Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer
Weltenmagie von einem ... einem Skateboard herab betreiben will.«
»Langsam hab ich begriffen, dass du nichts mehr von mir hältst, vielen Dank.« Da Hiob es nicht leiden konnte, wenn man ihn einen Pfuscher und Stümper nannte, und er schon wieder merkte, dass nur sein wohl angeborener Respekt vor seinem Großvater ihn davon zurückhielt, mal die Gegenfrage zu stellen, was denn eigentlich Terach Montag in seinem Leben so Großartiges geleistet hätte, dass er sich nun herausnehme, so vom hohen Ross herab zu standpauken, wandte er sich lieber zum Gehen.
Er hatte die Fensterklinke schon in der Hand, als ihm doch noch etwas anderes einfiel. »Da ist eine Sache, die ich nicht begreife. Wenn du mir den Namen Hiob gabst, mit all den Bedeutungen, die du mir jetzt erklärt hast – wie konntest du dann allen Ernstes hoffen, dass kein Spieler aus mir wird?«
»Ich wollte ja, dass du das Spiel spielst. Deshalb habe ich ja einen Magier aus dir gemacht. Ich wollte nur nicht, dass du mit zwanzig Jahren anfängst, es zu spielen, sondern mit vierzig oder fünfzig oder sechzig, jedenfalls dann, wenn du alt genug bist, Verantwortung zu übernehmen, dein Handeln zu überschauen und deine Kräfte wirklich effektiv einzusetzen, anstatt sie prahlerisch zu verpulvern und ziellos verpuffen zu lassen.«
»Also hab ich doch immer recht gehabt: Ich bin zum ultimativen Spieler gezüchtet worden. Ich wurde geboren, um NuNdUuN vom Thron zu stoßen.«
»Ja. Aber du hast’s vermasselt, weil du nicht auf mich hören wolltest. Du wolltest nicht weise werden, sondern ein Held. Jetzt wirst du nichts von beidem. Und mein Lebenswerk geht mit dir in die Asche.«
So brüchig, splittrig war Tharahs Stimme bei diesen Worten, dass Hiob klar wurde, weshalb sich der Winter so lange halten konnte. »Wir werden ja sehen, alter Mann«, sagte er zum Abschied. »Die Geschichte ist noch nicht geschrieben.«
Er flankte hinaus und ließ das Fenster weit offen und zwang seinen Großvater dadurch, sich noch einmal aus dem warmen Bett zu schinden.
Zu Hause kauerte Hiob noch lange neben seiner Schlafstätte und betrachtete im Mondwiderschein des verschneiten Innenhofes die schlafende Aries, noch immer im Körper der betörenden blonden Frau. Sie lag auf dem Bauch und atmete gleichmäßig, und ihr Profil war sanft und unschuldig wie das eines sehr schönen Kindes mit klarer Stirn, und ihre linke Brust schaute ein wenig unter ihren Rippen hervor, eingerollt in einer warmen Mulde wie ein kleines nacktes Tier.
Ich liebe ein Mädchen, sagte Hiob zu sich selbst.
Das ist gut, antwortete er sich.
Ich liebe ein Mädchen aus dem Wiedenfließ, stellte er sich selbst auf die Probe.
Das ist schlecht, mahnte er. Sie werden dich zu sich rüberziehen.
Möglich, entgegnete er. Wahrscheinlich. Aber nicht weiter schlimm.
Letzten Endes will ich ja sowieso da hin.
Prognosticon 12: D-E(f)fekt
Stanislaus Demba trat ein.
Er behielt den Hut auf dem Kopf,
aber das fiel in dem mitten im Geschäftsviertel gelegenen Kaffeehaus,
in das die Gäste oft nur für ein paar Minuten eintraten,
nicht weiter auf.
(Leo Perutz: Zwischen neun und neun )
Warte mal. Schau. Sieh hin.
Da.
Der Typ dort, der sich von der begeisterten Menschenmenge auf Händen tragen lässt ... ist das nicht ... ist das nicht er?
Du hast recht. Der Spieler.
Wie kommt er dazu, sich so feiern zu lassen? Was sind das für Leute? Das sind ja Tausende!
Beruhige dich. Das alles hat gar nichts mit ihm zu tun. Was du da siehst, ist ein Rockkonzert, an einem Ort namens Arena. Siehst du die Zeitlupen-Raketenstarts, die da hinten flimmern? Den Glatzkopf davor und die zierliche Blonde? Das sind die Smashing Pumpkins. Und da drüben und hier, da kannst du noch andere junge Männer sehen, die sich lachend über den Köpfen der Menge durchreichen lassen und sich dabei dauernd überschlagen. Man nennt das »Headswimming«. Das ist zurzeit angesagt bei jungen Menschen.
Warum tun die das? Warum lassen sie ihn denn nicht fallen? Wissen die denn nicht, wer er ist, wie gefährlich er für sie alle ist?
Wie ich schon sagte. Das alles hat gar nichts mit ihm zu tun. Die Kinder sind so hirngewaschen und unkritisch, die würden auch Iwan den Schrecklichen hier auf Händen tragen.
Aber warum lacht er? Sieh ihn dir an! Es ist noch keine zwei Monate her, seit er beinahe ins Gras gebissen hat, und da ist er und lacht und schwitzt und aalt sich und fühlt sich großartig!
Ich verstehe deine Empörung. Ich verstehe sie voll und ganz.
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