Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)
abgefuckte Ulmer Münster so supergenial ist, wie kommt’s denn dann, dass der Touristikverband von in Ulm und um Ulm herum nicht schon längst Reisen ins zünftige Mittelalter anbietet für eine halbe Million Bucks der Trip?«
»Das liegt daran, dass das Münster NuNdUuN gehört. Wir haben einen Mann drin sitzen, sein Name lautet Munsa. Er sorgt dafür, dass keine Unbefugten reisen können. Nur NuNdUuNs Leute. Und Freunde, natürlich.«
»Siebzig Jahre.« Hiob konnte es immer noch nicht fassen. »Das heißt, dass ich irgendwo in der ... Weimarer Republik rauskomme. Mitten in der schönsten Wirtschaftskrise.«
»Wird gar nicht groß anders sein als hier.«
»Weißt du, was die mit mir machen in der Weimarer Republik, so, wie ich angezogen bin und aussehe? Die verbrennen mich doch!«
»So einfach funktioniert das nur in Hollywood, Darling. Du wirst dort nicht wirklich sein, das heißt, niemand wird dich sehen, und du wirst auch keine Fußspuren hinterlassen. Die Zeit achtet streng auf ihre Kohärenz, Paradoxa kann sie nicht gebrauchen.«
»Wenn ich dort nur ein Geist bin, wie soll ich dann den Killer stoppen?«
»Du sollst ihn nicht stoppen, du darfst ihn nicht stoppen. Zumindest nicht vor dem Mord. Erst hinterher. Er wird danach stark genug sein, dich wahrzunehmen.«
»Ich soll zusehen, wie er ein Baby schlachtet?«
»Das musst du. Du musst seinen Stil studieren. Und daraus lernen. Und danach handeln. Und ihn danach töten. Denn die Mordtat an sich ist verbrieft und versiegelt, die kann nicht unterbunden werden. Danach jedoch hat nie wieder jemand etwas von dem Killer gehört, und der Fall blieb – wie gesagt – bis heute ungelöst. Ein Mysterium.«
»Und wenn ich es nicht schaffe? Wenn ich ihn nicht aufhalten kann?«
»Wird NuNdUuN es tun. Die Zeit reinigt sich immer, keine Sorge. Es ist nur lediglich eine Chance für dich, ein paar Punkte gutzumachen. Das wäre eine große Sache.«
»Und du wärst stolz auf mich.«
»Ich wäre soooooooo stolz auf dich.«
Hiob grinste. »He, weißt du, ich habe eigentlich ein gutes Gefühl. Normalerweise klingen die Aufgaben immer relativ klar und einfach, und hinterher erweisen sie sich als Napalm-Holocaust. Diesmal jedoch sehe ich vor lauter Haken den Faden gar nicht. Das kann ja nur spaßig werden.«
Sie machte einen halben Schritt nach vorne, küsste ihn tief und drängte sich ganz an ihn. »Dein Angstschweiß macht mich unglaublich geil«, ächzte sie zwischen den Küssen.
»Warte«, wehrte er sie ab, obwohl der Reißverschluss seiner Hose schon zu klingeln begann. »Lass uns das aufheben als Belohnung, wenn ich die Sache erledigt habe. Wenn das Spiel fünf zu null für Homeboy Hiob steht, okay?«
»Wie du willst«, schmollte sie raffiniert. »Die meisten Jungs da oben würden mir ihre Seele schenken, um einmal diesen Himmel hier« – sie strich sich über die Hüften – »berühren zu dürfen. Aber der große Spieler hat im Training keine Zeit für Liebe, ich habe schon verstanden.« Sie zwinkerte ihm zu, winkte und schritt seitlich durch die massiv verputzte Wand. Nichts weiter blieb zurück als das körperwarme Nachspiel von Vendetta.
Hiob strich sich die tatsächlich verschwitzten Haare aus dem Gesicht und enterte so schnell er konnte die zwei Stockwerke wieder auf, wo Kamber den ganzen dunkel leuchtenden Raum in die wunderbar verletzlichen Pianoperlenketten von Del’s Thank youse sponn.
Myriem stand vorne, etwas abseits, was deutlich war. Ihr Geburtstag hatte ganz am Ende eine Laufmasche bekommen.
»Warum ist sie nicht geblieben, Habib? Deine Freunde sind auch meine Freunde und somit willkommen.« Kein Hohn war in ihrer Stimme, sodass Hiob auf sie zuging, um sie zu umarmen, aber sie wehrte ihn ab.
»Sie musste gehen«, versuchte er zu erklären. »Sie war nur gekommen, um noch ein paar Sachen mit mir zu besprechen. Weißt du, sie und ich verstehen uns nicht besonders gut, waren aber eine Zeit lang gezwungen ... geschäftlich zusammenzuarbeiten, und jetzt hält sie es nicht mehr aus in Berlin, packt ihre Koffer und ...«
»... und war ganz am Ende so wütend auf dich, dass sie aus Rache deine gesamte untere Gesichtshälfte mit Lippenstift angemalt hat.«
Shit! Hiob fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund und senkte ihn wieder. Chicogorot. Oder sogar Blut. »Hör zu, Myriem, ich werde auch für eine Weile aus Berlin verschwinden, und da ich nicht weiß, ob ...«
»Ich wünsche euch beiden viel Spaß in wo immer ihr hinfahrt. Und vielleicht
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