Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Titel: Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
Vom Netzwerk:
reingeworfen.«
    »Wüste Geschichte.«
    »Sehr wüst. Wir hatten in dieser Zeit eine ganze Reihe von bizarren Todesfällen in Berlin und Umgebung, deshalb ist meine SoKo gegründet worden. RiMa steht für ›Ritualisierter Massenmord‹. Anfangs haben wir die Leichen der Jurow und ihrer Spießgesellen mit zu den Opfern gezählt, aber nachdem wir dann das Tagebuch gefunden hatten, wurden uns nicht nur die Identifizierungen möglich, sondern wir konnten auch langsam Licht in die Abfolge der Ereignisse bringen. Hat Ihnen Bernadette jemals was erzählt von dem, was sie so trieb?«
    »Wie – beruflich?«
    »Nein. In ihrer Freizeit.«
    Hiob stieß Luft aus. »Bestimmt. Dass sie sich für Kunst interessiert, was für Musik sie hört ...«
    »Dass sie und ihr ›Rudel‹ mindestens ein Dutzend Menschen umgebracht haben innerhalb von nur wenigen Monaten?«
    »Was?!«
    »So sieht’s aus. Sie sind der Einzige, der nicht zum Rudel gehörte und lebend davonkam. Komisch, nicht wahr?«
    »Wollen Sie mich verscheißern? Okay, das Mädchen war Banane, sie war auf so ’nem irren Drogen-Blut-SM-Trip, aber ... Menschen umgebracht? Das kann ich nicht glauben. Und das steht in dem Tagebuch drin?«
    »Einigermaßen minuziös und mit großer Begeisterung.«
    »Hm.« Den Unbescholtenen zu spielen, begann Hiob langsam Spaß zu machen. »Ist Ihnen schon mal der Gedanke gekommen, dass das Tagebuch Fiktion sein könnte? So wie ... das Tagebuch der Laura Palmer?«
    »Wir hatten zuerst die Leichen. Dann erst das Buch.«
    »Verstehe. Das is’ ja ’n Ding. Und ich tauch da drin auf, in dem Tagebuch.«
    »Nicht zu knapp. Da ist die Rede von einer unterirdischen Gruft, die Sie besitzen, voller wertvoller Bücher.«
    Hiob lachte auf. »Na klar. Ich hab mehrere solcher Grüfte – oder Gruften? – mit Abertausenden von wertvollen Antiquitäten drin. Und dann hause ich in so ’ner Wohnung hier. Su-per-einleuchtend!«
    »Und ein Magier sollen Sie sein, ein genetischer Sonderling mit übernatürlichen Kräften.«
    »Auch das. Der Zaubertrank von Miraculix zum Beispiel war meine Erfindung. Ich sagte doch schon: Diese Bernadette war nicht ganz dicht, deshalb habe ich ja auch mit ihr Schluss gemacht.«
    »Mit ihr Schluss gemacht?«
    »Herrjeh – im Sinne von: Ich habe unsere Beziehung gütlich beendet, okay? In beiderseitigem Einvernehmen.«
    »Davon steht nichts im Buch.«
    »Eine Sache verstehe ich nicht. Sie erzählen mir hier, dass diese Bernadette wohl eine Ritualmörderin war, also muss sie doch wohl definitiv verrückt gewesen sein! Andererseits behandeln Sie das Tagebuch von ihr, als wär’s ein vereidigtes Gesetzbuch. Das passt doch nicht zusammen. Wenn sie Scheiße gebaut hat, kann sie auch Scheiße geschrieben haben. Also was soll der ganze Zirkus? Was wollen Sie eigentlich von mir? Wollen Sie mir vorwerfen, dass ich sie gekannt habe? Oder denken Sie wirklich, ich hab sie umgebracht? So ein Quatsch!«
    »Wer weiß? Vielleicht haben Sie’s ja nicht aus niederen Motiven getan, sondern aus Liebe. Um die Arme von ihrem verfahrenen Dasein zu erlösen.«
    »Tsäh, Sie gucken zu viele Daily Soaps.«
    »Ja, ich gebe zu, dass das nicht sehr plausibel ist. Unwahrscheinlich, dass Ihnen eine Ihrer Frauen jemals so viel bedeuten könnte.«
    Hiob wurde ärgerlich. Was bildete sich dieser Beamte eigentlich ein? »So was muss ich mir doch wohl in meiner eigenen Wohnung nicht anhören.«
    »Sie können gerne jederzeit einen Anwalt bemühen.«
    »Einen Anwalt? Denken Sie, ich brauch einen Anwalt, um mit Ihnen fertigzuwerden? Mann, Sie überschätzen sich aber.«
    Beide standen sich jetzt gegenüber wie Kampfhähne. Aus dem abtastenden Geplauder war unversehens eine Art Hackordnungs-Gebalze geworden.
    Seelot schüttelte seinen Zeigefinger in Hiobs Richtung. Das Nagelbett war von Nikotin gelblich unterlegt. »Ich will die Katze mal aus dem Sack lassen. Aus dem Tagebuch geht ziemlich einwandfrei hervor, dass für das Killer-Rudel von Bernadette Jurow alles eitel Sonnenschein war, alles lief bestens und wurde immer noch besser – bis Sie auftauchten! Ein merkwürdiger Zufall, nicht wahr? Bernadette verknallt sich in einen eitlen Möchtegern-Picasso namens Enrique Irazoqui – ein lästerliches Jesus-Pseudonym –, wird von ihm bezirzt, beschäftigt und verwirrt, und zufällig zur selben Zeit beginnen die Mitglieder ihres Rudels spurlos zu verschwinden, eines nach dem anderen. Und wir, die Kripo, sammeln ihre Leichen auf und können Opfer und Täter nicht

Weitere Kostenlose Bücher