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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Bäckereibedienung begann, die die Aufgabe hatte, das neue Mädchen anzulernen, und diese Aufgabe derart auslegte, dass sie um keinen Preis einen Finger rühren durfte, um der Neuen eventuell zur Hand zu gehen.
    »Würden Sie bitte Ihren Hund zurückhalten, Ma’m«, versuchte Hiob ruhig, woraufhin ihn vier ältliche Frauenaugen mit kaum verhohlener Abscheu von oben bis unten musterten. Der Hund war noch lange nicht am Ende seines Lateins. Er stellte sich an einem von Hiobs Beinen hoch, schnappte und biss in Wadenhöhe am Jeansstoff herum und sabberte und schmadderte keifend über Hiobs gute Sneakers.
    »Könnten Sie vielleicht bitte Ihren Hund zurückhalten, Gnädigste?« Keine Reaktion. Das Gespräch schoss sich jetzt auf ein paar Ausländer ein, die offensichtlich nur das eine im Sinn hatten mit ihrer schmutzigen Haut.
    Hiob beugte sich zu dem Hund hinunter, bis er dessen speichelspritzenden, lauten, nach César stinkenden Atem riechen konnte, und gab ihm eine Überdosis Glück. Er gab ihm Futter, Tonnen von Futter, Alleen von wehrlosen Bäumen zum Gegenpissen, er gab ihm das Unterwerfungsgebaren viel größerer und stärkerer Hunde, gab ihm Beißknochen und Streicheleinheiten, warme Kissen und Pralinen, den schweren White Diamonds -Duft von Frauchen, gab ihm Kekschen, »Sitz!« und »Ab!« in rascher Folge, gab ihm ein paar Katzen, die Erkennungsmelodie vom Glücksrad, zweihundert Schalen kühlen Wassers, niedrige Bordsteine, das Läuten der Wohnungstür siebzehn Mal hintereinander und legte noch eine ganze Galerie feucht glänzender, arschwackelnder Hundemuschis drauf.
    Die Augen des kleinen Tieres wurden matt, sein Leib zuckte, der Atem überschlug sich knackend, der triefende Speichel wurde gelb, dann knickte der Hund ein, fiel auf die Seite, kickte noch zweimal und starb mit einem lang gezogenen, erleichterten Rasseln. Hiob erhob sich wieder, nahm dem Alten die Schrippentüte vor der Nase weg, legte ein paar Mark auf den grünen Spiraluntersetzer aus Gummi, tippte sich das lächelnde Mädchen grüßend an die Stirn und verließ den Laden.
    Er war noch nicht einmal dazu gekommen, sich eine Schrippe aus der Tüte zu holen, als ihn das »Mörder! Mörder! Dieb!«-Geschrei schon einholte, das dem Bellen des Hundchens erstaunlich ähnlich klang. »Haltet den Mann dort auf! Der hat meinen Hund vergiftet! Polizei! Polizeiiiiiiiiiiiii!«
    Hiob beschleunigte ein wenig seine Schritte, und just in dem Moment, als sich ihm ein heroisch patenter Bürger mit den Worten »Eenen Oogenblick mal, Freundchen« in den Weg stellte, schrammte Kamber Yildirimel Seferi mit einem karamelfarbenen Ascona so schroff gegen den Bordstein, dass kleine Steinsplitterchen durch die Luft funkten, und stieß die Tür so weit auf, dass ihre Klinke Hiob gegens Bein knallte.
    »Steig ein, Merlin. Wir müssen reden.«
    »Uh-oh. Nicht ins Auto. Keine zehn Pferde kriegen mich da rein. Autos sind böser Mumbo-Jumbo.«
    »Quatsch. Nicht, wenn ich eins lenke. Dann ist dieses Wägelchen hier voll auf deiner Seite. Also komm rein jetzt, ey, oder ich überfahr die beiden Kids da hinten, und alles deinetwegen.«
    Hiob entschuldigte sich bei dem hilfsbereiten Bürger, tauchte unter dem immer schriller werdenden Frauengeschrei ab, vertraute sein nicht allzu beträchtliches Körpergewicht mit besorgter Vorsicht dem schwankenden Fahrzeuggrund an und setzte sich mit dem Gesicht eines Achtklässlers, der während einer Matheklassenarbeit einen Blackout hat, in die dunkelblauen Kunststoffpolster.
    »Aber erwarte nicht, dass ich mich auch noch an das Ding fessle. Wenn es einen Unfall gibt, will ich wenigstens ungehindert durch die Windschutzscheibe nach vorne abgehen können und nicht hier drinnen bewusstlos verschmoren.«
    »Keine Sorge.« Kamber fädelte sich wieder in den Verkehr ein, was hinter ihm einen minderen Auffahrunfall verursachte. Das nervende Geschrei und ein wetzender Kob weit jenseits seines sportlichen Leistungszenits fielen zurück. Kamber grinste wild.
    Hiob wurde übel. Er kurbelte das Fenster ein wenig herunter, öffnete die Bäckerhandwerk-worauf-Sie-sich-verlassen-können-Tüte in seinem Schoß, und als er feststellen musste, dass die niedliche Aushilfe statt Schrippen lauter Salzstangen eingepackt hatte, kippte er den ganzen Mist sauer rülpsend aus dem Fenster. »Was findest du bloß an diesen Blechsärgen, Kumpel. Allein dieser Geruch hier drinnen von Benzin und Gummi macht mich schon ganz krank.«
    »Auf den Gestank steh ich auch nicht.

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