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Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Titel: Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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Ich habe eine zu greifen bekommen. Plötzlich lag er vor mir, das Eisen hatte sich in seine Brust gebohrt. Es dauerte nur noch Sekunden, er hat Blut gespuckt, wollte sich aufsetzen, fiel um – und war tot.«
    »Vielleicht wären Sie mit Notwehr durchgekommen.«
    »Vielleicht, ja. Aber mir blieb keine Zeit zum Nachdenken, denn plötzlich habe ich Eva-Maria und Sabrina entdeckt. Sie standen am Eingang und hatten mit angesehen, wie mein Vater gestorben ist. Ich wollte es ihnen erklären …«
    »Aber dann sind wir davongerannt, Eva-Maria vorneweg, ich hinterher«, setzte Sabrina den Satz fort. »Wir sind ins Auto gesprungen und losgefahren.«
    »Vor dem Haus stand Gianfrancos Alfa, ich bin euch gefolgt, wollte euch anhalten, alles erklären …«
    »Aber Eva-Maria weigerte sich zu stoppen«, sagte Hipp, »ist stattdessen immer schneller gefahren, dann kam die verhängnisvolle Kurve und Ihr wahnwitziger Versuch, den Fiat zu überholen.«
    »Ich habe es nicht gewollt, wirklich nicht. Sabrina, du musst es mir glauben.«
    »Fabri, ich glaube dir, aber das ändert nichts. Das macht weder deinen Vater noch Eva-Maria oder Margherita wieder lebendig.«
    Obwohl Fabri tief betroffen schien, zwischen den abgehackten Sätzen schluchzte, vergaß er keine Sekunde mit der Schrotflinte auf Hipp und Sabrina zu zielen.
    »Sie hatten Glück, es hat Sie keiner gesehen. Sie haben mitbekommen, dass der Fiat explodiert ist, dachten, beide Mädchen sind tot. Dann haben Sie Gianfrancos Leiche im Gärtank versteckt, den gefliesten Boden abgespritzt, alle Spuren beseitigt.«
    »Aber ich habe überlebt«, flüsterte Sabrina.
    »Ich selbst«, fuhr Hipp fort, »habe Ihnen im Turiner Krankenhaus von Sabrinas Amnesie erzählt. Da wussten Sie, es gab noch eine vage Chance. Sie mussten nur die einzige verbliebene Zeugin beseitigen, bevor sie ihr Gedächtnis wiedererlangte.«
    Fabri nickte stumm.
    »Und dann ist Ihnen der geniale Einfall gekommen, ihren Vater am Leben zu erhalten. Sie haben der Leiche den Ehering abgezogen, die Kassette unter dem Bett geplündert, sich selber eine SMS geschickt, eine weitere sogar an seine Freundin, von der Sie natürlich wussten. Sie haben Photos manipuliert, was am Computer ein Kinderspiel ist, Briefe und Ansichtskarten geschrieben. Viele Söhne können die Schrift ihrer Väter nachmachen, schon um Entschuldigungen für die Schule zu fälschen. Sie haben auf seinen Namen ein Zimmer in Venedig reserviert. Bei Ihrem vorgeblichen Gespräch mit dem Barkeeper in Harry’s Bar waren Sie alleine.«
    »Sie sind wirklich klug, aber das hilft Ihnen jetzt auch nicht weiter. Übrigens, meine Mutter hat sich über Gianfrancos Post gefreut.«
    »Sie wussten, dass wir nach Südtirol fahren, das haben wir Ihnen in Verona erzählt. Und in Montalcino haben Sie mit dem Gewehr Ihres Vaters vorbeigeschossen.«
    »Mir ist in Südtirol der Wagenheber aufs Zielfernrohr gefallen.«
    »Und dann bin ich dir direkt in die Arme gelaufen«, sagte Sabrina, »ich dummes Huhn, weil ich zu dir Vertrauen hatte. Mich wundert, dass ich noch am Leben bin.«
    »Mich auch«, zischte Fabri. »Am steilen Abhang bei Canale hat dich dieser Idiot von Sergio gerettet. Den Sturz hättest du nicht überlebt. Aber keine Sorge, gleich ist es vorbei. Ich schieße nur ungern, mir wäre es lieber, wenn ihr den Wein trinken würdet.«
    »Maresciallo Viberti weiß, dass wir bei Ihnen sind«, sagte Hipp.
    »Interessiert mich nicht«, erwiderte Fabri.
    »Aber vielleicht interessiert es Sie, dass er direkt hinter ihnen steht«, ergänzte Hipp.
    Fabri lachte. »Glauben Sie wirklich, auf diesen blöden Trick falle ich herein?«
    »Non è un trucco, caro Fabri, lascia cadere il fucile! È finita, basta.«
    Langsam drehte Fabri den Kopf. Hinter der Theke stand nicht nur Viberti, sondern mit ihm ein Kollege im Kampfanzug. Er hatte ein kurzes, hässliches Gewehr im Anschlag, mit einem roten Laserstrahl, der präzise auf Fabris Schädel zielte.
    »È finita«, wiederholte Viberti.
    Fabri drehte sich nach vorne. »Vielleicht sehen wir uns wieder, Sabrina, in einem anderen, besseren Leben.« Er ließ die Schrotflinte fallen und ergriff blitzschnell sein Rotweinglas. Weder die Carabinieri, denen die Theke im Weg stand, noch Hipp, der am anderen Ende des großen Degustationstisches saß, waren schnell genug. Schon hatte Fabri das Glas geleert. Das Glas mit dem Barbaresco, dessen Bukett so ungewöhnlich intensive Mandeltöne aufwies.

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    D er Sattelzug mit dem blauen Scania als

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