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Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Titel: Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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wieder bei guter Gesundheit ist, sollten wir gemeinsam essen gehen. Ich möchte Sie gerne einladen.«
    »Mille grazie, würde mich freuen.«
    »Der linke Wein trägt die Handschrift Ihres Vaters, der rechte Barolo könnte Ihr Werk sein«, sagte Hipp.
    Fabri lächelte. »Stimmt genau. Wie kommen Sie darauf?«
    Hipp nahm aus dem linken Glas einen Schluck, kaute kurz und spuckte in den Eimer. Dann der Wein aus dem rechten Glas, ein kurzes Schlürfen, dann schluckte er ihn hinunter.
    »Ganz vorzüglich, alle beide. Aber wie ich schon sagte, der rechte Wein ist von Ihnen, er ist internationaler im Charakter. Obwohl wahrscheinlich aus demselben Jahrgang, ist er deutlich konzentrierter, gleichzeitig rund und geschmeidig, schon gut trinkbar. Der linke Wein ist klassisch, traditionell im großen Holzfass ausgebaut, ganz ähnlich wie vorhin der Barbaresco. Er braucht noch einige Jahre, um die harten Tannine zu mildern, deshalb wohl ein Kind Ihres Vaters. Dagegen haben Sie bei Ihrem Wein moderne Techniken eingesetzt, wie zum Beispiel Maischeerwärmung, eventuell auch die Umkehr-Osmose zur Konzentration. Die Vanille- und Röstaromen kommen vom Barriquefass. Außerdem scheint mir, dass Sie etwas Cabernet Sauvignon beigegeben haben.«
    »Absolut richtig. Ihnen bleibt nicht viel verborgen.«
    »Ich schaue nun mal gerne hinter die Kulissen, nicht nur beim Wein. Haben Sie die Beeren vor dem Pressen angefroren?«
    Fabri hatte es längst aufgegeben, sich zu wundern. »Kryoextraktion? Nur bei einem Teil. Wollen Sie bei uns als Berater anfangen?«
    Hipp lächelte. »Nein, vielen Dank für dieses charmante, wenngleich nicht ernst gemeinte Angebot. Außerdem wissen Sie selbst sehr gut, wie man einen vorzüglichen Barolo herstellt.« Er hob das Glas und prostete Fabri zu. »Quod erat demonstrandum.«

15
    M arco schaltete herunter, um die Geschwindigkeit seines schweren Sattelzugs zu vermindern. Er schnippte eine Zigarettenkippe durch das offene Fenster und sah auf die Uhr. Er war etwas später dran als normal, trotzdem würde er an seiner alten Gewohnheit festhalten und auf der A21 kurz nach Alessandria eine Pause einlegen. Ein Caffè macchiato an der Bar der Stazione Tortona Sud, ein Gespräch mit Carlo über die Fußballergebnisse vom Wochenende, er konnte es immer noch nicht verstehen, dass Juve gegen Inter verloren hatte, dann Pinkeln und wieder zurück auf die Autostrada, über Milano und Verona Richtung Brenner. Der dreiachsige Auflieger seiner Zugmaschine war voll geladen mit Weinflaschen, gestapelt in Kisten und Kartons auf Europaletten.
    Marco trat auf die hydraulische Bremse und brachte den Vierzigtonner auf dem großen Parkplatz hinter dem Rasthaus zum Stehen. Er ließ den Turbolader des Diesels kurz abkühlen, dann stellte er die Maschine ab, öffnete die Tür und kletterte aus dem Führerhaus.

    Hätte er an der Bar nicht seinen alten Freund Carlo begrüßt, der wie immer an der Espressomaschine stand, sondern wäre er am Eingang stehen geblieben und hätte durch die Glasscheibe geschaut, dann hätte Marco mit etwas Glück nur wenig später einen Sattelzug wegfahren sehen, der seinem eigenen verteufelt ähnlich war. Stattdessen debattierte er mit Carlo die Berechtigung des Elfmeters in der zwölften Spielminute. Sie waren gerade bei der Halbzeit angelangt, da rollte sein Laster bereits durch die Mautstelle von Tortona.
    Ungefähr zu dem Zeitpunkt, als Marco mit seinem Caffè und mit der Nachspielzeit fertig war, stand der Dreiachser in einem Waldstück, wo gerade die Zugmaschine ausgewechselt wurde. Der auffällig rote Iveco wich einem blauen Scania. Gleichzeitig versah ein eingespieltes Team den Sattelauflieger mit großen Aufklebern, auf denen »Fratelli Calprano« geschrieben stand, und außerdem »Olio extra vergine«. Schon waren die hinteren Kennzeichen ausgewechselt und über die Laderampe bereitstehende Kartons mit Olivenöl zugeladen.

    Als Marco von der Toilette kam, noch eine Schachtel Nazionali kaufte, sich von Carlo verabschiedete, um dann zum Parkplatz zu schlendern, da war seine Ladung schon wieder auf der Autobahn – allerdings in entgegengesetzter Richtung mit Ziel Genua, wo im Containerhafen die Frachtbriefe bereitlagen. Noch am Abend würde die »Principessa« auslaufen. Irgendwo unter der Ladung würden sich teure Weine von ausgesuchten Winzern aus dem Piemont befinden: Barbera*, Barolo* und Barbaresco* unter anderem von Pio Cesare*, La Spinetta*, Domenico Clerico* und Bruno Giacosa*.

16
    D ie Osteria

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