Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)
endlich verschwindest, damit er sich über Magdaleens Möse hermachen kann. Tut mir leid, dass ich dir das nicht mit schonenderen Worten beibringe, aber dies und Ähnliches sind Gründe dafür, warum ich NuNdUuN so hasse.«
»Du lügst. Das denkst du dir aus. Ich bin alleine gekommen.«
»Natürlich bist du alleine gekommen. Du durftest ja auch nichts merken von dem Deal. Der andere ist dir auf NuNdUuNs Rat hin nachgeschlichen, in sicherer Entfernung. Und wenn du NuNdUuN nach ihm fragen wirst, wird er sagen: ›Ich weiß von nichts, Anton, mein Liebling.‹ Und dich küssend wird er dich belügen.«
»DU LÜGST!!!« Anton packte Hiob, und es enstand ein albernes Handgemenge, -gezerre und -gepatsche, bis Hiob unterbringen konnte: »Wenn du nur halb so viele magische Fähigkeiten hast, wie ich vermute, dann sieh mir doch in die Augen! Sieh mir in die Augen und erkenne, ob ich lüge! Steht da draußen einer zwischen den Kopfweiden oder nicht? Ist er NuNdUuNs Helfer oder nicht? Wartet er darauf, dass du verschwindest oder nicht? Will er Magdaleens todeskalten Kitzler haben, oder bin ich ein Lügner? Antworte mir!«
»Nein!«
»Du siehst es!«
»Neiiiinnn!«
»Sieh hin, Soldat! Augen geradeaus!«
»Nnnnnneeeeeeiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnn!« Anton riss sich los, robbte auf der Seite gekrümmt über den Fußboden, schlug mit dem Kopf immer wieder auf die Bretter, bis er gegen die Kinderwiege stieß. Dort wurde er still, starrte mit großen Kinderaugen nach oben und verharrte wie ein Toter ohne Atem.
Minutenlang blieb das so. Hiob rappelte sich auf, ging zu dem Stuhl hin, auf dem Magdaleen wohl immer ihr Baby gestillt hatte, und fuhr mit der rechten Hand durch die Lehne hindurch, langsam, schaukelnd, gleichmäßig, immer und immer wieder. So lange, bis Antons vertrocknete Augen sich ihm knisternd zuwandten.
»Ich bin nur ein Geist aus einer falschen Zeit«, sagte Hiob. »Aber wäre ich wirklich hier, und wüsste ich, was Krieg bedeutet, würde ich nicht zögern zu handeln.«
König Munsa vertrieb sich die Zeit damit, dass er sein halbes Äffchen mit dem Kopf voran immer wieder in den tiefen Schnee steckte und feixend zuschaute, wie die kleinen Ärmchen in Erstickungsnot schwächlich um sich schlugen. Jedes Mal zog er den ulkigen Kerl erst dann aus dem Schnee, wenn das wild zuckende Herz bereits aufgehört hatte zu wummern, und hauchte ihm dann wieder kaltes Leben ein.
Vom Hof her war nicht allzu viel zu sehen gewesen. Ein Wandersmann war reingestiefelt, hatte etwa eine Stunde später die ganze Familie rausgeführt zur Scheune, von dort war dann das herrliche Aroma von heißem Blutschleim gekommen, die schöne weiße Tochter war hinterhergeeilt und hatte sich zu ihren Ahnen gesellt, dann war es kurz lustig geworden, als der vertrottelte Mörder sich mit sich selbst schnaufend im Schnee balgte, aber dann war er im Haus verschwunden, und seitdem war schon viel zu lange nichts mehr passiert. Die Weißärsche hatten halt einfach keinen Sinn für Rhythmus. Der Mond hatte sich wie ein hagerer Kinderschänder zögerlich durch die Wolken geschlichen und bestrich sanft die mehligen Felder mit grauem Gelicht. Der Sturm, oder das, was noch von ihm übrig war, gab erschöpft auf und endete als Asthma. Und dieser Volltrottel mit dem unwürdigen Wochentagsnamen war wahrscheinlich schon tot und in der Zeit verschüttet.
Gerade als König Munsa beschloss, der Mordscheune auf eigene Faust einen Besuch abzustatten, um die Mädchenleiche zu vernutzen, kam Spieler Montag aus dem Haupthaus auf ihn zu, die Füße fein säuberlich oberhalb des Schnees schleifenlassend und so keine Spuren hinterlassend. König Munsa machte zwei Schritte aus den Kopfweiden heraus, als sein Äffchen zu kreischen begann und gleichzeitig auch ihm auffiel, dass etwas nicht stimmte. Der da kam, trug zwar die Kleider des Spielers und hatte ungepflegte Haare wie er, doch konnte er das andersfarbige Glimmen seiner Augen nicht verhehlen.
»König Munsa von den Mangbattu-Niam-Niam gebietet dir Einhalt, Fremder!«, rief Munsa, herrisch seine Unsicherheit übertönend. »Wer bist du? Bist du des Spielers Wandrerwiderpart?«
»Bin kein Spieler und kein Wandrer, schwarzer Mann, bin aber hier zu Hause. Die Frage lautet eher, König, wer du bist und was du hier machst? Arbeitest du für NuNdUuN?«
»Das will ich wohl meinen! Ich bin einer seiner vertrauenswürdigsten Gefolgsleute. Weshalb kannst du mich sehen?«
»Hiob Montag bat mich, dir dies hier zu bringen. Ich
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