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Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Titel: Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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Das machte er bei Degustationen meistens so, um die Neugier seiner Gäste anzustacheln und um Spannung aufzubauen.
    »Gibt es Neuigkeiten von Ihrem verschwundenen Vater?«, wechselte Hipp das Thema.
    »Nein, sein Verschwinden ist uns allen ein Rätsel.«
    »Glauben Sie, dass ihm etwas zugestoßen sein könnte?«
    »Natürlich wäre das möglich, aber es ist nicht sehr wahrscheinlich. Wir haben intensiv nach ihm gesucht. Viberti hat alle umliegenden Weinberge und Wälder durchkämmt.«
    »Maresciallo Viberti von den Carabinieri in Alba?«
    Fabri sah Hipp erstaunt an. »Sie kennen ihn?«
    »Nein, aber wir haben telefoniert und sind nachher zum Mittagessen verabredet. Er hat den Unfall von Eva-Maria und Sabrina aufgenommen.«
    »Richtig, ein guter Mann, sehr gewissenhaft. Aber um Ihre Frage zu beantworten, meine Mutter und ich glauben, dass sich mein Vater eine kurze Auszeit nimmt.«
    »Eine Auszeit?«
    »Ja, ich würde das so bezeichnen. Und jetzt«, Fabri deutete auf das Glas links außen, »wollen Sie mit der Verkostung beginnen?«
    »Aber gerne.« Hipp nahm das Glas, neigte es, betrachtete kurz die Farbe, roch am Wein, brachte ihn im Glas zum Kreisen, schnupperte zum zweiten Mal – und stellte das Glas wieder ab.
    »Eine Auszeit? Was meinen Sie damit?«
    Fabri sah sein Gegenüber erstaunt an – nicht wegen der Frage, sondern weil Hipp den Wein nicht probierte. »Ich denke, dass mein Vater, dem gelegentlich alles zu viel wird, spontan für einige Tage weggefahren ist. Ohne uns etwas zu sagen, was natürlich eigenartig ist, aber vielleicht lässt sich das psychologisch erklären, was dann in Ihr Fach fallen würde, wie ich von Sabrina weiß. Übrigens, wollen Sie den Wein nicht kosten? Das ist kein schlechter …«
    »… Dolcetto*, ich weiß, ein oder zwei Jahre alt, schönes Purpurrot, leichte Schokoladenaromen. Ein angenehmer Auftakt.«
    »Accidenti! Stimmt, ein Dolcetto, zwei Jahre alt. Sie verblüffen mich. Sabrina sagte mir, Sie sind Psychologe, dass Sie ein Weinexperte sind, hat sie mir verschwiegen.«
    Hipp lächelte. »Erstens schließt erfreulicherweise das eine das andere nicht aus, zweitens wollen wir meine bescheidenen Weinkenntnisse nicht überbewerten, und drittens habe ich Sabrina von meiner diesbezüglichen Passion noch nicht berichtet.«
    »Ich kann gut verstehen, dass Sie diesen Dolcetto nicht probieren …«
    »Ich habe ihn probiert, mit der Nase«, korrigierte Hipp.
    »… er ist leider tatsächlich etwas flach und überaus gerbstoffarm. Ich hätte ihn bei dieser Verkostung besser weggelassen. Früher haben wir großartigen Dolcetto gemacht, aber dieser bleibt hinter seinen Möglichkeiten zurück. Ich bin neugierig, ob Sie den nächsten Wein erraten.«
    »Soll das eine Blindverkostung werden?«, fragte Hipp.
    »Warum nicht? Scheint nicht Ihre erste zu sein.«
    »Nun gut, machen wir ein Spiel. Wenn ich die Sorte oder die Herkunft eines Weines errate, beantworten Sie mir jedes Mal eine Frage?«
    »Darauf kann ich mich gerne einlassen«, sagte Fabri lachend, »die Fragen würde ich Ihnen auch so beantworten.«
    »Warten wir es ab.« Hipp nahm das nächste Glas, vollzog das übliche Ritual der optischen Prüfung, der ersten und der zweiten Nase und nahm einen kleinen Schluck.
    »Nun? Schwierig, oder?«, sagte Fabri.
    »Haben sich Ihre Mutter und Ihr Vater häufig gestritten?«, fragte Hipp unvermittelt.
    »Das ist eine sehr persönliche Frage«, stellte Fabri fest, »dazu würde ich lieber nichts sagen.«
    »Helles Rot, zarte Zitrusaromen, leicht bitter, vermutlich ein Grignolino* aus den Basso-Monferrato-Bergen.«
    Fabri schüttelte verwundert den Kopf. »Stimmt ganz genau. Erstaunlich, sehr erstaunlich. Dann muss ich wohl. Ja, meine Mutter und mein Vater haben sich zuweilen gestritten. In der letzten Zeit häufiger. Mein Vater neigt zu Jähzorn, und darunter leidet meine Mutter, obwohl sie ihn liebt.«
    »Kannte Ihr Vater Eva-Maria?«
    »Ja, natürlich, schon seit sie ein Kind war. Unsere Familie ist mit den Pertinis befreundet.«
    »Mochte er sie?«
    »Ja, sehr. Er hat sie immer
il mio bel girasole
genannt.«
    »Meine hübsche Sonnenblume? Sehr romantisch. Klingt ganz so, als ob er sie wirklich gern gehabt hat.«
    Hipp nahm das nächste Glas, versetzte den Wein in Rotation, ließ die Aromen in die Nase steigen. »Wissen Sie, ob Eva-Maria oder Sabrina Feinde haben?«
    »Feinde? Eva-Maria und Sabrina?« Fabri sah Hipp verständnislos an. »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Ein Barbera*, im

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