Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo
mit den Beschreibungen sowieso nichts anfangen.«
»Das denke ich mir. Übrigens, gerade am Telefon, das war Mattèo. Er ist in zehn Minuten hier, um einige Kartons Wein zu holen. Er kann Sie dann mit nach Alba nehmen.«
»Vielen Dank, sehr gern.«
Hipp griff nach dem Diario und gab es Carlo zurück. »Sieht hübsch aus, gefällt mir. Und wenn ein Jahr rum ist, dann suchen Sie all diese Plätze wieder auf, richtig?«
»Im nächsten Jahr, im übernächsten, immer wieder.«
Carlo brachte das Notizbuch zurück zur Kommode und sperrte es weg. Sie unterhielten sich noch etwas über die Weine, die Carlo im Angebot hatte. Hipp bedankte sich erneut dafür, dass er ihn bei der Trüffelsuche hatte begleiten dürfen. Es sei ein sehr schönes Erlebnis gewesen, fast müsse er seiner Giulietta für die Panne dankbar sein. Und wenn Carlo je in die Toskana komme, müsse er ihn besuchen. Er könne ja Profumo mitbringen, auch dort gebe es Trüffeln.
»Ich bin doch nicht lebensmüde«, winkte Carlo entsetzt ab. »Ich möchte nicht das gleiche Schicksal erleiden wie mein Schwager Ildefonso. Oder Profumo wird vergiftet. Nein, wenn, dann komme ich mal alleine, zum Weinverkosten.«
»Volentieri, con piacere«, verabschiedete sich Hipp mit einer Umarmung. »Würde mich freuen!«
»Ciao! Arrivederci!«
65
D er Meccanico freute sich, Hipp erklären zu können, was genau bei seiner Giulietta alles kaputtgegangen sei. Zündspule, der Verteiler, auch müssten die Zündkabel erneuert werden, außerdem … Aber das sei alles kein Problem, die Ersatzteile seien zwar schwierig zu beschaffen, aber er habe bereits alles in die Wege geleitet. Gott sei Dank habe er überall Amici. Doch es könne noch zwei, maximal drei Tage dauern. Nein, nicht länger, promesso!
Zurück im Hotel, rief Hipp Sabrina an, um sie von dieser weiteren Verzögerung in Kenntnis zu setzen. Die Erwiderung überraschte ihn. Er solle für den Abend einen Tisch in einem schönen Ristorante reservieren, entgegnete sie. Sie fahre in einer Stunde los. Wenn er glaube, er könne in Alba tun und lassen, was ihm so einfalle, habe er sich getäuscht. Natürlich war das scherzhaft gemeint. Genauso wie ihre Bemerkung, dass sie sich persönlich von dem Defekt seiner Giulietta überzeugen und bei dieser Gelegenheit sicherstellen wolle, dass nicht eine gewisse Gina in seinem Bett liege.
»Das glaube ich natürlich nicht wirklich«, sagte sie.
»Nein, natürlich nicht.«
»Vor allem deshalb, weil ich vor einer Stunde mit ihr telefoniert habe.«
»Du hast?«
»Ja, sie hat mich angerufen. Sie ist noch in Bologna, fährt aber morgen mit einer Freundin nach Alba, weil sie bei ihrem Anwalt einen Termin hat.«
»Beim Avvocato Romagnosi.«
»Ganz genau. Bei der Gelegenheit könnten wir uns doch mit ihr treffen. Ist eine gute Idee, oder?«
Hipp konnte nur mühsam ein verlegenes Räuspern unterdrücken. »Wenn du meinst? Ja, du hast recht, eine gute Idee, das machen wir.«
Sabrina lachte und sagte dann, dass sie schon so gut wie unterwegs sei und sich aufs Wiedersehen freue. »Un bacino!«
Hipp spazierte in den Ort, kaufte Zeitungen, bestellte im Vincafé einen Insalata Caprese und trank dazu ein Gläschen Dolcetto. Auf dem Rückweg zum Hotel begegnete er Maria Battardi. Auf seine Bemerkung hin, dass das doch ein großer Zufall sei, erwiderte sie, dass es im Gegenteil fast unmöglich sei, in der Via Maestra niemandem zu begegnen. Übrigens habe ihr Carlo schon von der gemeinsamen Trüffelsuche berichtet. Als Hipp erwähnte, dass er morgen auch noch da sei und seine Freundin zu Besuch komme, lud Maria die beiden spontan zum Kaffee ein. Das höfliche Zögern von Hipp ignorierte sie. Sie werde einen Nusskuchen machen, ihre Torta di noci* habe auch Rettenstein immer in den höchsten Tönen gelobt. Im Hotelzimmer zog er die Schuhe aus, legte sich aufs Bett und wollte eigentlich lesen, schlief aber bald ein.
Erst beharrliches Klopfen weckte ihn. Zu seinem Erstaunen war es bereits dunkel. Er fand einen Lichtschalter, ging auf Strümpfen zur Tür und öffnete. Sabrina sah ihn entgeistert an.
»Wie siehst du denn aus? Hast du geschlafen?«
Statt einer Antwort nahm er ihr die Tasche ab, stellte sie auf den Boden, umarmte sie und gab ihr einen Kuss.
»Wie sehe ich aus?«, fragte er.
»Wie ein Küken, das aus dem Nest gefallen ist. Ein unrasiertes Küken mit wirren Haaren und halb offenem Hemd. Du hast doch nicht mit dieser schmutzigen Hose im Bett gelegen?«
»Ich war heute früh auf
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