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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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vermehrt geschehen ist –, dass du ein ungewöhnlicher Spieler bist und vielleicht das Zeug dazu hast, einer der besten zu werden, die es je gegeben hat, dann empfinde ich Stolz. Aber versteh mich nicht miss. Es ist ein ganz eigensüchtiger Stolz. Es ist der Stolz, für dich zu arbeiten, mit dir einen Vertrag zu haben, während die anderen Dämonen davon nur träumen können. Je besser du spielst, desto mehr wertet es mich auf. Aus diesem Grund will ich dir helfen. Ich will, dass du gut spielst, strahlend verlierst und mit Größe untergehst.«
    Hiob lächelte jetzt auch. »Ich danke dir für diese ehrliche und einleuchtende Antwort.«
    »Und wer weiß«, fügte sie noch hinzu, »wenn du dich hier oben tapfer schlägst, vielleicht werden wir dann auf ähnliche Ebenen gestellt, wenn du erst einmal zu uns gehörst.«
    »Eine gemeinsame Zukunft im Wiedenfließ? Mit Höllenhäuschen, Höllenhund und kleinen Bestienbabys?«
    Sie tockte sich verweisend mit ihrem Zeigefinger an die Stirn – eine Geste, die sie offensichtlich einer ihrer Bekleidungen abgeschaut haben musste – und verließ das Restaurant. Hiob blieb noch eine Weile sitzen, trank dann den kalten Tee doch noch aus und bezahlte sogar, bevor er ging.
    Es schüttete immer noch in Strömen, und da Hiob keine Jacke dabei hatte, wurde der fusselige Pullover, der an seinem Körper gerade so einigermaßen getrocknet war, wieder durch und durch nass.
    Das Mädchen saß in der schaumigen Badewanne wie in einem orangefarbenen warmen Teich. Sie saß mit angezogenen Beinen da, sodass ihre festen, noch nicht voll entwickelten Brüste gegen die Schenkel gedrückt waren, und sie versuchte ruhig zu atmen. Den mildsüßen Geruch des Schaumbadkonzentrats, die bittere Seifenblasenverdichtung der gleißend weißen Flocken, die langsam wabernd aufsteigende Wärme, die ihre Haare schwer machte und sie zu widerspenstigen Strähnen zusammenfügte.
    Sie war allein. Von oben wummerten die hirnlosen Bassläufe der neuen Hardrock-CD ihres Bruders, wieder irgendeine Band mit verrottenden, faltigen Zombieschädeln auf schwarzen T-Shirts und mit richtungslosem und uninspiriertem Solo-Gequäle der jammernden E-Gitarrensaiten. Kein Rhythmus, nur Takt. Marschmusik. Musik für hochgereckte Fäuste, schlagend wehende Langhaarköpfe, verzerrte Gesichter, vorne gespannte Lederhosen, sauerschweißige sau-er-schhhhhhhhhhhhhhh
    Sie war allein. Von oben wummerten die hirnlosen Bassläufe ihres Bruders. Vati und Mutti waren noch nicht zu Hause. Mutti würde zuerst kommen, mit viel benutzten Plastiktüten voller lachender Familien und glücklich entpannter Hausfrauen. Mutti würde ins Bad wollen, um sich aufzufrischen, die seifigen Achseln zu waschen, Frisur und Make-up zu kontrollieren. Sie würde schlechter Laune sein, gestresst. »Warum hast du abgeschlossen, Schatz?«, das »Schatz« ganz ohne Wert, »das Bad gehört nicht dir allein!« Sie durfte nichts erfahren. Sie durfte nicht nach Hause kommen. Nicht jetzt schon. Nicht, solange das Wasser noch warm war. Erst wenn es zu orangenem Eis geworden war, sollte sie ihre Tochter daraus hervorkratzen mit roten, leuchtenden Fingernägeln und diesem abgespannten Gesicht. Sie erinnerte sich an diesen Römerfilm, den sie vor Jahren mal gesehen hatte, wo gesagt wird, dass man keine Schmerzen hat, wenn man sich in einem warmen Bad die Pulsadern aufschneidet. Sie hatte ihren Vati gefragt, wie das sein könne, dass man keine Schmerzen hatte, und er hat etwas gesagt von wenn das Wasser etwa die Temperatur hat von Blut fließt das Blut einfach davon und wird von innen heraus ersetzt durch Schlaf, und man merkt nichts, und Mutti hatte dann gesagt, dass eine Kollegin von ihr Schnittnarben an den Handgelenken hätte und deshalb immer irgendwelche rasselnden Armschmuckmengen tragen musste, und wie man nur so blöd sein könnte, sich nicht einmal richtig umzubringen.
    Jetzt konnte sie sich das gut vorstellen, so einzuschlafen im Wasser, das von Orange aus immer dunkler wurde und immer schwerer und süßer zu duften begann, bis sie dann schließlich darin versank, die Haare nachziehend wie einen kleiner werdenden Strauß schwarzer Gräser, und unten, in der feuchten Wärme, kein Verlangen mehr nach Luft. Ob dann auch dieser schöne junge Mann kommen würde, der in vielen Nächten bei ihr war, wenn sie die Decke über den Kopf zog und den eigenen Atem spürte und das Rascheln des bunten Nachthemdes? Als sie ihrer besten Freundin Yvonne von diesem Mann erzählt hatte,

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