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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Tötungsprofession zu folgen. Mit zusammengekniffenen Augen fragte er: »Er wollte kein Beruhigungsmittel haben?«
    »Das war nicht notig, Mister Waco, Sir. Sein Puls war ganz ruhig, man mochte beinahe sagen: entspannt. Heitere Gelassenheit ist, glaube ich, das Wort.«
    »Gottverdammter Ziegenscheiß. Da soll mir noch einer sagen, wir haben das Richtige getan. Wir hätten den Burschen aufknüpfen sollen.«
    »Tod durch Strang ist in Bundesstaat Washington wieder durchgefuhrt worden seit langer Zeit, erfreut sich aber nicht allzu großer Popularitat. Erinnert, obwohl sauber und effizient, zu viele liberale Burger an den alten Volksbrauch Lynchen.«
    »Oder die gottverdammte Gaskammer halt.«
    »Kalifornien, Mississippi, North Carolina und Arizona haben gemacht gute Erfahrungen damit. Wassrige Schwefelsaure plus ein paar Plastikkapsel mit Zyanid ergeben ein Blausauregas von hoher Effizienz, aber der Tod ist nicht ganz so sauber, kann bis zu einer Viertelstunde dauern, die vergeht mit qualvollem Nach-Luft-Schnappen wie ein Fisch auf dem Trockenen. Wenn Sie mich fragen, ist am besten einfach Natriumpentothal, Pancuroniumbromid und Kali...«
    Wacos Hände strichen nervös in seinem Haar herum. »Hören Sie, Doc: Wenn irgendetwas, irgendetwas Außergewöhnliches sich mit diesem Leichnam hier ereignet, rufen Sie mich sofort an, hier ist meine Nummer.«
    »Mister Waco, Sir – mit diesem Leichnam wird sich nicht mehr ereignen außer seiner Einäscherung, sobald die Kapazitat ist frei.«
    »Irgendetwas, Doc, egal was.« Als Detective Sergeant »Lewt« Waco durch die blechernen Gänge ans Tageslicht zurückstapfte, mit zittrigen Fingern in einer fast leeren Zigarettenschachtel wühlend, fingen die sterilen Neonlampen der pathologischen Kellergewölbe leicht an zu flackern und zu dimmen.
    Sechs Meilen entfernt wurde ein präepileptisch an seinem Nintendo daddelndes Mädchen von einer aus der Bildröhre des Fernsehers schlagenden Stichflamme so schwer erwischt, dass ihre hereinstürmende Mutter die schwelenden Überreste im ersten Augenblick für die des Familienhundes hielt.
    Hiob – klatschnass, aber sich befreit und gereinigt fühlend, als hätte er zwei Handvoll Stirnhöhlenkatarrhschleim mit einem crowleyschen Nieser über einen Nierentisch verteilt – verließ das Columbiabad nicht auf dem Weg, auf dem er gekommen war, sondern kraxelte in westlicher Richtung über den Zaun, der das Gelände vom benachbarten Friedhofspark abgrenzte. Hier konnte man nachts oft augenwulstige Pinhead-Skinheads sich zusammenrotten sehen, die in dem ihnen eigenen heiser-lispelnden Jargon heroische Blitzkriege gegen den friedlich dahinterliegenden türkischen Friedhof ausheckten, hier konnte man, wenn man Glück hatte, auch ein paar neogothische Grabschänder mit aus Mittelschichts-Pappis Garage entliehenen Hacken und Schaufeln umherwandeln sehen, mit schwingendem Pendel auf der Suche nach lohnend reanimierbaren Überresten, oder man konnte blasse schöne Mädchen im Mondschein zwischen den Grabsteinen beim Lesen der Gedichte von Rilke, Byron, Blake oder Hölderlin beobachten oder auch gummigewandete übergewichtige Swingerclubs, die sich auf den Hügeln rollten und zwischen den Blumen stöhnten, mit jenem verruchten Hauch von Nekrophilie im gutbürgerlichen Angstschweiß, aber latent unbefriedigbar aufgrund der Erkenntnis, sich den wahren, letzten Schritt niemals zu getrauen. All diese urbanen Geschäftigkeiten auf einem nächtlichen Seelenacker wären jetzt für Hiob zwar ganz amüsant, jedoch, von der an Bekannte oder Vorgesetzte verpfeifbaren Swingerclique vielleicht einmal abgesehen, finanziell uneinträglich und somit nutzlos gewesen. Er vertraute seinem Karma die Füllung seines Geldbeutels an, fast so wie mittelalterliche Magier ihre Geldkatzen nachts auf Raubfraß hatten umherstreifen lassen. Und er hatte tatsächlich Glück, oder besser gesagt: Das Rad des Schicksals verharrte kurz knarrend auf der fettigen Nabe und hieß ihn aufsteigen.
    Es waren Satanisten, und zwar solche, die die lachkrampferzeugenden Geldschneideszenarien eines Glenn Danzig für mächtig starken Tobak hielten und von den herkömmlichen Genussreizen des Post-Wende-Materialismus bereits dermaßen gelangweilt und übersättigt waren, dass sie ihrem selbsternannten Guru genug Geld gaben, damit er ihnen die grandiose Idee vorformulieren konnte, dass sie in sogenanntem Ekeltraining ihre eigene Scheiße fressen müssten, um dem Ursprung der kosmischen Macht

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