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Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Titel: Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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von, Sie wissen schon. Außerdem hatte Ihr Vater den Mut, auszubrechen und das Leben zu genießen, was sich unser Zeuge in dieser Konsequenz nicht traut.«
    »Klingt plausibel. Und? Was gedenken Sie jetzt zu tun?«, fragte Fabri.
    »Nichts. Wie ich Ihnen schon mal sagte, Italien ist ein freies Land. Wenn Ihr Vater in Venedig ordnungsgemäß die Hotelrechnung bezahlt und kein öffentliches Ärgernis darstellt, dann gibt es keinen Grund, ihn zu behelligen. Lassen Sie ihm noch etwas Zeit. Irgendwann wird’s ihm zu anstrengend, dann kommt er reumütig zurück. Auch das sagt mir meine Lebenserfahrung.«
    »Mag sein, aber in der Zwischenzeit ist meine Mutter an gebrochenem Herzen gestorben. Nein, ich werde ihr sagen, dass man unseren Papà in Venedig gesehen hat. Wir werden ihn gemeinsam suchen, wir fahren schon morgen hin.«
    »Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist«, versuchte Viberti Fabri zu bremsen. »Stellen Sie sich vor, Sie treffen ihn in Begleitung dieser beiden Frauen. Auch das würde Ihrer Mutter das Herz brechen.«
    »Meine Mutter ist sehr kurzsichtig. Wenn er wirklich noch in Venedig sein sollte, dann sehe ich ihn bestimmt zuerst und kann ihn warnen.«
    »Buona fortuna!«

37
    T rotz der kurzen Krise im Gespräch, die sich aus Hipps Frage nach dem Testament ergeben hatte, dachte Sabrina gerne an das gestrige Zusammentreffen mit Bill zurück. Es mochte schon sein, dass sie zu ihrem Stiefbruder kein besonders inniges Verhältnis hatte, auch schien er eine eher oberflächliche Wesensart zu haben, aber es war ein schönes Gefühl, einem engen Verwandten zu begegnen und über ihn eine positive Rückkopplung zu erfahren. Es war dringend an der Zeit gewesen, dass sie nicht nur aus irgendwelchen Unterlagen oder indirekt über Hipp etwas über sich erfuhr, sondern dass jemand aus ihrer Vergangenheit ihre Identität zweifelsfrei bestätigte. Denn manchmal hatte sie sich schon gefragt, so albern dieser Gedanke auch schien, ob sie wirklich die Person war, die man ihr präsentierte. Dieser Mann am Telefon, woher wusste sie, dass das ihr Vater war? Die Photos, sie könnten allesamt gefälscht sein. Und Hipp? Vielleicht war er nur dazu da, sie zu manipulieren. War ihr Name wirklich Sabrina Valentino? Der überraschende Besuch von Bill hatte ihr bei dieser Selbstfindung geholfen. Obwohl auch er, wie sie zugeben musste, kein wirklicher Beweis für ihr wahres Ich war. Auch Bill könnte zu einer Inszenierung gehören. Aber ihr Gefühl sprach dagegen, sie spürte, dass sie diesen Menschen von klein auf kannte. Und das war beruhigend. So beruhigend, dass sie beschloss, mit Hipp über ihre irrationalen Ängste gar nicht erst zu reden.
    Jedenfalls hatte sich Bill nach einer knappen Stunde verabschiedet und war mit einem Taxi zum Flughafen gefahren, um seinen Anschlussflug über New York nach Los Angeles zu erreichen. Mit Hipp war sie danach im Dominikanerkloster Santa Maria delle Grazie gewesen, um sich das weltberühmte
Abendmahl
von Leonardo da Vinci anzuschauen. Nicht deshalb, weil sie in dieser Kirche am Corso Magenta vielleicht schon mal gewesen war, nein, sondern weil sich ihr Vater am Telefon als großer Bewunderer des Cenacolo Vinciano erwiesen hatte. Eine fast schon kultische Verehrung, die sie jetzt ein klein wenig nachvollziehen konnte.
    Am Nachmittag hatte sie etwas geschlafen. Später hatte sie von Hipp erfahren, dass Eva-Marias Vater mit einem Schlaganfall auf der Intensivstation lag. Es sah ganz so aus, als ob sich die unheimliche Unglücksserie fortsetzen sollte. Abends waren sie im Exploit* zum Essen gewesen und heute Vormittag schließlich hierher in die Franciacorta gefahren. Jetzt saßen sie im Hotel L’Albereta* auf einer kleinen Terrasse vor der Bar.
    Hipp las in einer Zeitung, während Sabrina ihren Gedanken nachhing. Dabei sah sie immer wieder verstohlen zu Hipp hinüber, der ihre Blicke nicht zu bemerken schien. Sie musste sich eingestehen, dass sie ihn mochte. Wenn man einmal davon absah, dass sie nicht richtig fand, wie er Bill behandelt hatte. Auch legte er mitunter merkwürdige Verhaltensweisen an den Tag. So pflegte er, wenn sie unterwegs waren, gelegentlich rechts ranzufahren, alle nachfolgenden Fahrzeuge passieren zu lassen, oder er wendete, obwohl sie sich gar nicht verfahren hatten. Letzteres schien ihm ohnehin nie zu passieren. Zum Beispiel in Mailand, da hatte er sich wenige Minuten den Stadtplan konzentriert angeschaut, ihn dann zusammengefaltet und fortan alle Straßen in ihrem Viertel im

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