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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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hatte Yvonne gesagt, sie hätte auch so einen Mann, und ihrer sähe aus wie dieser Junge aus der Jeans-Werbung, der, der seine Jeans begräbt, nur dass er einen unheimlich langen Umhang trüge, in den er sie hüllte, während er ihr Nachthemd langsam hochstreifte, bis sich elektrisch knisternd blaue Funken um ihre Beine legten und seine starken Hände dann an der Innenseite ihrer Schhhhhhhhhhhhhhhh
    Yvonne hatte keine Ahnung. Da war kein Mann war kein Mann war kein Mann war kein Mann war kein Mann. Da war überhaupt kein Mann mehr in der ganzen Welt. Nur sie, das warme Wasser, der Schaum, der Geruch, das Alleinsein.
    Sie war allein. Von oben wummerten die hirnlosen Bassläufe ihres noch hirnloseren Bruders. Er war nicht allein. Er hatte seine Helden. Die fiesen Poster an den Wänden, von hässlich grinsenden dreckigen Kerlen mit weit gespreizten Beinen und fettig langen Haaren. Am fiesesten waren die alten Typen mit ihren blonden Dauerwellen und den Kettchen, Coverdale, Plant, Page, Tyler, Cooper, Simmons, die Scorpions und wie sie alle hießen. Sie kannte sie auch, aus der Bravo: widerlich feiste Mittvierziger mit lächerlicher Schminke und bösen Gesichtern, die auf ganz junge Mädchen scharf waren, sabbrig scharf, wie Herr Herr Herr
    Quietschend rutschte sie mit dem Hintern über den Wannenboden und tauchte ganz ein ins linde Orange. Das Wasser zog sich um sie zu wie eine schmeichelnde Decke, weicher als Angorawolle, weicher noch als wenn man ein Pferd in Fellrichtung streichelt. Sie hielt die Luft an, bekam Wasser in die Nase, Wasser, das nach oben wanderte zwischen ihre Augen. Sie tauchte wieder auf. Weinend. Sie weinte jetzt, zitterte sich lautlos Salzigkeit heraus, »blärte«, wie Mutti sagen würde. Das Weinen tat gut, aber nur so lange, bis es die Nase verstopfte und das Gesicht und die Augen heiß wurden. Dann hörte sie auf, stoppte sich, lauschte. Dumpfes, monotones Wummern. Wenn sie jetzt schwanger war? Unmöglich, er hatte ja sein Ding nicht reingesteckt. Aber Anja hatte mal erzählt, dass es schon genügte, wenn einer so geil war, dass er einen Tropfen vorne drauf hatte und er sich dann den Reißverschluss vorne und der Tropfen auf die Hand und mit der Hand dann so wie er ...
    Das ekelhafte alte Schwein. Das ekelhafte ekelhafte ekelhafte ekelhafte fiese Schwein. Alter geiler Bock, der sich heißmachte, wenn er die kleinen Mädchen beim Turnen sah, der sich an den Fingern roch, nachdem er Hilfestellung am Grätschkasten gegeben hatte. Altes, ekelhaftes Schwein, mit seinen fiesen Bemerkungen wie »Heb deinen süßen Popo« oder »Noch weiter auseinander die Beine, dann hast du im Leben mehr Spaß« oder »Du brauchst nicht zu duschen, dein Schweiß ist aufregender als Parfum bei den anderen« oder »Du brauchst dich doch vor mir nicht zu genieren, ich bin doch dein Lehrer«. Dabei das schleimige, widerliche Grinsen mit den Tabakrändern um die Zähne. Der Gestank von kaltem Zigarettenrauch und Apfelkorn. Und die jugendlich-lächerlich eingefetteten Haare. Das Ausgeliefertsein. »Ich bin doch dein Lehrer. Hab dich nicht so.«
    Sie kauerte sich wieder hin und hasste. Hasste wie noch nie.
    Was für ein Gesicht er wohl machen würde, wenn die Polizei zu ihm ginge, um ihm zu sagen, dass sie tot war? Gar kein Gesicht. »Was geht mich das an, ich war nur Aushilfe, normalerweise unterrichtet Frau Drescher die Mädels.« Und wenn, und wenn sie einen Abschiedsbrief hinterließ? »Herr Kessler ist ein geiles altes Schwein, das den Mädchen beim Turnen in den Ausschnitt schmult oder in den Duschraum kommt und tut, als hätte er sich verlaufen, oder mir beim Umziehen von hinten mit den Fingern lachend durch das Hö Hö Hhhhhhhhhhhhhhhh
    Ssssssssssssssss. Kein Abschiedsbrief. Sonst würde Mutti sagen: »Die kleine Nutte hat ihn scharf gemacht.« Mutti verstand was davon. Sie sprang dem netten Herrn Kessler, der auch so fachkundig Biologie unterrichten konnte, immer beinahe mit dem Rock ins Gesicht, wenn sie im Lehrerzimmer umeinanderscharwenzelten. Vielleicht war Kessler, das Schwein, deshalb so heiß auf die kleine Mellentin. Weil sie Muttis kleines Mädchen war, Mutti in klein, Mutti noch jünger, noch unberührt, noch wehrlos, noch nicht so gestresst und sehnig am Hals. Mutti als kleinere, engere Gratis-Nutte.
    Töten. Das Wort war plötzlich, ganz selbstverständlich, ganz behaglich, in ihrem Kopf. Und verschiedene Variationen dazu: Kessler töten. Mutti töten. Alles töten.
    Nur Vati nicht.
    Vati. Pappi.
    Denn

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