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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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rausgeschmissen und ihr gesagt, sie soll im Aquarium weiterhuren, aber nicht bei mir. War das zu grob?«
    »Na ja. Sie meinte es sicher nur gut mit dir.« Hiob lachte immer noch.
    »Was war das denn für eine, verdammt?«
    »Ein Flunderkopf, sagst du?«
    »Flunder oder Karpfen oder was weiß ich. Irgend so ein Vieh mit flachem Schädel und breitem Maul.«
    »Und ihr Körper, ihre Brüste, die Vulva – alles menschlich?«
    »Alles spitzenmäßig. Helmut Newton.«
    »Eine Rheintochter, würde ich sagen. So nennen sich Meeresfrüchtchen in Deutschland. Sie sind auf Versöhnung mit den Menschen aus, benutzen aber deinen Samen, um neue Generationen von Fischen abzulaichen. Schwierig zu beschreiben. Sie sichern ihre Nachkommenschaft und binden die Menschen dabei an verantwortungsvoller Stelle ein. Mostly harmless.«
    »Und wie sind sie entstanden?«
    »Dreimal darfst du raten. Einleitungen natürlich. Basf und seine Freunde. Dazu ein bisschen warme Hilfsmagie aus dem Wiedenfließ und – wallalaweialaweia.«
    »Fuck. Wie kommt es eigentlich, dass mir solche Sachen erst passieren, seit du mit der Hölle herummachst – Frauen mit Fischköpfen, ich meine, hey?«
    »Du musst die Sache andersherum betrachten, Kamb. Wenn ich dir nie die Grundregeln der unterräumlichen Magie verklickert hätte, würdest du heute immer noch denken, die Mädels hätten alle nur Mundgeruch.« Kamber verzog angewidert das Gesicht, und Hiob war jetzt bester Laune.
    Myriems Feier war natürlich erst mal keine lockere Party, sondern ein türkisches Familienfest, die übliche Mischung aus Händeschütteln, Umarmung, Namensvorstellung, Lammfleisch, gekochten Kartoffeln, Schnaps und monoton hochgepitchter Musik. Myriem selbst war hinreißend, mehrere junge Galane strichen ölig oder breitbrüstig um sie herum, ihr Vater war einflussreich, sie selbst eine Superpartie. Kamber war natürlich der Star und musste ein paar anatolische Liedchen samt Human Beatbox zum Besten geben, und Hiob als einziger Ungläubiger – offensichtlich hielt Myriem nicht genug von ihren Klassenkameraden, um nur einen Einzigen von ihnen einzuladen – fühlte sich mal wieder wie Karloff im Dorfe, was Myriem clever ausnutzte, um ihn an der Armbeuge hierhin und dorthin zu ziehen und auf ihn einzureden und ihm dabei geschickt das Gefühl zu geben, sich als Einzige hier um ihn zu kümmern und für ihn zu interessieren. Hiob nutzte das Gerede über ihre Verwandtschaft und ihre Gedanken über die Tatsache, dass sie jetzt 17 Jahre alt war und ihre erste Menstruation bereits vier Jahre zurücklag, sie aber immer noch unberührt war, um sich zum ersten Mal seit einigen Tagen wieder so richtig sattzuessen, mit Haslama und Fladenbrot. Ab und zu – natürlich – nickte er, pausbäckig. Irgendwann dann kam Vater Seferi vorbei, klopfte ihm kettchenrasselnd auf die Schulter und sagte so etwas wie: »Wie einen Sohn haben wir dich aufgenommen, Habib«, später dann bekam Hiob Ärger mit einem der jungen Pfauen, der sauer darüber war, dass ein Deutsch das süße Geburtstagskind so lange mit Beschlag belegte, und Hiob musste ihm erst lang und breit auseinandersetzen, dass er kein Deutsch, sondern ein Berlin war, genau wie die meisten anderen hier auch. Als der Abend länger und breiter wurde und die Altvorderen sich zu Pfeifchen und Geschäftchen oder Klatschchen und Tratschchen in diverse Kämmerchen zurückzogen, galt der traditionelle Teil als abgeschlossen. Crazy Kamber hatte eine in Polen schwarz gepresste echte Vinylversion des 93er-Albums von Del the Funkyhomosapiens in mehrfacher Ausfertigung dabei und schrammelte auf zwei extra für ihn bereitgestellten ausrangierten Plattenspielern ein paar heftige Streicherloops und eine nicht enden wollende geschickt gedehnte Fassung von No Need for Alarm durch die Gegend, sodass Hiob sich schließlich mit Myriem zwischen lauter wildzuckend hiphoppenden Islam-Force-Streetfighters und ein paar vom frühen Nachmittag übrig gebliebenen blonden Bauchtänzerinnen tanzend wiederfand. Hiob konnte dabei den Effekt seiner seattlesken Grungehaarpracht voll ausspielen und ein bisschen cobainig durch die Gegend moshen, was einige der jungen Stalloneklone mit Unbehagen und Protest quittierten. Der DJ jedoch sagte nur: »No need for alarm«, drehte sich einmal um die Achse und scrrrratschte funkensprühend weiter.
    Myriem amüsierte sich ganz ausgezeichnet, jedenfalls so lange, bis eine schwarze Flocke durch die Tür schneite, deren einziger Makel es war, keine

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