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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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die Arme, und sie verlängerten sich, bis beide Handflächen flach an der Zimmerdecke auflagen. Seine Füße breiteten sich knisternd im ganzen Raum aus. Dann begann der Sturm.
    Wolken blinder Schmetterlinge wallten gegen ihn, klatschten staubig abfärbend gegen seinen zerfasernden Leib, die Wände des Hauses pressten Harzschweiß durch die Maserungen, klebrige Jojos aus kochendem Holzwurmeiweiß schlugen von oben nach ihm und zuckten leckend zurück, das Glas des kleinen Fensters wurde schlierig wie ein Ölfilm und bildete fruchtbare Blasen, das ganze Gefüge des Planeten machte einen minimalen Ruck um Antons strahlende Wirbelsäule. In einem Vorort von Canterbury stürzte ein ohnehin überlastetes Bücherregal zusammen. Ein namenloser Schamane vom Stamm der Sacree fuhr schreiend aus dem Schlaf hoch und verlor dabei den Geruchs- und den Geschmackssinn für immer. In der Elisabethstraße in Krefeld schichtete eine alte Frau ihre Kleider auf einen Haufen und zündete ihn mitten in der Wohnung an (was sich aufgrund eines chronologischen Echos von jetzt an alle zehn Jahre wiederholte, mit anderen Frauen, anderen Kleidern, aber immer in demselben Haus.) Ein Geologe in Utah quetschte sich zwei Finger zwischen zwei Felsbrocken. Hannah Bramble aus Broken Hill, Australien, wurde mitten während einer Mathematikklassenarbeit von ihrem ersten Orgasmus durchwogt. Ein alter Mann in Caen fing an zu lachen. Der Holzfäller Eugene Duirck in Maine verfehlte den vor ihm stehenden Baum, und mehrere Lachse und Brieftauben verloren total die Orientierung und verirrten sich. Aus der verwüsteten Erde vor Antons sich häutenden Augen brach ein gewaltiger Panzer hervor, die Raupen rotierend Dreck und Fleisch verspritzend, die ganze Metallkonstruktion überlastet »Antoine!« brüllend, dann tauchte der Panzer ins Minenfeld zurück, mit metallischer Fluke winkend Richtung Hauptstadt wühlend.
    Für einen kurzen Moment war Anton so irritiert, dass er das Kinderhirn in seinem Magen schreien spüren konnte, doch plötzlich prallte etwas mit schnaufender Gewalt gegen ihn, schleuderte ihn gegen die harsche Wand und schlug auf ihn ein. Anton spürte fremde Haare an seiner Zunge und konnte förmlich überschauen, wie die Schläge seinen sterblichen Körper um ihn herumdefinierten, bis er wieder drin war im Rippenkäfig.
    Wütend bäumte er sich auf und schmetterte den Angreifer mit einer Lungenfüllung verkrusteten Kerosins zurück. Der Gegner rieb sich schreiend das verätzte Gesicht, aber Soldat Krantz war jetzt wieder voll da und nutzte seine Waffen: Gestreut schoss er seine Fingernägel auf den Feind ab und sandte noch eine Batterie Hornhautfragmente hinterher. Der andere ging sich windend zu Boden, und Anton war über ihm, um ihn totzubeißen, als er etwas Verstörendes feststellte.
    Der Feind sprach die Sprache, von der man Anton beim Heer beigebracht hatte, dass man an ihr die Guten erkennt. Er sprach deutsch.
    »NuNduUn lacht über dich, Anton.« Ganz deutlich. Nicht winselnd oder röchelnd wie andere Kämpfer im Grabenkrieg, sondern vollständig artikuliert. Und noch mal: »NuNdUuN lacht über dich.«
    Anton packte die langen Haare des Gegners, die den seinen gar nicht unähnlich waren, und keuchte: »Was weißt du vom Meister? Wie kannst du es wagen, seinen Namen in den Mund zu nehmen?«
    »Ich kenne ihn besser als du, denn ich bin nicht sein Vasall. Meine Augen sind geöffnet, meine Lippen nicht zum Kuss verformt.«
    »Was redest du da? Ich bin niemandes ... ich bin Soldat ...«
    »Und du willst aufsteigen, stimmt’s? Die Karriereleiter hoch, die Ränge durchlaufend, General NuNdUuN zum Vorbild, das ist es doch, was ihr Dämonen alle wollt ...«
    »Bin kein Dämon ...«
    »... willst aber einer werden, Toni. Doch das wäre kein Auf-, sondern ein Abstieg. Die meisten Dämonen haben niemals so viel Macht wie du jetzt. Du hast sogar die Kraft, mich zu sehen, mich, der ich in fünfzig Jahren erst geboren werde.«
    »Was? Was???« Anton ließ den Fremden los, sodass dessen Haarspitzen vom Blut von Antons zerrissenen Nagelbetten zusammenpappten. Der Fremde mit den blaugrünen Augen und der unwinterlich unmodischen Kleidung sah dadurch wie ein Wilder aus. Auch er blutete, am ganzen Rumpf hatten ihn Antons Splitter getroffen, aber als er sich jetzt aufrappelte, grinste er böse.
    »Ich habe versäumt mich vorzustellen, Almhirt. Ich bin Hiob Motherfuckin’ Montag aus der Hauptstadt, meines Zeichens arkanisches Kontrazeptivum.« Er sah Antons

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