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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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näherzukommen. Es waren – mit einem Wort – richtungslose, uninspirierte Idioten, wie sie nur die kicküberfluteten 80er Jahre hatten hervorbringen können, Menschen, die zu viel Geld und viel zu wenig Geist besaßen, und Menschen, die noch zu jung waren, um das antiproportionale Verhältnis zwischen beidem zu erkennen. Ihr Guru war bei ihnen, ein lächerlich robenkostümierter fünfzigjähriger BfA-Angestellter, der sich jetzt DER BLUTIGE ASMODÄUS nannte und gerade – einen seinen Jüngern natürlich unbekannten Evergreen von Nusrat Fateh Ali Khan als magisch-geheimen Sufigesang ausgebend – drogenversetzten Rotwein in einem versilberten Gralsbecher von Hertie umherreichte. Dieser Becher wiederum war mit aus der auf jedem Trödelmarkt erhältlichen deutschen Ausgabe des Necronomicon entnommenen Kreidezeichen bekritzelt, und einige der weiblichen Jünger wiegten sich bereits deutsch-ekstatisch in den Hüften.
    Hiob kauerte sich breit grinsend ins Unterholz, um das unheilige Dutzend bei seinem unheilvollen Treiben zu beobachten. Ein Meerschweinchen musste – offenbar in großstädtischer Ermangelung eines Rindes – dran glauben, und DER BLUTIGE ASMODÄUS quetschte den kleinen Kadaver mit scheußlich gutturalem Besessenheitsgebrüll, das bestimmt bis zum Columbiadamm zu hören war, so lange, bis genügend warmes Blut auf seine unbehaarte Brust getropft war, um die gierigen Jünger, Rege Satanas-lallend, daran lecken zu lassen. Alsdann wurde das unvermeidliche, da enorm populäre, Jungfrauenritual – hier in einer jugendfreieren Version, denn kein zahlender Jünger durfte auf Dauer verschreckt werden – in Angriff genommen, und bei den Namen der »seelenzerfetzenden sieben Ausgeburten des unteren Beelzebub: Egor, Borrgu, Diffka, Berekhor, Difar, Braggu und Zant« der große furchtbare Dämon Canthrodeumeles beschworen, der »auf seinen samennassen Schwingen durch die Möndin herabstürzt in fackelndem Flug, seine Diener zu grüßen«. Tatsächlich quiekten einige der jüngeren Jünger vor Angst auf und plapperten – mehrere von ihnen mit sächsischem Akzent – aufgeregt durcheinander, was DER BLUTIGE ASMODÄUS gewandt nutzte, um sie daran zu erinnern, dass »die dornige Pforte ohne Wiederkehr« bereits durchschritten sei und man sich nun eilen müsse, den aus mindestens zwei Tage über dem nackten Bauchnabel getragenen Geldscheinen bestehenden Bannkreis auf »dieser zwar christlich geweihten, der wahren Macht jedoch nur zum Spott gereichenden Erde« zu errichten, woraufhin um die zwanzig Arme rasend schnell und zu Hiobs großer Begeisterung Fuffis, Zwannis und Pfünde auf den Boden breiteten, bis um den BLUTIGEN ASMODÄUS herum ein silberfadenglimmender Banknotenkreis gelegt war. »Hurtet euch«, kreischte DER BLUTIGE ASMODÄUS in wahrhaft diabolischer Verkennung der deutschen Sprache, »denn der große furchtbare Dämon Canthrodeumeles ist auf seiner Dimensionenbahn schon ganz nahe, horcht, horcht, horcht und hurtet euch, könnt ihr es auch riechen? Es riecht nach dem warmen Talg aus Weiberfett gefertigter Kerzen! Canthrodeumeles komm! Canthrodeumeles komm! Ex vaginum succutrubus deo, lapsis ic sunct satanas!«
    Mit einem gewaltigen Satz und einem sirenenartigen Trillern auf den Lippen sprang Canthrodeumeles aus dem Unterholz hervor mitten in den Flackerschein der überall postierten schwarzen New-Age-Kerzen. Der Dämon hatte glutrote Haut, riesige unbewegliche Fledermausflügel auf dem Rücken, ein geradezu unglaubwürdiges Gebiss, er trug einen barbarischen Lendenschurz, hüpfte wie ein Derwisch herum, alle Jünger des BLUTIGEN ASMODÄUS sprangen kreischend und sich schier bekleckernd zu ihrem sie mit väterlicher Geste willkommen heißenden Guru in den Kreis, der qualmende Dämon fing mit fürchterlicher Stimme an zu schreien: »Ich bin Canthrodeume ...«, als ihn von hinten eine zweite Höllengestalt ansprang, umwarf, aufrecht zerrte, von hinten schlenkerte und würgte, dass ihm einer der Flügel abbrach, und ihn dann ins Gebüsch zurückschleuderte. Der zweite Dämon war splitterfasernackt, fahl, mager, glänzte silbrig feucht, sein Haar war höllenschwarz und nass vom Flug, Blut und Erde verschmierten seine Brust, seine Arme waren viel zu lang, und er bewegte sich mit den merkwürdigen ruckartigen Abläufen einer Ray-Harryhausen-Kreation. »Ich bin Canthrodeumeles!«, röhrte er mit tiefer, rauer Stimme, »und bei den Namen der vier Unteren, Bifur, Bofur, Oin und Gloin, kann ich Euch sagen: Die da

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