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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Schrittrhythmus hoch: Tamm-tadadadamm-tamm. Du beginnst also jede Schrittsequenz mit demselben Fuß, welchem, ist egal. Kannst du dir das merken?«
    Hiob fing auf dem steinernen Kirchenfußboden an zu steppen. »Tamm-tadadadamm-tamm, tamm-tadadadamm-tamm, tamm-tadadadamm-tamm, yeah, das geht okay, das kann ich mir gut merken.«
    »Je schneller du derartig die Treppen hochlaufen kannst, desto einfacher und glatter wird der Zeitübergang sein.«
    »Hehehehehe.«
    »Solltest du aus dem Rhythmus kommen, komm wieder runter und fang von vorne an. Sonst passiert nämlich gar nichts.«
    »Außer dass ich irgendwann tot zusammenbreche. Nein, ich werd nicht aus dem Rhythmus kommen, dazu ist mein Selbsterhaltungstrieb zu stark.«
    »Das ist eigenartig – ich hätte schwören können, du hättest keinen. Sonst würdest du doch dieses Spiel nicht spielen.«
    Beide wetteiferten kurz um das manischste Grinsen. Dann wurde Munsa als Erster wieder ernst. Mit ausladend fellbeschwingter Geste schnitt er den poetischen Teil der Gebrauchsanleitung an.
    »Kein Halm wird sich unter deinem Fuß beugen, kein Regentropfen an dir zerplatzen, kein Insekt deinetwegen seine Fluglinie ändern und nicht ein einziger Lufthauch sich von dir aus seiner Bahn wirbeln lassen. Du wirst schlicht und einfach nicht existieren, außer für jenen, der mächtig genug ist, dich wahrzunehmen. Also versuch nicht, Türen zu öffnen oder so. Geh einfach hindurch. Es ist nur ungewohnt, nicht schmerzhaft.«
    »Werd ich durch den Boden sinken und am anderen Ende der Welt wieder rausflutschen?«
    »Keine Ortsveränderungen ohne eigenes Gehen.«
    »Und wie komm ich von Ulm nach Hinterkaifeck? Das ist nämlich noch ’ne ganze Ecke. Soll ich etwa Löcher in meine Astralsohlen latschen?«
    »Weißt du, wo Hinterkaifeck liegt?«
    »Na ja, so etwa. Hab in ’ner Straßenkarte nachgesehen.«
    »Hm. Das wird nicht funktionieren. Die Welt sieht anders aus als eine Karte. Kennst du wenigstens eine der Personen dort am Ort?«
    »Woher denn? Ich bin noch nie da gewesen vor siebzig Jahren.«
    »Du kannst doch nicht einfach losreisen, ohne zu wissen, wohin!«
    »Ich weiß genau, wo ich hin will, verdammt noch mal! Wenn es für euch Pisser kein Problem ist, mich durch die Jahre zu schleudern, warum strengt ihr euch dann nicht mal ein bisschen an und schiebt mich ein Stück weit übers Reißbrett bis mitten hinein in das abgefuckte Killernest?! Wo zum Meister liegt eigentlich immer euer Problem? Budgetkürzungen? Oder habt ihr so viel Schiss vor mir, dass ihr mir immer alles möglichst schwermachen müsst?«
    Jemand tippte Hiob von hinten gegen den Rücken und räusperte sich. Hiob fuhr herum. Es war ein junger Kaplan, Priester, Beichtvater oder irgendwas in der Richtung. »Entschuldigen Sie bitte, mein Herr«, sagte der Mann, »könnten Sie vielleicht Lautstärke und Weltlichkeit Ihres Ausdrucks ein wenig mäßigen? Wir sind hier in Gottes Haus, Gläubige kommen her, um die Ruhe zum Beten zu finden.«
    »Pfaffe, warum gehst du nicht einfach vor die Tür und zählst die Tauben?«, schlug Hiob vor. Der Kaplan nickte artig, machte kehrt und trottete gehorsam durchs Portal nach draußen. Er würde für ein paar Jahre sinnvoll beschäftigt sein, und es war gar nicht einmal nötig gewesen, allzu viel magische Energie auf ihn zu verschwenden. Geistliche waren samt und sonders leicht beeindruckbare, naive Menschen, sonst wären sie ja nie Geistliche geworden.
    »Du benutzt deine Magie, um einfache Menschen damit herumzukommandieren?«, stellte Munsa verwundert fest.
    »Na ja. Nur, wenn sich’s nicht vermeiden lässt. Eigentlich nicht. Sollte man ja auch nicht. Aber manchmal rutscht mir halt die Aura aus.«
    Zu Hiobs Erschrecken gewann Munsa jetzt den Grinswettbewerb und fasste Hiob auf die Schulter. »He, du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich habe das doch auch andauernd getan, als ich noch ein gewöhnlicher König war, in Afrika. Wie sonst hätte ich es fertigbringen können, dass ein Nachbarkönig, dessen kleinen Sohn ich vor seinen Augen gegessen hatte, sich mir unterwarf und mir ewige Treue schwor? Du bist schon in Ordnung, Hiob.« Säuerlich lächelnd ließ Hiob die Tätscheleien des dämonisierten Kannibalen über sich ergehen.
    »Also«, fasste Munsa sachlich zusammen, »du hast ein Problem, du weißt nicht, wohin. Der Meister hat mir diesbezüglich keine Anweisungen gegeben, aber da du mir von der rechten Art zu sein scheinst, schlage ich dir einen kleinen Handel vor: Ich

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