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Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Titel: Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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von seiner Wohnung weg, denn zwischen ihm und seiner Wohnung lagen jetzt das Hundemassaker und die Schaulustigen –, begleitete ihn noch eine ganze Weile lang das stetige Aufflackern von Licht hinter den Fenstern der Anwohnerhäuser. Dann ließ das nach, und er wurde wieder einsam.
    Doch das Spiel war noch nicht vorüber. Als Hiob mit zwei rechtwinkligen Richtungsänderungen begann, sich in die Richtung seiner Wohnung zurückzupirschen und dabei wachsame Blicke in sämtliche Seitenstraßen warf, konnte er in einer von ihnen den Neufundländer stehen sehen. Im stroboskopischen Mündungsfeuer der Maschinenpistole hatte Hiob nicht besonders gut darauf achten können, ob er den Neufundländer auch gut erwischt hatte, aber eigentlich hatte es da nichts zwischen ihm und dem Horizont gegeben, was dem Metallansturm entgangen war. Als er die Augen jetzt zusammenkniff, um den unheimlich schweigenden Hund besser sehen zu können, hätte er beschwören können, dass dessen Fell in Flammen stand. Hellhound on my Trail .
    (In Zehlendorf explodierte ein Chihuahua. Die sieben unterschiedlichen Hunde einer ansonsten allein lebenden wohlbetuchten Dame in Lichtenrade entwickelten kannibalische Verhaltensweisen und stellten äußerst unappetitliche Dinge miteinander an. Ein in Treptow nach Hause torkelnder Spätheimkehrer wurde von einem hochbeschleunigten Pekinesen getroffen, der oben aus einem zehnten Stock gesprungen war. Ein geistig zurückgebliebener Junge in Heiligensee hob das Gesicht zur Zimmerdecke und heulte jaulend wie ein Wolf. Mehrere zumeist alte, erfahrene Hunde in ganz Berlin und auch dem unmittelbaren Umland legten sich in der Unterwerfungsgeste auf den Rücken und boten einem unsichtbaren, titanischen Schatten, der über das Land hinzog, ihre weiche, verwundbare Kehle dar. Der Schatten war langsam und träge und brummte leise vor sich hin, wie eine Gewitterwolke oder ein Luftschiff von unnennbaren Ausmaßen. Ein tiefes Grollen, das nicht aus der Kehle kam.)
    Das Konzept des Magiers, der mit einer Maschinenpistole in der Hand – oder besser noch: mit je einer in jeder Hand – zwischen die Armeen der Finsternis fuhr wie ein hünenhafter Schnitter mit der Blutsense, hallte in Hiobs Gemüt nach wie ein Echo besserer Zeiten. Vielleicht sollte er, wenn er das hier überlebte, mal darüber nachdenken, sich einen Waffenpark zuzulegen. Vampire? Okay, hier ist mein abgesägter doppelläufiger Bolzenwerfer und der Patronengurt mit geweihten Schrapnell-Cruci-7-7-Pflöcken. Was? Ein Werwolf? Kein Problem. Zwei 45mm-Silverbullet-Magnums in zwei Schulterhalftern und eine Teleskop-Katana aus sechsundsechzigfach gefaltetem Sterling. Zombie-Alarm auf dem Opernball in Wien? Ha! Eine schulterbare Boden-Luft-Fernlenk-Kanone mit Zerebraldetektor und eintrittsverzögerten Explosivmantelgeschossen. Und die Welt hat ein paar Ärgernisse weniger. Auf diese Art konnte sogar Groschenhefthampelmann John Sinclair zu so einer Art Vorbild werden.
    Der flackernde und rußige Schmauchspuren hinter sich herziehende Neufundländer blieb Hiob beharrlich auf den Fersen, holte aber viel langsamer auf, als ihm wahrscheinlich möglich gewesen wäre. So konnte Hiob die Außentür des Wohnhauses, in dem er lebte, tatsächlich erreichen, aber als es nun endlich so weit war, war er gar nicht mehr so froh darüber. Ihm machte zu schaffen, dass er der Lösung des Problems immer noch nicht näher gekommen war. Sicher konnte er in irgendeinem seiner magischen Ramschwerke auf seiner Bude – die wirklich macht- und wertvollen lagerten alle in »seiner« Gruft – irgendeinen gegen unartige Hundeartige gerichteten Schutz- oder Schockzauber finden und auch anwenden, aber das war alles irgendwie lau und auch zu unpersönlich, um den besonderen Gegebenheiten dieses Problems Rechnung zu tragen. Die Lösung musste einfacher sein, viel naheliegender. Das war nur ein Prognosticon, ein Vorzeichen, ein Symbol für irgendetwas anderes, Größeres, eine verballhornte Kurzbeschreibung viel weitreichenderer Dinge. Hiob stand da, die Hände links und rechts vor sich gegen die Holztür des Wohnhauses gestemmt, und dachte nach. Wenn er jetzt einfach so in seine Wohnung ging, die Abgeschiedenheit und Sicherheit versprach, entfernte er sich gleichzeitig vom Schauplatz des Geschehens, von den Straßen der Stadt und dem Hundeleben zwischen den Mülltonnen. Er wusste um den Hausschlüssel in seiner Hosentasche, aber er weigerte sich, ihn zu benutzen. Jetzt, als es ihm endlich gelungen

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