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Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Titel: Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Verwendung finden können.«
    »Okay. So weit komme ich mit. Und jetzt dieser Bullshit mit der Zeit. Ist das ganze Spiel von Anfang an manipuliert gewesen? Werde ich eigentlich die ganze Zeit über nur verscheißert? Wenn der NuNdUuN, dem ich in Hinterkaifeck begegnet bin, der NuNdUuN von vor siebzig Jahren war, dann wusste NuNdUuN ja schon fünfzig Jahre vor meiner Geburt davon, dass ich eines Tages als Spieler auftauchen würde, und hatte fünfzig Jahre mehr Zeit als ich, sich auf all das hier vorzubereiten! Vielleicht hat er mich schon in meiner Kindheit irgendwie beeinflusst, damit ich niemals sein volles Potenzial entfalten konnte! Vielleicht bin ich deshalb so schwach und gehe bei jeder sich bietenden Gelegenheit beinahe drauf. Ist es möglich ... ist es verdammt noch mal möglich, dass ich niemals auch nur den Hauch einer Chance hatte, das Spiel zu gewinnen?«
    Die Beisitzerin wurde von einem glucksenden Gelächter erfasst, das ihre Fettmassen in gegenläufige Bewegungen versetzte und abgehackte Gase in unterschiedlichen Tonhöhen entweichen ließ. Es dauerte tatsächlich fast eine halbe Minute, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Schwer atmend stützte sie sich vornüber auf ihren Stock, bis ihr hässliches, verquollenes Gesicht fast das von Hiob berührte. »Selbstverständlich hattest du nie den Hauch einer Chance«, gurrte sie. »Sonst würde der Meister das Spiel ja nicht spielen. Denkst du denn allen Ernstes, die Herren des Wiedenfließes hätten sich jemals darauf eingelassen, ihre Positionen verspielen zu können? Das Spiel war in allen Zeiten nie etwas anderes als ein Knebelvertrag, den die Unparteiischen den Wiedenfließern aufdrücken konnten, um eine beruhigende und annehmliche Illusion von Chancengleichheit zu erzeugen, die das Miteinander der verschiedenen Sphären auf diesem winzigen, durchs All torkelnden Planeten erträglicher macht. Aber eine wirkliche Chancengleichheit? Wie sollte die aussehen, Spieler Montag? Ihr seid Fleisch, und wir sind Geist. Ihr seid sterblich, wir sind ewig. Ihr seid Schwäche, wir sind Macht. Ihr seid alle gleich, wir sind ungleich allen anderen. Das Spiel ist wie ein Seil, das von unserer hohen Ebene in eure zerklüfteten Tiefen hinabhängt. Das Symbol einer einmaligen Chance für euch, für uns aber tatsächlich nichts anderes als ein Spiel. Wir wetten darauf, wer von euch am höchsten klettern kann. Und insofern machst du dich doch gar nicht schlecht. Noch vier Punkte, und du stellst einen neuen Weltrekord im Trugbildkraxeln auf. Wohlgetan, mehr war nie drin.«
    »Wenn das ... alles so niederschmetternd ist ... wie kommt es dann, dass NuNdUuN sich zurückhalten konnte, mir das alles nicht selbst zu erzählen?«
    »Hat er das nicht längst schon, nicht schon tausend Mal? Hast du es nicht jedes Mal nur vorgezogen, ihm keinen Glauben zu schenken, um stur weitermachen zu können, die Weisheiten eines Ewigwährenden als stupide Provokationen abhakend?«
    »Aber es bleibt dabei. Nichts hat sich geändert. Regeltechnisch ist es möglich, dass ich gewinne.«
    »Regeltechnisch ist es möglich. Regeltechnisch ist es auch möglich, dass ein menschlicher Weitspringer bei den Olympischen Spielen weiter als hundert Meter springt. In der Realität mangelt es allerdings an dementsprechenden Fähigkeiten. Und so bleibt es eigentlich nur bei einem: Du wirst im Spiel so weit kommen, wie NuNdUuN dich kommen lässt. Sobald ihm das Ganze keinen Spaß und Gewinn mehr zu versprechen verspricht, wird der Herr über Zeiten und Räume dich mit einer Aufgabe konfrontieren, die dich unweigerlich zerschmettern muss. Vielleicht ist es übrigens jetzt schon so weit. Zwei Manifestationen gleichzeitig. Ich glaube, es ist in all den Jahrtausenden nur ein einziger Präzedenzfall bekannt, in dem jemand so etwas überstanden hat.«
    Hiobs Gehirn arbeitete mit fiebriger Intensität. »Was passiert eigentlich ... wenn NuNdUuN etwas zustößt? Die Regeln sichern dem Spieler während des Spieles so etwas wie physische Immunität zu, das heißt, NuNdUuN darf mich nicht töten, und ich bin auch mehr als gewöhnlich resistent gegen die unterschiedlichsten Todesarten – mit Ausnahme des Verzehrs von weißer Schokolade. Aber ich kann mich gar nicht daran erinnern, dass in den Regeln irgendetwas über Unverwundbarkeit des Spielleiters erwähnt wurde.«
    »Oho. Glaubst du etwa, eine Berührbarkeit detektiert zu haben, weil deine Ohrfeige eine physikalische Reaktion auslöste? Das ist lächerlich hoch

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