Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)
ausgerottet. Ich habe ein zwanzigjähriges Mädchen nackt ausgezogen, mit Brennstoff übergossen und angezündet. Ich bin jetzt der brutalste Serienkiller, der in diesem Land frei rumläuft.«
»Und was gibt’s daran auszusetzen?«
»Wenn ich, um NuNdUuN schlagen zu können, wie er werden muss, dann will ich nicht gewinnen.«
Aries lachte laut auf und lachte immer noch, als die weibliche Bedienung kam, um ihre Bestellung aufzunehmen. Sie winkte das Mädchen lachend wieder weg. Hiob ärgerte sich. »Oh, Hiob«, kicherte sie, »darum brauchst du dir ja nun wirklich keine Sorgen zu machen. Wie viele Menschen hast du jetzt in deinem Leben insgesamt getötet? Fünf? Sechs?«
»Mehr als ein halbes Dutzend. Das ging ja schon mit dem Eröffnungsspiel los.«
»Mehr als ein halbes Dutzend!« Sie lachte wieder auf. »Versuch mal, dich mit einem Lebenslauf, auf dem eintausend Getötete stehen, als einfacher Gefreiter in NuNdUuNs Armee zu bewerben. Da wirst du ausgelacht. Und umgebracht gleich mit. Mach dir darum mal bloß keine Sorgen. Selbst Hitler war nur ein kleines Licht in NuNdUuNs Fenster. Keiner, der im Reich des Fleischs geboren wurde, kann es an Verderbtheit jemals mit einem Wiedenfließer aufnehmen. Wir sind rein. Rein und unverfärbt. Ihr seid nur ulkige Innereienbeutel, die piepsend durch die Gegend zittern.«
»Du verstehst es wirklich, einen aufzurichten.«
»Ich verstehe es garantiert, einen aufzurichten. Ein kräftiger Schuss Sex ist es, was deinem Lebenssalat im Moment zu fehlen scheint. Aber genau da liegt dein Problem, stimmt’s? Es sind nicht die Leichen auf deinem Guthaben, was dich zerknirscht. Es ist deine Libido.«
»Mit der ist noch alles in Ordnung, vielen Dank.«
»Das meine ich nicht. Ich meine nicht, dass sie nicht mehr da ist. Ich meine nur, dass sie schon zu lange nicht mehr richtig gebraucht wurde.«
»Du nervst. Du kannst nur ans Vögeln denken.«
»Ich habe das Wort ›Vögeln‹ nicht benutzt. Du warst das. Und du bist es auch, der dieses Thema angeschnitten hat. Nicht ich.«
»Ach, und auf welches hochgeistige Thema spielten Madame an?«
»Liebe.«
»Liebe.«
»Ja, Liebe. Das, was ich dir nicht geben kann. Du hast ein ernsthaftes Problem mit den Frauen in deinem Leben.«
»Findest du?«
»Lass mich dir mal ein paar Stichproben geben. Du hast eine Mutter, die du nicht ausstehen kannst. Deine erste große Liebe war eine Lehrerin, die doppelt so alt war wie du, und mit der du nie mehr als förmliche Worte gewechselt hast. Deine zweite große Liebe, das erste Mädchen, mit dem du je geschlafen hast, hat dich sitzen lassen, weil ihr deine Morbidität zu unheimlich war. Für die paar Mädchen, die danach kamen, hast du nichts als Gier und Verachtung empfunden. Danach hast du dir ein süßes Sexteufelchen aus dem Wiedenfließ angelacht, das für dich jede Frau der Welt sein kann. Ein feuchter Traum für jedermann, eine niemals endende Aneinanderreihung von Jahrhundertficks, aber vollständige Gefühllosigkeit inbegriffen. Und jedes hübsche, sinnliche Ding, das dir seitdem Avancen gemacht hat, hast du umgebracht, mit Ausnahme der kleinen Schwester deines besten Freundes, die du dir immer ziemlich grob vom Leib hältst. Klingt nicht gerade gesund, wenn du mich fragst.«
»Sage ich doch. Ich bin ein Serialkiller.«
»Quatsch. Noch ist es ja nicht so weit, dass du wahllos alle gut aussehenden Frauen tötest. Bisher hattest du ja jedes Mal einen moralischen Grund dafür.« Hiob lachte höhnisch auf, aber Aries ließ sich nicht irritieren. »Was du dir wirklich mal klarmachen musst, was bislang offensichtlich noch nicht so richtig bis in dein Bewusstsein vorgedrungen ist, ist die einfache Tatsache, dass du kein normaler Mensch mehr bist. Also haben für dich auch die menschlichen Regeln des Daseins und Zusammenlebens, seien es nun die Zehn Gebote oder die bürgerlichen Gesetzbücher oder die ungeschriebenen Gesetze der Ethik und Humanität, keine Gültigkeit mehr. Sie erfassen einfach deine spezielle Lebenssituation nicht. Du bist jetzt der Spieler. Aber du bist noch nicht lange Spieler. Und du hast immer noch die Wünsche und Sehnsüchte und Bedürfnisse eines Menschen. Das wird sich eines Tages legen. Aber bis dahin müssen wir beide – du und ich – halt versuchen, dir zu helfen.«
»Und wie kann man mir helfen?«
»Du hast bisher Pech gehabt. Jede attraktive Frau, die dir begegnet ist, seit du das Spiel spielst, war auf der Gegenseite. Mit Ausnahme von Magdaleen Diffringer,
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