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Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Titel: Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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Melissa Stradari würde die Nacht auf einer harten Pritsche verbringen. Karl Talhammer von der Versicherung hatte ihm bereits zu diesem Erfolg gratuliert. Was ihm aber nicht besonders wichtig war.
    Hipp sah zu Sabrina, die sich gerade die Carta dei dolci geben ließ. Hier im Tornavento, das würde ihr letzter gemeinsamer Abend sein, dachte er. Morgen Vormittag würde er Sabrina zum Flughafen bringen. Diesmal würde sie in San Francisco ankommen, bei ihrem Vater, der sehnsüchtig auf sie wartete. Ob er sie je wiedersehen würde? Was sollte sie veranlassen, allzu bald wieder nach Europa zu kommen? Die zurückliegenden Erlebnisse waren wohl kaum dazu angetan. Und die Anziehungskraft seiner eigenen Person wollte er nicht überschätzen. Hipp dachte nach. Nun, vielleicht gab es eine Möglichkeit. Irgendjemand musste sich schließlich um die Tenuta del Leone kümmern. Luca Pertini jedenfalls war dazu nicht in der Lage. Das wäre doch ein Job für Sabrina? Er würde mal mit dem alten Valentino über diesen Einfall …
    »Buona sera«, platzte Maresciallo Viberti in seine strategischen Überlegungen. »Ich bitte um Vergebung, tut mir aufrichtig Leid, dass ich Sie hier störe. Darf ich mich setzen?«
    »Aber natürlich«, sagte Hipp, Sabrina einen entschuldigenden Blick zuwerfend.
    Viberti zog einen Stuhl heran, nahm seine Uniformmütze ab und gab dem Kellner ein Zeichen. »Per favore una grappa. Grazie.« Mit wehmütigem Blick auf die leere Tischdecke stellte er fest: »Sie haben schon gespeist, natürlich. Wie immer komme ich zu spät, eine Tragödie. Ich sterbe noch mal an Unterernährung. Darf ich fragen, was Sie gegessen haben?«
    »Amoretti di quaglia alle erbette aromatiche«, antwortete Sabrina.
    »Amoretti von der Wachtel, magnifico. Aber Sie hatten doch hoffentlich vorher eine Pasta oder ein Risotto?« Viberti schaute besorgt. »Nicht zu vergessen die köstlichen Antipasti? Die Fiori di zucchini sind ein Hochgenuss. Und die Ravioli del plin unübertroffen.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Hipp, »wir hatten ein komplettes Menü. Aber um dies zu erfahren, sind Sie wahrscheinlich nicht gekommen.«
    »Nein, nicht wirklich. Zunächst mal möchte ich mich persönlich bei Ihnen bedanken, Professore, dass Sie mir geholfen haben, zwei so wichtige Fälle aufzuklären.«
    Sabrina lächelte. »Geholfen?«
    Viberti rückte seinen Krawattenknoten zurecht und hüstelte verlegen. »Nun, mir ist klar, dass ich diesen Erfolg einzig Ihnen verdanke, Professore. Aber Sie wollten ja ausdrücklich im Hintergrund bleiben. Das ist Ihre Entscheidung, die ich respektiere. Bleibt als kleiner Wermutstropfen, dass uns Fabri entwischt ist …«
    »Ihnen entwischt ist«, korrigierte Sabrina.
    »Sie sind heute aber besonders genau, Signorina Valentino. Nun ja, zugegeben, es war allein meine Schuld. Ein peinliches Missgeschick.«
    »Aber das ist nicht der einzige Grund Ihres Kommens, richtig?«, fragte Hipp.
    »Sie haben wie immer Recht«, bestätigte Viberti. »Ich muss mich morgen Vormittag bei einer Pressekonferenz den Fragen neugieriger Journalisten stellen. Leider …« Viberti nahm den Grappa entgegen, zuckte entschuldigend mit den Schultern und leerte das Glas mit einem Schluck. »Leider sind mir noch nicht alle Überlegungen klar …«
    »… die Sie höchstselbst als Maresciallo der Carabinieri angestellt haben und die schließlich zur Aufklärung der Fälle geführt haben«, sagte Hipp schmunzelnd. »Und jetzt wollen Sie wissen, was Ihnen so durch den Kopf gegangen ist, damit Sie auf alle Fragen antworten können?«
    Viberti spielte nervös mit dem leeren Grappaglas. »Sì, sì, so könnte man es ausdrücken, vielleicht nicht ganz so direkt.«
    »Also gut, was wollen Sie wissen?«, sagte Hipp, »schießen Sie los!«
    »Dürfte ich vorher …«
    »Wollen Sie einen Blick in die Dessertkarte werfen?«, fragte Sabrina.
    »Nein, vielen Dank. Aber der Carrello dei formaggi ist im Tornavento ganz hervorragend. Etwas Formaggio con le composte, Käse mit Kompott, ja, das würde mir nach diesem harten Tag gut tun.«

    »Während Sie Ihren Käse essen, kann ich ja schon mal einige Hinweise geben«, sagte Hipp. »Stellen Sie sich vor, Sie hatten lauter kleine Teile eines Puzzles, das sie erst zusammensetzen mussten. So hat Fabri einmal erzählt, dass seine Mutter seit dem Verschwinden ihres Mannes jeden Abend Schlaftabletten nimmt …«
    »Das hat er mir erzählt?«
    »Nein, er hat es mir erzählt. Jedenfalls konnte er sich so des Nachts

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