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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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mit dem Elfenbeinmesser beide Unterarme längs der Hauptadern auf, bis ihr Blut herauspulste und auf die Straße geschleudert wurde. »Ich habe es getan, Bernadette. Nun schlaf und träume niemals wieder.« Er ließ die wimmernde, stöhnende Frau langsam zu Boden gleiten, strich ihr das nass verklebte Haar aus dem Gesicht. Schwer und matt und dicklich breitete sich die dunkelrote Lache auf dem Asphalt aus. Bernadette starb, wie eine Schlange oder ein Kind um die Füße des stehenden Hiob geringelt, während ihr Blut, das schließlich auch seins war, seine Schuhe und Socken durchtränkte. Wolken zogern unterm Mond vorüber.
    Hiob ließ das Messer fallen, knickte ein, bis seine Knie und Schienbeine das Blut berührten, und blieb so sitzen, vornübergebeugt, die Haare fast auf Bernadettes Körper.
    Er hatte gerade eben einen Punkt verdient.
    Und nichts wurde dadurch besser.
    Nichts.



Prognosticon 4: Über Mädchen

Regen fiel, wie sonst nur Engel fallen. Heftig, tosend, tief. Das Neonschild des Restaurant Diaboli gloste verschliert zu ihr hinüber. Sie hätte die paar Meter nach rechts gehen können, um den mehrspurigen Fahrdamm an der Ampel zu überqueren, aber sie hatte keine Lust darauf.
    Die Autos waren ziemlich schnell, der Asphalt richtig aquaplan. Sie wollte kein Öl-Benzin-und-Fleisch-Inferno verursachen, also bewegte sie sich umsichtig, gewandt. Keiner der Autofahrer, auch wenn er noch so aufmerksam hinter seinen hektischen Scheibenwischern hervorlugte, konnte ihre Bewegungen optisch erfassen. Sie stand gerade noch auf dem rechten Bürgersteig, jetzt plötzlich auf dem linken. Sie hatte einen neuen Stern für ihre Sammlung in der Hand und steckte ihn in die Tasche ihres wasserabweisenden Mantels, und ein Mercedes fuhr ahnungslos ohne guten Stern weiter.
    Das Diaboli war gut besucht. Gut situierte Gestalten, denn das Diaboli war teuer. Sie hatte keinerlei Schwierigkeiten, ihre Verabredung auszumachen. Ihre Verabredung hatte einen ärmlichen Pullover an, war nass wie ein herrenloser Hund, und aus seinen schulterlangen Haaren tropfte langsam Wasser in ein dunkelgoldenes Glas Tee.
    Sie ging zu ihm hin, zog ihre Hand aus der Tasche, strich ihm durchs klamme Haar. »Du siehst nicht gerade glücklich aus.« Mit liebenswürdigem Lächeln entzog sie einem Nachbartisch einen ungenutzten Stuhl, stellte ihn mit der Lehne voran an den Tisch und setzte sich rittlings und breitbeinig drauf. Ihren Mantel behielt sie an.
    Hiob blickte auf. »Nettes Outfit. So normal. Jemand, den ich kennen sollte?«
    Aries schmunzelte. »Deine Bitte um Kontakt erreichte mich in einem etwas derangierten Moment. Ich hatte keine Zeit mehr, mir etwas Elegantes überzuwerfen. Das hier ist die erste Frau, die mir hier über’n Weg lief.«
    »Gefällt mir. Ist mal was anderes.«
    »Was ist los mit dir, mein Schatz? Hast du keinen Regenschirm? Außerdem siehst du aus, als hättest du seit Tagen nicht mehr geschlafen. Weißt du eigentlich, dass man im Fließ ziemlich beeindruckt ist von deinem Spiel?«
    »Ach ja?« Hiob rührte lustlos in seinem Tee.
    »NuNdUuN ist schon wieder zu den Schiedsrichtern gelaufen und hat nachgefragt, ob es denn überhaupt rechtens ist, wenn du dir deine Prognostica selbst erschaffst. Die Antwort war, dass es natürlich nicht rechtens ist. Alle Aufgaben müssen ursprünglich von NuNdUuN designt worden sein, auch wenn das vielleicht schon Jahrtausende zurückliegen kann und er selbst das längst vergessen hat. In deinem besonderen Falle jetzt hat das Schiedsgericht jedoch entschieden, dass Bernadette und ihr Rudel sowieso schon auf dem Weg zum Prognosticon waren. Besonders dieser niedliche Dachdecker war schon nicht mehr richtig menschlich. Du hast also das Unvermeidliche nur ein bisschen beschleunigt. Und das ist, bei dem bereits vorhanden gewesenen Blutzoll, nichts anderes als ein Zeugnis für die besondere Wachheit und Aufmerksamkeit des Spielers, sagten die Richter. Das ist ziemlich cool.« Stirnrunzelnd betrachtete sie seine wenig begeisterte Miene. »Also ich jedenfalls finde es ziemlich cool.«
    Hiob legte den Löffel so vorsichtig gegen den inneren Rand des Glases, als fürchtete er, es könnte explodieren. »Es ist schiefgelaufen.«
    »Wieso? Du hast doch deinen Punkt. Sechs zu null. Was ist daran schief?«
    »Ich bin zu weit gegangen. Um die Regelschmiede da unten zu beeindrucken und mir so eine Art ... Visitenkarte zu verschaffen, habe ich das heraufdämmernde Übel an der Wurzel gepackt und mit Stumpf und Stiel

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