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Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Titel: Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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Tagliatelle oder Tajarin? Lassen wir das. Mit einem echten Tartufo nero häufig verwechselt wird die schwarze Wintertrüffel. Dieser Tartufo nero invernale* verströmt im günstigsten Fall einen Muskatgeruch, oft stinkt er nach Bitumen. Er kommt mir nicht in die Küche. Ab Mai gibt’s die Sommertrüffel*, den Tartufo estivo*, bei uns heißt er schlicht Scorzone*. Die Sommertrüffel ist außen schwarz und innen weiß. Ihr Aroma ist nicht besonders intensiv, aber mit ihr kann man die Zeit bis zum Herbst ganz gut überbrücken, dazu etwas Trüffelöl*, non ci sta male. Und wenn man das schwarze Äußere abschält, glauben schlichte Gemüter, sie hätten einen Tartufo bianco auf dem Teller. Kleiner Irrtum. Fast hätte ich den Bianchetto* vergessen. Den findet man ab März. Ich mag ihn nicht, riecht wie eine alte Socke, come un vecchio calzino. Dann lieber getrocknete Steinpilze und etwas Knoblauch.«
    »Wir haben also die weiße Alba-Trüffel«, fasste Hipp zusammen, »den Tartufo nero pregiato respektive Périgord-Trüffel, die Wintertrüffel Tartufo nero invernale, die außen schwarze und innen helle Sommertrüffel Tartufo estivo beziehungsweise Scorzone und den Bianchetto. Mehr gibt es nicht?«
    Carlo hob in gespielter Verzweiflung die Hände. »Es soll weltweit über zweihundert Arten von Trüffeln geben, das ist ja die Tragödie. Nach meiner bescheidenen Meinung kann man sie fast alle vergessen. Im günstigsten Fall sind sie geschmacklos. Wenn man Pech hat, dann führen sie zu Übelkeit und Durchfall.« Er deutete auf das Geschirrtuch. »Glauben Sie mir, das hier, das sind die einzig wahren und echten Trüffeln.«

    Carlo stand auf, ging in die kleine Küche und schlug ein paar Eier in die Pfanne. Währenddessen inspizierte Hipp das reichhaltige Weinsortiment. Carlo kam mit einem Teller zurück, nahm einen Tagliatartufo, einen Trüffelhobel, und rieb reichlich Tartufo bianco über die Spiegeleier.
    »Buon appetito, lassen Sie es sich schmecken. Wie mir Maria sagte, haben Sie mich aber nicht nur deshalb besucht, um mit mir über Trüffeln zu reden?«
    »Nicht nur, aber vor allem«, erwiderte Hipp. »Auch Viberti hat mich an Sie verwiesen, um meine Trüffelkenntnisse zu vertiefen.«
    »Viberti? Sie kennen den Maresciallo?«
    »Ja, vor allem vom Essen«, stellte Hipp lachend fest. »Wie Sie von Ihrer Schwester wissen«, wechselte er das Thema, »war ich gut bekannt mit Hubertus Rettenstein. Ich bin immer noch fassungslos, dass er einen so unglücklichen Tod finden musste.«
    »Das sind wir alle«, sagte Carlo.
    Auf Hipps Wunsch schilderte er, wie er zusammen mit seiner Schwester den Leichnam gefunden hatte. Dass das ein wenig erfreulicher Anblick war, konnte Hipp nachvollziehen – immerhin hatte er die Fotos gesehen. Allerdings vermochte Carlo darüber hinaus kaum Informationen zu liefern. Als seine Haushälterin sei Maria weit besser über Rettenstein, seine Gewohnheiten und Geschäftsbeziehungen informiert. Auch sein verstorbener Schwager Ildefonso habe intensiveren Kontakt zu Rettenstein gehabt. Aber ihn könne man ja leider nicht mehr fragen.
    Was Hipp denn mit Rettenstein verbinde, wollte Carlo wissen. Hipp zog sich aus der Affäre, indem er ähnlich wie beim Avvocato Romagnosi nebulös einen Auftrag erwähnte, den er noch zu Ende bringen wolle, das sei er Rettenstein schuldig.
    Da ihm Carlo schon das Stichwort gegeben hatte, fragte er nach den näheren Umständen von Ildefonsos Tod. In Übereinstimmung mit Maresciallo Viberti führte Carlo den tödlichen Schuss auf einen Jagdunfall zurück. So was komme gelegentlich vor. Ein vorsätzlicher Mord eines rivalisierenden Trüffelsuchers? Nein, das könne er sich kaum vorstellen. Gewiss, auch seine Schwester habe diese fixe Idee, aber so weit gehe der Konkurrenzkampf nicht. Sich gegenseitig die Trüffelhunde* zu vergiften, Autos zu verkratzen oder die Reifen aufzustechen, das komme vor und sei schlimm genug, habe aber Tradition und gehöre irgendwie zum Spiel. Aber kein Trüffelsucher würde so weit gehen, einem anderen Trifolao eine Kugel in den Rücken zu jagen. Nicht einmal in Asti. Nie und nimmer, mai e poi mai!

    Hipp spürte, dass er kaum mehr erfahren würde. Er fragte, ob er Carlo mal bei einer Trüffelsuche begleiten dürfe, bei einer echten, nicht bei einer simulierten für Touristen, bei denen die Trüffeln vorher eingegraben würden. Wohl wissend, dass dies eine besondere Ehre wäre, denn die meisten Trifolai machten ein großes Geheimnis um ihre

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