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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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gepanzerter Elitewachmann aus einem Seitengang hechtete, brauchte Ingless nur vier sichere automatikgetriebene Schüsse auf die fliegende Zielscheibe abzugeben, und schon schlidderte ihm klappernd eine vollgeladene Maschinenpistole bis direkt vor die Füße.
    Dann erleuchtete er die umlaufende Stahlgalerie mit einem Feuerwerk aus Funken, Blut und Uniformfetzen.
    Alarmsirenen peitschten los, und in Captain Chrome kam Bewegung: Mit robotisch abgezirkelter Geste winkte er seinen wackren Mannen, und der Trupp rückte ab ins Gefecht.
    Hiob rieb sich die Hände. Das hatte ja mal wieder ausgezeichnet geklappt. Und wenn man es recht bedachte, kam der Tod im Wiedenfließ doch auch den kleinen Kinderchen einer Erlösung gleich. Sie würden niemals vor den Strahlen der Sonne Angst haben müssen, Sommersmog riechen oder Beverly Hills 90210 sehen müssen.
    Munter schnallte er mit Hilfe des Docs den wirklich heute schon arg herumgestoßenen Leichnam Charles Otts’ wieder los, trommelte sich dann mit beiden Händen klatschend auf dem Bauch herum und erläuterte dem buckligen Gehilfen dabei seinen Plan, schärfte ihm gutgelaunt und gönnerhaft mehrmals ein, ja nichts falsch zu machen und sich alles gut zu merken, zwirbelte ein kleines silbernes Diktiergerät aus der Brusttasche seines Hemdes, erklärte dessen Sinn und Zweck, stopfte es dem Doc zwischen die Skalpelle in den Kittel und ließ sich schließlich und endlich selbst auf dem letalen Sitzmöbel festschnallen. Die Dämonenmetastase in seinem Verdauungstrakt, mittlerweile eifrig mit dem Perforieren von Innenmembranen beschäftigt gewesen, hatte frustriert gegen den unsinnigen, unerträglichen Lärm auf der Bauchdecke angejault und überhaupt nichts mitbekommen. Jetzt jedoch kauerte sie sich gesträubt in einer Magenfalte zusammen, als ahnte sie, was ihr bevorstand.
    »Ach ja, was den Pac-« plauderte Hiob, während der Doc gewissenhaft und routiniert Schnalle um Schnalle arretierte, »-Man-Bezug angeht, den ich vorhin erwähnte – Sie erinnern sich doch an Pac-Man, was, Doc? Das ist dieser kleine, gelbärschige Kerl mit der großen Grinsefresse, der sich auf der Jagd nach Energiepunkten durch ein neonleuchtendes Labyrinth futtert und sich dabei ganz mächtig clever vorkommt, weil er nie abrafft, dass er das Labyrinth im Grunde genommen nicht verlassen kann. Dieser eitle Düser ist in unsrem Falle unser Freund Otts, Mister Großkotz im Pillenparadies, ein runder Sauger auf dem Weg von Rachepunkt zu Rachepunkt. Und wir zwei beiden, wir sind diese bösen, finstren Huhu-Geister, die hinter Pac-Man her sind, um ihm per Berührung das virtuelle Lebenslicht auszublasen. Sie sehen also, Doc, wir beide spielen in dieser Tragödie die Bösen, aber ich muss sagen, ich fand die Rolle des Jägers schon immer viel charismatischer als die des Gejagten. Wenn man darüber hinaus auch noch bedenkt, dass beim Spielen derjenige den höchsten Score erhämpfhempfhempfmumpfmmmmm ...«
    Doktor Yaycayab war froh darüber, dem eitlen Geschwafel mit dem Hartgummibeißring der Mundknebelschnalle einen Riegel vorschieben zu können. Hiob zuckte und wand sich ein wenig protestiernd in den unnachgiebigen Lederriemen, sodass der Doc das linke Scheinbein zur Sicherheit noch ein Loch fester anzog. Dann legte er die innen mit tränenaufsaugendem Stoff wattierte Augenbinde vor und prüfte, dass ihr Sitz nicht allzu sehr aufs Nasenbein drückte. Gut so. Die verkabelten Fingerhüte wurden einer nach dem anderen aufgepropft – sie sollten elektrischen Entladungen aus den Fingerspitzen vorbeugen – und festgeschraubt. Prima. Die Schuhe – selbst stabilere Exemplare als diese abgelatschten Turnschuhe hier konnten im Allgemeinen von den rasend schnell zuckenden Zehennägeln zerfetzt werden – wurden mit krepp-ähnlichem Band an der Fußstütze festgeklebt. Erledigt.
    Was echt störte, war die Tatsache, dass Hiobs Schläfen nicht rasiert waren, im Gegenteil sogar ziemlich dichtes, langes Haar den Delinquentenkopf umwallte. Doktor Yaycayab hatte keine Schere dabei, so bastelte und wurstelte und ziepte er also ein wenig herum und nahm sich vor, ein bisschen mehr Strom als gewöhnlich durch den Kreis zu jagen, um ganz sicherzugehen. Hoffentlich funktionierten die Absauger heute. Der Gestank einer Elektrokution war auch ohne verschmorten Haarsud selbst für einen Leichensezierer schwer zu ertragen.
    Schließlich saßen die Elektroden einigermaßen vertrauenserweckend, und der Doktor konnte den helmartigen

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