Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)
ist noch gar nicht meine Liga. Ich habe gerade mal mit Müh und Not zwei Prognostica ausgepustet. Beim Ersten musste ich mich in Schimmelschleim wälzen und den Nuttenschlitzer raushängen lassen, beim Zweiten wurde ich dafür auf dem E-Stuhl flambiert, und ein besonders netter Zeitgenosse hat mir als Dank eine heiße Kugel in mein kaltes Herz geschossen. Wie kommt ihr also auf die Idee, dass ich bereits für Manifestationen reif bin?«
»NuNdUuN sagt, es ist eine Variation. Du selbst hast die Wahl.«
»Ach, ist schon das Superwahljahr, ja? Welche Wahl soll das denn sein?«
»Na ja: Entweder diese eine Manifestation oder drei Prognostica.«
»Moment – ähm, eine Manifestation bringt drei Punkte?«
»Normalerweise nicht. Jetzt aber schon. Du bist ja noch nicht auf dem Manifestationslevel. Insofern zählt jetzt eine als Spezialbonus. Wie beim Videospiel. Eine besonders schwere Aktion bringt besonders viele Punkte.«
Hiob lehnte sich mit der Schulter an die Wand, direkt neben dem roten Auge der Treppenhausbeleuchtung. Mit gesenktem Kopf kratzte er sich am Kinn und dachte nach. Die ersten beiden Prognostica waren ihm vorgekommen wie ein Rugbyspiel gegen eine ausgesuchte Heimmannschaft aus ALIENS. Hürdenlauf auf einem Springreiterparcours konnte nicht ungemütlicher sein. Wasserball in einem Pool voller Salzsäure. SlamDunkStreetball, und er war innen in den Ball eingenäht. Ein Abend mit Hanna-Renate Laurien.
Konnte eine Manifestation wirklich dreimal so schlimm sein? War das überhaupt möglich? Was sollte denn da kommen? Die Wahrheit über Tschernobyl? Das Ding aus dem Windischeschenbacher Loch? Der wirkliche Grund, warum Wale sich auf den Strand werfen, um zu sterben?
Das wäre doch endlich mal eine lohnende Sache. Eine Manifestation bedeutete immerhin, einem Verantwortlichen den Arsch aufzureißen und nicht immer nur das Kleinvieh zu belästigen. Außerdem: drei Punkte ...
»Worum soll’s denn gehen bei der verdammten Manifestation?«
»Ein einzelner Mann.«
»Klingt gut.«
»Ein einzelner Mann, der eine gesamte Familie umbringt. Inklusive eines Babys.«
»Na lecker. O Mann. Ich muss schon sagen, ihr denkt euch immer schöne Geschichten aus.«
»Nichts davon ist ausgedacht, vergiss das nie. Das alles passiert, ob du dich nun darum kümmerst oder nicht. Du bekommst von uns lediglich die Chance, Partei zu ergreifen.«
»Und wie dankbar ich euch dafür bin. Hör zu, schwarzer Schwan« – er hob mahnend seinen Zeigefinger und tippte ihr damit gegen die wohlgeformte Nase – »du hast mir letztes Mal versprochen, dass ich nicht mehr so exzessiv herumreisen muss.«
Widder schmunzelte. »Du hast es nicht vergessen, ich hab es nicht vergessen. Die Sache spielt in Deutschland, wie versprochen.«
»Wo genau?«
»Hinterkaifeck.«
»Klingt wie die letzte Abfahrt vor Solingen.«
»Nicht ganz. Liegt in Oberbayern. Hast du den Namen noch nie gehört?«
»Nein, wieso? Gibt’s da irgendwas Besonderes? Haben sie da die größte Weißwurst der Welt geschmiedet?«
»Nein, aber den Mord, von dem ich dir erzählt habe. Ist ziemlich berühmt, der Fall. Wahrscheinlich der größte ungelöste Mordfall der deutschen Kriminalgeschichte.«
»Wie, das Ganze ist schon passiert?«
»Ja. Du bist sozusagen zu spät dran.«
Hiob breitete die Arme aus. »Erklärt mir bitte mal jemand, was das hier soll? Ich meine, warum erzählst du mir denn dann das alles?«
»Du brüstest dich doch immer damit, in magischer Theorie so ungeheuer bewandert zu sein.«
»Für einen Vertreter der No-Future-Generation sicherlich, ja.«
»Was also sagt dir das Stichwort Münster Komma Ulmer?«
»Münster Komma Ulmer? Was soll denn ...« Das Fallen des Groschens kam wie eine Guillotine. »O nein. Nein. Nein. Nein.«
»Wieso nicht? Ist doch mal eine neue Herausforderung .«
»Ja toll. Für deinen Boss ist das vielleicht lustig, wenn ich mich zwischen den Sekunden in grünen Gallert verwandele und durchs Gestern nach Morgen suppe. Aber ohne mich.«
»Na hör mal. Du bist doch sonst so tapfer. Es geht doch nur um etwa siebzig Jahre?«
»SIEBZIG JAHRE? Ja, hast du denn ... seid ihr denn völlig ... was zum... zum ... geht denn eigentlich in euren ... SIEBZIG JAHRE? Ist dir eigentlich klar, dass es letztes Jahr in Rouen einen ziemlich guten Magus zerschrotet hat, nur weil er versucht hat, zwei Wochen nach hinten zu gehen?«
»Er hat’s ohne das Münster versucht. Mit dem Münster gibt’s keine Gefahr.«
»Ach nein? Und wenn das
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