieroglyphen über seine Wangen. Er wusste, dass er jetzt zu weit gegangen war, dass der eine Punkt das hier nicht wert war, aber es war eine komische Sache mit dem Zu-weit-Gehen: In dem Moment, wenn man es tat, spielte es schon keine Rolle mehr, denn es war zu spät für Reue. Ein Zitat aus Macbeth fiel dem Mörder ein, ein Zitat, das ihn schon während seiner trüben Abiturientenzeit nicht mehr losgelassen hatte: Ich bin einmal so tief in

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