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Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Titel: Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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sieht’s so aus, als würde mein Becken ganz ohne Metallklammern wieder zusammenwachsen. Wenn ich nicht aufpasse, werde ich als medizinische Sensation Furore machen, das wäre natürlich ziemlich schlecht.«
    »Und die Schmerzen?«
    »Schmerzen sind das, was das Wiedenfließ mir niemals abnimmt, aber dagegen geben sie mir Drogen. Ich bin dauerbreit, mir geht’s also relativ gut hier. Witzig war, wie sie beim Röntgen meinen Herzschuss entdeckt haben. Ich hab mir ja früher immer Sorgen gemacht, dass das auffliegen könnte und so und ich irgendwie als übernatürliches Wesen geoutet werde, aber komischerweise hat eine Pistolenkugel in der linken Herzkammer die Herren Professoren überhaupt nicht beeindruckt. Die haben mir Geschichten erzählt aus Kriegszeiten, von Typen mit mehreren Projektilen im Hirn, die man nicht rausoperiert hat, weil die Operation viel gefährlicher für den Patienten gewesen wäre als das Herumtragen einer Bleikugel im Stammhirn. Medizin ist schon was Irres, da kommst du aus dem Staunen nicht mehr raus.«
    »Genauso schnell werden die dein sich von selbst zusammenfügendes Becken eingeordnet haben. Als Präzedenzfall für dies und das, aber wahrscheinlich hat es auch das schon mal gegeben. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«
    »Wahrscheinlich hast du recht. Aber was ist los? Warum stehst du da hinten? Komm her und gib mir ’nen Kuss, verdammt. Und was soll der Schwarze-Witwen-Aufzug?«
    »Die einzige Möglichkeit, mein Gesicht auf stilvolle Weise vollständig zu verhüllen.«
    »Wieso? Dein Gesicht zu verhüllen, ist doch ein Sakrileg. Komm her.«
    »Hiob, ich bin sie . Ich dachte, das könnte dich aufmuntern, während du hier festsitzt und den ganzen Tag über nichts anderes zu sehen kriegst als Schwestern von gestern und schlurfige Pfleger.«
    »Du bist sie ? Wer sie ? Ich komm nicht drauf.«
    »Mein Rechercheauftrag, erinnerst du dich denn nicht mehr? Das schönste Mädchen aller Zeiten. Die absolute Frau.«
    Ein Ruck lief durch Hiobs Körper, sodass seine Aufhängungen klirrten. Er machte den Hals lang, bis es schmerzte. »Du hast sie gefunden?«
    »Das ist nicht so einfach. Dein Geschmack ist wie befürchtet eine relative Sache, bei dir sogar besonders kompliziert, weil du nicht einmal auf eine bestimmte Haarfarbe fixiert bist. Wir können davon ausgehen, dass es in der gesamten Menschheitsgeschichte also mehrere Frauen gab, die deine Kriterien der Allerschönsten erfüllten. Also habe ich mich für eine entschieden, die noch lebt. Meine Verbindungen zum Fließ sind nicht mehr so gut, dass ich die Körperbilder längst verstorbener Frauen anzapfen kann. Es war für mich einfacher, eine lebendige zu finden und sie zurückzurechnen.«
    »Zurückzurechnen?«
    »Sie lebt noch, aber sie ist 72 Jahre alt. Natürlich habe ich sie jetzt als Fünfundzwanzigjährige an. In diesem Alter blühte sie am strahlendsten.«
    »Wer ... war ... ist sie? Eine Prominente?«
    »Nein. Du hast recht gehabt mit deiner Vermutung, dass es die ganz exakt deinem Geschmack entsprechenden Schönheitstypen niemals zu öffentlicher Berühmtheit gebracht haben. Faith Sutton war zwar in den dreißiger und vierziger Jahren so etwas wie die Dorfschönheit von Elmsfield in Devon, aber sie war nie interessiert daran, an irgendwelchen Miss-Frühlingsquark-Wahlen teilzunehmen. Sie interessierte sich für Gedichte und schrieb selbst ein paar ganz gute.«
    »O Mann o wow o golly, eine Schönheit mit Grips und Poesie und einem eigenen Dickkopf, da werde ich ganz zappelig, da werfen meine Verliebtheitsprogramme schon die Motoren an. Das ist gar nicht gut, gar nicht gut.«
    »Wieso gar nicht gut?«
    »Weil ich ... weil ich, glaube ich, einen großen Fehler gemacht habe und im Augenblick ein bisschen in der Klemme stecke und eine solche gewichtige Ablenkung zurzeit wohl gar nicht brauchen kann.«
    Jetzt kam sie näher an sein Bett heran. »Du hast doch gesagt, du heilst wieder. Oder meinst du etwas anderes?«
    Hiob druckste herum. »Deine Verbindungen zum Fließ sind wirklich nicht mehr so gut, hm? Du hast noch nichts gehört?«
    »Wovon?« Das schwarze Netzgewebe vor ihrer Nase zitterte.
    »Zwei Manifestationen. Gleichzeitig. Ich hab eingeschlagen. Es ist abgemacht. Wahrscheinlich läuft es schon, während ich hier rumhänge wie Schlüssel 12.«
    »Zwei Manifestationen? ZWEI MANIFESTATIONEN? Du hast doch damals nicht mal ...«
    »Widder, bitte, hör mit dieser Daily-Soap-Scheiße auf. Mach mir keine Szene. Du bist kein

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