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Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Titel: Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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Stange heraus und biss ab.
    Der Hustenreiz kam gleichzeitig mit einer plötzlichen heftigen Atemnot. Mit einem krampfartigen Reflex zerbrach sie den Brotstängel zu kleinen Bröseln. Die geblümte Tasse mit dem Pfefferminztee fiel zu Boden. Sie rang verzweifelt nach Luft. Sie spürte, wie ihr Gesicht glühend heiß wurde. Mit der rechten Hand langte sie sich an den Hals, mit der linken umklammerte sie das Tischchen. Ihre Augen richteten sich auf die rote Thermoskanne, die einen wilden Tanz aufführte, dabei hämisch lachend. Ihre Pupillen weiteten sich, der Raum schien plötzlich von einem grellen Licht durchflutet.
    Ihr Leben, sie spürte es, es war vorbei. Von einem Augenblick auf den anderen. Ihr Röcheln war so erstickt, dass man es draußen auf dem Flur nicht hören konnte. Aber für Hilfe war es ohnehin zu spät. Das Zyankali hatte seine tödliche Wirkung bereits entfaltet. Ihr Körper krampfte sich zusammen. Im Niederstürzen riss sie das Tischchen um. Sie schnappte nach Luft. Außerdem war ihr jetzt fürchterlich schlecht. In den letzten Sekunden ihres Lebens musste sie sich, zusammengekrümmt auf dem Linoleum liegend, noch übergeben. Dann war es vorbei. Der Tod hatte sie von ihren kurzen, aber heftigen Qualen erlöst.

22
    A m nächsten Morgen kam Hipp gegen neun Uhr am Krankenhaus an. Sofort merkte er, dass etwas nicht stimmte. Da standen einige Polizeiwagen zu viel herum. Als er den Aufzug im zweiten Stock verließ, begegnete er uniformierten Polizisten. Ärzte standen beieinander. Hinten im Flur entdeckte er Claudio, der wild gestikulierend auf einen Mann im grauen Anzug einredete. Hipps Schritte beschleunigten sich. Einen Polizisten, der ihn aufhalten wollte, schob er energisch zur Seite. Claudio entdeckte Hipp, ließ den Mann im Anzug stehen und eilte auf ihn zu.
    »Was ist passiert? Wie geht es Sabrina?«, rief ihm Hipp entgegen.
    »Il tè alla menta«, antwortete Claudio, »es war der Pfefferminztee. Wahrscheinlich Blausäure. Und jetzt ist sie tot!«
    Hipp blieb abrupt stehen. Er musste sich an einem Handlauf festhalten, weil er plötzlich das Gefühl hatte, dass sich der Flur zu drehen begann. »Pfefferminztee, Blausäure«, wiederholte er monoton.
    »Sie hat nicht lange leiden müssen.«
    »Sabrina ist tot«, flüsterte Hipp.
    Der pensionierte Polizeibeamte schüttelte den Kopf. »Nein, nicht Sabrina.«
    Durch Hipp ging ein Ruck. »Nicht Sabrina?«
    »Nicht Sabrina ist tot, sondern Margherita, die Nachtschwester!«
    »Margherita? Sabrina lebt also?«
    »Ja, natürlich. Das heißt, so natürlich ist das nicht. Sie hat heute Nacht großes Glück gehabt.«
    »Wie kannst du mir einen solchen Schrecken einjagen?«
    »Ich dachte, du weißt …?«
    »Woher soll ich das wissen?« Hipp deutete fragend auf ihre Tür. »Ist sie da drin?«
    »Ja, es geht ihr gut.«
    Ohne anzuklopfen betrat Hipp Sabrinas Zimmer. Sie saß auf dem unbequemen Metallstuhl, der eigentlich für Besucher gedacht war. Hipp atmete tief durch. Die letzten Sekunden hatten ihn ganz schön mitgenommen. Waren das erste Alterserscheinungen, oder gab es dafür andere Gründe? Er würde bei Gelegenheit darüber nachdenken.
    Sabrina stand auf und ließ sich von Hipp in die Arme nehmen. »Für einen Augenblick habe ich gedacht, du wärst tot«, sagte er, ohne zu merken, dass er sie das erste Mal duzte.
    »Vielleicht wäre es besser so.«
    »So etwas darfst du nicht einmal denken.«
    »Der Wein von meinem Vater hat mir das Leben gerettet«, sagte sie.
    »Der Cabernet Sauvignon?«, fragte Hipp verständnislos.
    »Ich hatte die angebrochene Flasche im Nachtkästchen stehen.«
    »Was hat der Wein mit dem Pfefferminztee zu tun?« Eigentlich war es Hipp gewohnt, Zusammenhänge schnell zu durchschauen, aber heute schien er nicht in Form.
    »Gestern Abend, ich war wohl eingenickt, jedenfalls bin ich aufgewacht, als Margherita die Thermoskanne mit dem Pfefferminztee auf das Nachtkästchen gestellt hat. Sie hat mir eine gute Nacht gewünscht, den Fernseher ausgemacht und ist gegangen. Ich habe die Kanne genommen und den Deckel aufgedreht. Plötzlich ist mir der Wein im Nachtkästchen eingefallen. Und weil das doch mein letzter Abend im Krankenhaus war, beschloss ich, meinen Abschied zu feiern. Ganz alleine, mit mir selbst – und mit dem Wein meines Vaters. Also hab ich die Thermoskanne mit dem Tee zurückgestellt und stattdessen den Wein getrunken. Er hat mir köstlich geschmeckt, und danach habe ich geschlafen wie ein Baby.«
    »Wein statt

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