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Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Titel: Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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Der Handel mit Filmrechten ist gewiss ein Millionen-Dollar-Business, aber Bills Firma hat auf die falschen Filme gesetzt und steht kurz vor der Insolvenz. Außerdem ist dein lieber Bruder …«
    »Stiefbruder«, korrigierte Sabrina, die auf diese Differenzierung plötzlich wieder Wert legte.
    »… dein lieber Stiefbruder privat hoch verschuldet. Man hat mir berichtet, er sei allzu oft in Las Vegas. Dass man ein Weingut auch verkaufen kann, vor allem ein so renommiertes wie das deines Vaters, muss ich zur Entkräftung deines letzten Arguments wohl nicht extra erwähnen.«
    »Das hast du alles herausgefunden, während ich geschlafen habe?«, fragte Sabrina ungläubig.
    »Nein, aber bis heute Morgen hatten meine alten Freunde, die ich kontaktiert habe, alles beieinander.«
    »Alte Freunde?«
    »Ja, zum Beispiel beim Bundeskriminalamt und bei Interpol.«
    »Solche Freunde hast du?« Sabrina wirkte blass. »Du glaubst also wirklich, dass Bill hinter allem steckt?«
    Hipp schüttelte den Kopf. »Nein, glaube ich nicht. Er steht nur bis zum Beweis seiner Unschuld auf der Liste der potentiell Verdächtigen. Ich will dich nicht beunruhigen, wirklich nicht. Ich hätte es dir auch nicht erzählt, aber nach deinem Vorwurf wollte ich dir an seinem Beispiel verdeutlichen, warum ich mich gelegentlich anders verhalte, als es dir lieb wäre. Und ich möchte dich bitten, dies im Wiederholungsfall zu bedenken. Ohne dass ich mich erneut rechtfertigen muss.«
    »Aber wenn er es nicht ist, wer denn dann? Eigentlich kann doch nur Bill hinter allem stecken?«
    Hipp schüttelte langsam den Kopf. »Sabrina, wir sollten eine Arbeitsteilung vereinbaren. Du kümmerst dich mit meiner bescheidenen Hilfe um deine Rekonvaleszenz und um dein Erinnerungsvermögen, ich sorge für deine Sicherheit und führe parallel einige Ermittlungen durch. Es macht wenig Sinn, Letztere im Detail zu diskutieren, die Beschäftigung damit schadet nur deiner Genesung.«
    Sabrina sah Hipp zweifelnd an. »Bist du dir da sicher?«
    »Ziemlich, ja.«
    »Einverstanden, aber unter zwei Bedingungen: Erstens, sobald du stichhaltige Beweise hast, sagst du mir Bescheid.«
    Hipp lächelte. »Okay. Und zweitens?«
    »Damit ich Bill nicht vorverurteile, nenn mir noch mindestens zwei weitere mögliche Täter. Meinetwegen ohne eine Begründung.«
    »Du bist hartnäckig.«
    »Nur ein bisschen.«
    »Na gut. Hast du schon mal den Namen Giovanni Martino gehört?«
    Sabrina dachte angestrengt nach. »Nein, Fehlanzeige. Wer ist das?«
    »Eva-Marias Exfreund. Sie hat ihm vor kurzem den Laufpass gegeben. Giovanni besitzt eine Enoteca in der Toskana. Manche Männer mögen es nicht, wenn sie von ihren Freundinnen verlassen werden.«
    »Was habe ich damit zu tun?«
    »Du sagtest, ohne eine Begründung.«
    »Uuups. Okay, und der zweite mögliche Täter?«
    »Gianfranco Angelo, Fabris Vater. Er ist seit dem Unfall untergetaucht, man könnte auch sagen, er ist auf der Flucht. Gianfranco war Fabris Mutter nie treu, er hat eine ausgeprägte Vorliebe für junge Frauen, so jung wie Eva-Maria.«
    »Ich bin kaum älter als Eva-Maria.«
    »Du sagst es.«
    »Warum läuft es mir kalt den Buckel herunter?«
    »Dafür gibt es keinen Grund. Ich passe doch auf dich auf.«

38
    B àcari, so heißen in Venedig die Weinschenken, die im Tagesablauf vieler Venezianer eine wichtige Rolle spielen. Hier trifft man sich schon am Vormittag auf ein Gläschen Wein, um ein kleines Schwätzchen zu führen oder einen Blick in die Zeitung zu werfen. Dazu wird von den Cicheti genascht, kleinen, oft auf Zahnstochern aufgespießten herzhaften Köstlichkeiten, die auf Tellern an der Bar bereitstehen. Ombra nennen die Venezianer dieses Gläschen Wein, Schatten. Und weil fast alles in Venedig eine Geschichte hat, so rankt sich auch um diesen Namen eine Legende. Er soll auf den Schatten des Campanile von San Marco zurückgehen, dem einst die Weinhändler auf der Piazza mit dem Gang der Sonne folgten. Wenn es in Venedig jemanden danach gelüstet, von einer Weinschenke zur anderen zu ziehen, ein durchaus übliches Ritual, das vor allem der Pflege sozialer Kontakte dient, dann spricht er von einer Giro de ombre. Betrunken wird dabei kaum einer, so klein sind die Gläser.
    Fabri Angelo und seine Mutter Luciana waren kurz nach Mittag in Venedig eingetroffen. Sie hatten ihr Auto auf der Isola del Tronchetto geparkt und waren von dort mit dem Vaporetto zur Stazione Madonna dell’Orto gefahren, von wo es nur wenige Schritte zu ihrem

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