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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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von seinem prügelsüchtigen Vater oder wie eine fragile Dame von einem von starkem Begehren übermannten Liebhaber unbarmherzig näher- und herangezogen wurde, bis das schrille mechanische Kreischen zweistimmig wurde.
    Damn.
    Damn.
    Damn.
    Er hatte sich so gut gefühlt, die paar Tage lang, sich eingebildet, NuNdUuN eine nette kleine Lektion erteilt zu haben, die sich der geschuppte Blutphilosoph hinter die Hörner hätte schreiben müssen, aber nichts da. Der Kronprinz der Reusenkathedrale hatte ungerührt und pflichtbegeistert einen Superstunt vorbereitet und durchgezogen, während Antiheld Montag wie ein x-beliebiger Junkie in Berlin durch die Gegend wackelte, blöde grinsend Komatreiber einschmiss und übel riechende Selbstzündungen durchführte.
    Damn!
    Hiob schlurfte durch den Nebeldampf aus seiner Küche ins verwinkelte Badezimmer, wo er das einzige Bild stehen hatte, das er in den letzten Monaten immerhin in Angriff genommen hatte. Er nannte es I’M COMING DOWN FAST BUT I’M MILES ABOVE YOU; es zeigte eine wüste, stachlige Stadtsilhouette unter einem wie ein Schmiedehammer runterbrechenden Giftstoffsmoghähnchengrillhimmel. Irgendwo da oben fühlte er sich selbst, aufgestoßen in den FuCKW-Fürzen der Kohlendi-und-monoxid-Gemeinschaft, kreisend wie ein uranisch strahlender Adler über dem Helter Skelter in den Gassen und doch immer wieder darin schwelgend, sich suhlend in den geplatzten Abszessen mehrerer bewusstlos ineinandergeschraubter Generationen wie der Bitter-Moon-Coyote in warmem, nacktem Frauenfleisch. Er rieb rau seine Wangen über die trockene Farbe, hielt seinen Kopf unter langsam kälter werdendes Wasser, verschmierte mit den Haaren das unfertige bunte Phantombild der Gegenwart zur vollständigen, kommerziell erst lohnenden Unkenntlichkeit, starrte fünf Minuten ins leere Waschbecken und kotzte sich dann plötzlich und heftig das unnütze Gift mehrerer Tage aus dem Kreislauf, bis fast nichts mehr da war. Den ganzen folgenden Tag blieb er unter dem Waschbecken hocken, sang leise alte Songs von Peter Kreuder und zermarterte sich den Kopf, wie er wieder zu so viel Geld kommen sollte, um sich wieder ein Flugticket in ein wieder außerhalb Europas liegendes Landegebiet leisten zu können.
    Karma würde ihm schon was weisen.
    Nachdem die Dunkelheit ächzend ihre Nachtschicht angetreten hatte, verließ er Wohnung und Haus, ging den Roten-Baron-Boulevard bis hoch zum Platz der Luftbrücke, wo sich knöchern bleich die Hungerharke vor einem fahl zuckenden Hintergrund aus Suchscheinwerfern und den Slo-Mo-Derwischen der Radartaster abhob wie die aus dem Grab gewachsene Hand eines Mutterschlägers, schlappte, beide Hände in den Hosentaschen, an der an die Mondbasis von 2001 erinnernde, vielfarbige eingezäunte Kaltlandschaft des Flughafens Tempelhof, den von den Alliierten in wilder, ungeordneter Flucht vor der Wiedervereinigung Großdeutschlands im Stich gelassenen Baseballkäfigen und dem vielgeschändeten Türkischen Friedhof vorbei bis zum Columbiabad, das – aufgrund der globalen Erwärmung auch im Spätapril schon gewinnbringend geöffnet – in blau spiegelnden weißen Lichtern lag und Stille ausatmete, Stille als Negativecho von kreischenden, platschenden Kindern. Hiob schaute sich um, dass nicht gerade ein müde flackernder Bus vorbeischnaufte oder ein anderes blendendes Auto, dann turnte er behände über das Einlass-Drehkreuzgatter hinweg und glitt ins vollkommene Dunkel der Rasen-, Kachel- und Wasserflächen dahinter, alle irgendwie geometrisch, irgendwie hartrandig, gereizt. Seine Schuhe wühlten, sich durstig vollsaugend, ein glattes Fuß-Vorbecken auf, ein Signalton vom Flughafen piepte alle fünfzehn Sekunden über die Entfernung wie ein Nebelhorn für Luftschiffe, da war auch eine Nachtigall in der Hasenheide über der Straße, Gebäude, Mondwasser, der Geruch von Chlor. Das Becken war so schwarz wie Teer, aber viel perliger, der Wind mit seiner Handkante kräuselte das kichernd gekitzelte Nass. Hier, endlich, war Hiob vollständig allein, konnte er nachdenken, konnte er Kraft sammeln für den nächsten Zug.
    Er suchte und fand das Sprungbrett, Dreimeter- und Einmeter-Basen, verhängt von einer Kette, die dem Tag gehörte und der Sichtbarkeit, stieg darüber, das Geländer ganz trocken, sehr selten, eine Kostbarkeit dieser Augenblick, nach oben, nach vorne, zum Rand. Unter ihm völliges instabiles Dunkel mit einem kleinen, tanzend zerflirrten Mond, 384 405 003 Meter unter ihm und von

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