Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)
Stirnrunzeln, und sein Grinsen quoll auf. »Aber zerbrich dir darüber nicht den Kopf, Soldat. Man hat dir beigebracht, Befehlen zu gehorchen, ohne sie zu hinterfragen. Also solltest du mich besser nicht so lange schwatzen lassen, sondern mich schnell umlegen, denn wenn es tatsächlich dein einziges Ziel sein sollte, NuNdUuNs treuster und dämlichster Mordbrenner zu sein, bin ich dein Feind.«
»Was ...«
»Und wenn nicht, bin ich dein Freund. Dann bin ich gekommen, dir zu helfen.«
»Bist ... bist du ... wie ich?«
»Ein Magier? Ja. Wenngleich kein ganz so starker. Ein Trottel? Nein. Ein Bayer? Glücklicherweise nicht.«
»Du machst dich lustig über mich?!«
»Gut geraten.«
»Warum? Wer bist du? Wie kommst du hierher?«
»Tja, mein Alter, ich saß so zu Hause rum, weißt du? Wir haben da so in dreißig Jahren ’ne Erfindung gemacht, da stellt man sich so ’nen leuchtenden Kubus ins Zimmer und starrt drauf, bis man entweder unglaublichen Durchblick erlangt hat oder anfängt streng zu riechen. Und da hab ich dann dich gesehen und zu meinen Kumpels gesagt: ›Guckt euch den an, das kann ja nicht wahr sein.‹ Und meine Kumpels dann auch: ›Mann, was ist denn mit dem los?‹ – ›Ist der denn total behindert?‹ – ›Was für eine Verschwendung‹, und lauter so Sachen halt. Denn wir alle sahen einen jungen, unglaublich vielversprechenden Adepten, den die Mühle des Lebens geformt hatte, der aber so wenig Überblick über die tatsächliche militärische Rangfolge des Wiedenfließes hatte, dass ihm Unteroffizier NuNdUuN weismachen konnte, er sei unglaublich wichtig und hätte was zu melden. Natürlich ist dieser NuNdUuN ein ausgebuffter Hund, seine Vorgesetzten dürfen ja nichts davon merken, dass er sich seine eigene kleinen Hofnarren hält, also muss er sich beeilen, kann die Sache nicht allzu lange aufrechterhalten, und so schickt er den stupidesten seiner jugendlich schmachtenden Bewunderer los, um einen unglaublichen Auftrag durchzuführen. Wenn der Gefreite – und falls dir das alles jetzt zu hoch und hypothetisch sein sollte, Anton: Ich rede von dir, der Gefreite bist du! – tatsächlich schafsköpfig genug sein sollte, das Mädchen, das er liebt, seinen eigenen zukünftigen Schwiegervater und dessen Söhne – seine Jugendfreunde – umzulegen und dann auch noch dem Kind seiner Liebsten das Hirn auszuschlotzen und dann – und jetzt kommt der springende Punkt – mit der dadurch erhaltenen unglaublich intensiven magischen Energie treudoof wieder zu NuNdUuN zurückzuwatscheln und ihm die guten Gaben in den Schoß zu legen, dann würde er – NuNdUuN – sich einen oder zwei Ränge hochbefördern können, exactement. Den Gefreiten, den Zeugen, müsste er dann natürlich töten. Pas de problème, mon ami. Einer ist halt immer der Depp, und diesmal bist du’s. Tja, das fanden wir in der Zukunft halt alle irgendwie ganz traurig. Und so setzten wir mich in eine Art ... ähm ... in eine Art Zeitkanone ... um dir ein bisschen unter die Arme zu greifen, du verstehst schon. Den ganzen Fake zu durchblicken.«
Anton stand mit hängenden Armen da und sah sehr müde aus. Das Blut des kleinen Kindes brannte ihm in der Kehle, die Fingerspitzen taten ihm weh.
»Was ist ein Fake?«
»Ein Schwindel, ein Betrug. Das, wo du grad drinsteckst. Der Witz, dessen Bold du bist. Der Baum, an dem du Pflaume hängst. All das halt.«
»Und du bist aus der Zukunft?«
»Yep.«
»Hm. Wenn du aus der Zukunft kommst, dann musst du ja wissen ... was aus diesem Land wird?«
»Ja, weiß ich. Geht abwärts. Wird zu einem Haufen Scheiße in der gepflegten Wohnung der restlichen Welt. Aber frohlocke, Anton. Bayern bleibt Freistaat. Und Ludwig II. sieht bei Visconti kultig gut aus.«
»Du bist verrückt, oder? Einfach nur total übergeschnappt?«
»Fragt mich wer? Der Mann, der gerade mit einer Axt in der Hand sein Mädchen und ihre Familie geschächtet hat und einem kleinen Kind in den Kopf grabschte?«
Anton strauchelte rückwärts, als die Erinnerung nach ihm schlug. »Du ... hast es ... gesehen?«
»Ja. Ich war die ganze Zeit hier. Hab versucht es zu verhindern, Stühle zu rücken, Feuerscheite zu werfen, jemandem ein Bein zu stellen, Magdaleen am Kleid zu zerren. Hab ein bisschen Wind gemacht, das war alles. Ein Lüftchen. Hat mich zum Heulen gebracht, was du getan hast, wenn du’s genau wissen willst. Hab astrale Tränen geweint. Sind in der Zeit verschwunden.«
»Sie ... hatten ... unaussprechliche ... Dinge getan
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