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Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer

Titel: Hiobs Spiel 2 - Traumtänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Schnalzen aufhören. Dann zieht er den Kolben durch den Schnee und schiebt mit dem Fuß gnädiges Weiß über das Was-auch-immer. Gleichzeitig implodiert das Hüttendach. Ein Funkenregen weht singend über Hiob hin, aber der Weltkriegsmantel hat schon Schlimmeres abgehalten.
    Die Inspektion der Verhältnisse geht weiter. Die Kadaver der beiden von ihm erschossenen Pelzmärtel sind mittlerweile zerfallen. Nur noch fettiger, nach Essig riechender Staub ist geblieben. Ein bisschen Schnee drüber und fertig. Die Leichen von Thilo und Nick schleift Hiob nacheinander zum Feuer und kantet sie hinein. Fünf Todesopfer durch in Brand geratenen Weihnachtsbaum werden die Zeitungen wohl wieder melden. Und weiter hinten, im Haus der Hessen? Wer weiß, wie’s dort aussieht? Vielleicht Familienvater läuft am Heiligen Abend Amok und tötet und verstümmelt Frau und Kind . Irgendwas Verständliches halt. Etwas, nach dem sich weitermachen lässt mit dem, was sie das wirkliche Leben nennen.
    Für Hiob ist die Sache hier erledigt. Sechs mindere Fließwesen sind mehr oder weniger durch seine Hand umgekommen, das müsste doch reichen für einen schäbigen Punkt. Verräterische Spuren sind verwischt. Dass es keine Zeugen gibt, die auf Hiob hindeuten können, ist im Grunde genommen nicht das Schlechteste, was passieren konnte.
    Hiob wirft noch eine Blutrute, die er im Schnee findet, ins Feuer, legt sich die teure Pumpgun über die Schulter und stapft in der Richtung ins Dunkel, in der er den Fahrer des Lenggries-Sichelner Räumfahrzeuges kaltgestellt hat.
    Er kommt nicht weit, nicht einmal dreihundert Meter. Denn es ist noch nicht vorbei.
    Kein Schneefall mehr im Mangfall, Mond steigt auf über Österreich, reißt Wolken durch wie knirschenden Stoff. Spinnweblichteinfall. Stille, bis auf das Knacken brennender Balken. Im fiebernden Schein der Flammen von hinten tanzt Hiobs Schatten wild vor ihm herum, wirft sich bald hier–, bald dorthin, leicht wie ein Geist, ohne Spuren. Dort hinten, unter den hohen bezuckerten Tannen, steht der Bischofsritter, wie eine Figur von Frank Frazetta, und wartet. Die Flanken des Pferdes erzittern. Ketten klirren. Hiob bleibt stehen, sackt sich fest in kniehoher Gischt.
    Analyse: Hiob hat noch eine Patrone in seiner Pump, aber das kann er vergessen, das bringt eh nichts gegen Ruprecht. Das hier ist exakt derselbe Scheiß wie gegen Veidt von Holstenwall. Er hat nicht die Möglichkeit, eine Manifestation zu besiegen, außerdem wäre das eh verschenkt, weil das Ganze hier nur als Prognosticon verbucht ist und nur einen Punkt bringt. Also kann es sich hier nur darum handeln, Ruprecht entweder zu umgehen oder ihn zu vertreiben. Vergiss das Umgehen, Junge, der Ritter ist – wie das Wort Ritter schon andeutet – beritten und somit in jedem Fall schneller und stärker als du. Also vertreiben. Wie vertreiben? Ey, Rupe, mach dich vom Acker, sonst sengt’s?
    Der Ritter hebt den Bischofsstab. Teile der Helm-Mitra und des Stabkörpers glimmen im Mondlicht auf wie Elmsfeuer. Dampf oder sogar Rauch stößt aus den Nüstern des Pferdes, ein Kaltblüter, Haflinger fast, Kriegsross. Pferd und Reiter bilden eine Einheit, einen Tank. Eine Ein-Zentaur-Armee.
    Vertreiben. Also Vertreiben. Wie? Das gute Markensalz ist irgendwo in der Hütte geschmolzen, sonst hätte Hiob wenigstens einen schützenden Bannkreis um sich ziehen können. Also kein Bannkreis. Vertreiben. David. Goliath. Keine Steinschleuder. Schneebälle? Dreh nicht durch!
    Der Stab senkt sich, die Spitze auf Hiob gedeutet. Einleitung des Lanzengangs. Falsch: Nicht Lanzengang. Eher Übungsstechen auf eine Strohpuppe. Ein Ruck am Zügel pflanzt sich fort durch den Körper des Tieres. Muskeln, Sehnen verlagern sich. Der Ruhmprächtige. Heidnisches Relikt voller Hass auf eine brutal christianisierte Zeit. Stonehenge auf vier Beinen. Reitet jetzt an.
    Reine Nervensache. Das hier ist ein reines Pokerspiel jetzt. Es ist nicht als Manifestation gemeldet, also kann Ruprecht mir gar nichts wirklich tun. Es geht nur darum, ob ich mich einscheiße vor Angst oder ob ich cool bleibe. NuNdUuN beobachtet mich, uns. Er ist hier irgendwo. Tafelt in Nerz gekleidet auf einem Hochsitz zwischen den Bäumen, ein goldenes Teleskop in samtbefäustlingten Händen. Silberne Reißdolche grinsen vor Vorfreude. Also neue Analyse.
    Der Ritter gewinnt an Tempo. Wieder dieses verstörende Phänomen: Die wohl tonnenschwere Masse aus Reiter und Hengst durchbricht nicht die fragile Kruste der

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