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Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Titel: Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Eidry Gevicius sprechen musste.
    Widder musste sich nicht aufmachen Richtung Müritzseenplatte, um die Beisitzerin aus ihrer Uferkate zu holen. Sie hatte andere Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme, und schon am nächsten Tag walzte der fette Leib der immer noch penetrant übelriechenden Rechtsgelehrten durch die neutral gestrichene Krankenzimmertür.
    Die Nacht über hatte Hiob Sprechen trainiert und die letzte Dosis der Sedativa vorsorglich aus einem geöffneten Fenster geschnippt, sodass jetzt zwar die Leibschmerzen ziemlich herbe waren, aber immerhin ein verständliches Gespräch möglich.
    Im Raum war kein Stuhl, der den Körperausmaßen der Beisitzerin gewachsen war, also blieb sie einfach neben dem Bett stehen und stützte sich auf ihren Gehstock.
    Hiob erklärte ihr sein Anliegen. NuNdUuN hatte von der Möglichkeit der Löschung aller Spielpunkte ab Punkt sieben gesprochen. »Was ist da dran?«
    Die Ehrwürdige Beisitzerin ließ geräuschvoll einen Hektoliter Abluft fahren. »Er versucht dich weichzukochen, Junge. Der Meister hat weder eine solche Löschung bei den Unparteiischen beantragt, noch wurde einem solchen Antrag stattgegeben. Er wollte dich nur provozieren, dich zu Unbedachtsamkeiten hinreißen, und das ist ihm ja wohl auch gelungen. Die Geschichte deiner Ohrfeige hat schnell die Runde gemacht. Jetzt bist du nicht nur von allen guten, sondern auch von allen bösen Geistern verlassen.«
    »Was bedeutet das?«
    »Ein Spiel zieht zu jeder Zeit eine gewisse Fraktion von Sympathisanten in seinen Bann, die es durchaus nicht ungern sähen, wenn der Meister verlieren und das Fließ mit einem neuen Herrscher ausgestattet würde. Deine Unverschämtheit und Standesübertretung einem der ältesten Wesen gegenüber kam jedoch dem Schleudern eines Fehdehandschuhs gegenüber der ganzen Fließenheit gleich. Du wirst keine Unterstützung mehr finden, oben wie unten.«
    Wäre es nicht so beschissen schmerzhaft gewesen, hätte Hiob jetzt gerne höhnisch abgelacht. »Unterstützung habe ich bislang eh noch nie bekommen, von unten nicht und oben nicht. Nur hinter mir bildet sich ’ne lange Schlange, um mir einen reinzustecken.«
    Ein langgezogener Furzton säuselte durch den Raum. »Immerhin tanze ich hier an, wenn Monsieur Montag nach mir verlangt. Als Beisitzer liebt man zwar schwere und spektakuläre Fälle, weil das gut ist für das Prestige, aber man arbeitet eigentlich doch nicht so gerne mit völlig durchgeknallten Schwachköpfen zusammen.«
    »Ah, verdammt, solange Sie nicht in so einem Gipsgerüst hier feststecken wie ich, haben Sie eigentlich noch wenig Anlass, sich zu beschweren, ehrwürdige Beisitzerin. Bislang habe ich immer ganz alleine die Zeche gezahlt für meine Aktionen.«
    »Vergisst du Aries jetzt absichtlich oder aus reiner Nachlässigkeit?«
    Hiob bleckte die Zähne. »Also was hat es mit Punkt sieben auf sich? Ist Nicole Mellentin wirklich tot?«
    »Sie ist es und wird es auch bleiben, so lange, bis es dem Meister gefällt, sie zu seinen Vergnügungen heranzuziehen.«
    »Scheiße. Und der Punkt?«
    »Der gehört dir. Es stimmt zwar, dass du den Punkt nicht dafür bekommen hast, Nicole zu helfen, sondern dafür, die nach der rituellen Verbrennung von Sonja Zimmermann in dir aufgekeimten Selbstzweifel zu tilgen, und es stimmt auch, dass diese Selbstzweifel – vielleicht glücklicherweise – nie vollständig getilgt werden können und gerade jetzt wieder am Wuchern sind, aber ein Punkt wird immer für die Lösung eines Problems zu einer bestimmten Zeit vergeben. Das ist immer so. Ruprecht und seine Schergen zum Beispiel werden auch in der kommenden Weihnacht wieder ihr Unwesen treiben und Opfer fordern, aber dennoch behältst du deinen dementsprechenden Punkt, denn den hast du ja nicht dafür bekommen, Ruprecht für alle Zeiten, sondern für diese eine Nacht zu vertreiben. Kein Spieler ist verantwortlich zu machen für das, was in Zukunft geschieht. Nur NuNdUuN ist dafür verantwortlich.«
    »Eine endgültige Auslöschung Ruprechts hätte ja wohl auch mehr als einen lausigen Punkt gebracht.«
    »Mit Sicherheit mindestens drei.«
    »Also bleibt es dabei: vierzehn zu zwei.«
    »So ist es geschrieben. Der Meister hat nicht die Möglichkeit, das Zählwerk des großen Spieles nach seinem Gutdünken zu manipulieren. Das weiß er übrigens auch ganz genau. Nur deshalb hat er dir dieses Handtuch mit den eingestickten Zahlen überlassen, das bei einem Regelverfahren ja als Beweisstück gegen ihn hätte

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