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Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Titel: Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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er mitgebracht hatte. Margherita war wieder im Schwesternzimmer verschwunden. War das die Gelegenheit? Sollte er jetzt gleich?
    Während er noch darüber nachdachte, kam Margherita wieder heraus und schob das Wägelchen den Gang entlang zum ersten Krankenzimmer.
    Der alte Polizist wachte auf und winkte Margherita zu. »Tutto a posto, bellissima?«, fragte er.
    »Ma certo, come sempre, Claudio«, antwortete sie. »Ho fatto un caffè per te.«
    Claudio stand auf und streckte sich. »Ein Caffè, sehr gut, vielen Dank, den kann ich brauchen.«
    Der heimliche Besucher erschrak, als sich der Mann plötzlich in Bewegung setzte und direkt auf ihn zukam. Er wich zurück, drückte sich hinter dem Gummibaum an die Wand und hielt den Atem an. Erleichtert hörte er eine Tür, die verriegelt wurde. Das konnte nur die Toilette neben dem Schwesternzimmer sein. Erneut spähte er um die Ecke. Er sah, wie Margherita mit dem Infusionsbeutel in einem Krankenzimmer verschwand. Das würde etwas Zeit in Anspruch nehmen. Wie lange brauchte Claudio in der Toilette? Egal, es gab Momente im Leben, da musste man alles auf eine Karte setzen. Die Situation war günstig. Mit wenigen Schritten hatte er das Wägelchen der Nachtschwester erreicht, schon war die rote Thermoskanne geöffnet, es roch nach Pfefferminztee, jetzt die kleine Glasflasche aus seiner Tasche, der Plastikstopfen klemmte, so, nun den gesamten Inhalt in die Thermoskanne schütten. Er hörte, wie in der Toilette das Wasser gezogen wurde. Hoffentlich wusch sich Claudio die Hände. Mit fliegenden Fingern schraubte er den Deckel auf die Thermoskanne. Hektisch trat er den Rückzug an. Keine Sekunde zu früh. Die Toilettentür wurde entriegelt. Seine Lesebrille rutschte von der Nase und fiel auf den Boden. Er drehte sich um, hob sie auf, machte die letzten eiligen Schritte zum Gummibaum, umkurvte ihn und drückte sich schwer atmend gegen die Wand. Verdammt, das war gerade noch einmal gut gegangen.
    Er hörte, wie Claudio auf dem Flur mit Margherita sprach, Porzellan klapperte, wahrscheinlich nahm er gerade seine Kaffeetasse vom Wagen. Nun war es egal, ob der Mann auf der Bank einschlief oder wach blieb. Fast hätte er laut gelacht. Es war vollbracht. Geschafft, erledigt. Diesmal hatte er nicht versagt. Nur noch wenige Minuten, dann würde Sabrina die Tasse mit dem Pfefferminztee an die Lippen führen.
    Er löste sich von der Wand und eilte den Flur entlang zum Treppenhaus. Hatte er ein schlechtes Gewissen? Tat es ihm um Sabrina Leid? Es machte wenig Sinn, sich diese Fragen zu stellen. Natürlich bedauerte er, dass er zu diesem äußersten Schritt gezwungen war. Ja, um Sabrina tat es ihm Leid. Aber es gab nun mal keine Alternative. Wenn
er
weiterleben wollte, dann war
ihr
Tod unvermeidbar.

21
    S ie hielt die Hand vor den Mund und gähnte. Bald würde sie schlafen, es wurde ja auch Zeit. Sie warf einen Blick zum Fenster, stand auf, streckte sich, ging die wenigen Schritte durchs Zimmer, sah hinunter in den Innenhof mit dem kleinen Garten, kippte das Fenster, um etwas frische Luft hereinzulassen, lief zurück und setzte sich für einen Moment auf den Stuhl neben dem kleinen Tisch. Sie nahm die rote Thermoskanne, schraubte den Verschluss ab und goss sich eine Tasse ein. Schön warm war der Pfefferminztee, aber nicht zu heiß, so mochte sie ihn. Sie hielt die Tasse unter die Nase. Dass der Tee heute leicht nach bitteren Mandeln roch, fiel ihr nicht auf. Das intensive Aroma der Minze überlagerte diese Duftnote.
    Sie dachte an den frühen Abend, als sich Hipp Hermanus verabschiedet hatte. An die Grissini, die er ihr als Geschenk mitgebracht hatte, das war eine nette Idee gewesen. Die Schachtel war schon fast leer. Sie dachte an den pensionierten Polizisten, der im Gang Wache saß. Sicherlich überflüssig, aber erstens beruhigte dies Sabrina, und zweitens war Claudio ein netter Mann, mit dem sie, wenn ihr langweilig wurde, auch mal ein Schwätzchen halten konnte. Sie führte die Tasse an den Mund und nahm einen ersten kleinen Schluck. Das tat gut. Ihr Gaumen war wie ausgetrocknet, sie hatte in den letzten Stunden wohl zu wenig getrunken. Sie bemerkte, dass der Pfefferminztee etwas bitter schmeckte. Aber wer wusste schon, was vorher in der Kanne war? Sie trank die Tasse in einem Zug leer, goss sich eine zweite ein und lehnte sich entspannt zurück. Sie freute sich auf ihr Bett. So müde hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt. Sie nahm die Schachtel mit den Grissini, holte die letzte

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