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Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Titel: Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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nächtlichen Exkursionen. Zu seiner Freude erklärte sich Carlo dazu bereit. Nächste Woche, da habe er Zeit. Er werde ihm nicht seine geheimsten Plätze zeigen, sagte er grinsend. Auch müsse er früh aufstehen und dürfe sich weder waschen noch rasieren. Hipp sah ihn verwundert an. »Weder waschen noch rasieren?« Carlo lachte und deutete auf die Nase. »Wegen der Seife und des Aftershaves«, gab er die Begründung. »Trüffelhunde sind sehr sensibel.«

19
    O lio di Brisighella, Aceto Balsamico, Parmigiano Reggiano*, Culatello* … Die Lagerhalle von Delita war gut gefüllt mit den kulinarischen Spezialitäten Norditaliens. Morgen früh würde zwischen den stählernen Hochregalen hektische Betriebsamkeit herrschen, würden Gabelstapler rangieren, Paletten mit Ware zur Rampe transportiert und dort in Lastwagen verladen werden. Jetzt, spät am Abend, war es in der verwaisten Halle gespenstisch ruhig. Das kalte Neonlicht ließ trotz der feinen Delikatessen keine appetitanregende Atmosphäre aufkommen. Amedèo Steinknecht und Ugo Zorzi war das egal. Zufrieden gingen sie an den Kartons entlang, tauschten sich mit kurzen Stichworten über aktuelle Trends aus, freuten sich gemeinsam über besonders erfolgreiche und renditeträchtige Produkte. Dass Amedèo Steinknecht nicht immer bei der Sache war, stattdessen darüber nachdachte, ob er es wirklich fertigbringen würde, seinen Partner zu töten, diese Unaufmerksamkeit entging Ugo Zorzi. Hätte er Gedanken lesen können, wäre ihm frostig kalt geworden, denn Steinknecht konnte nicht anders, als bei dem Kontrollgang zwischen den Regalen fortwährend über mögliche Unfallszenarien nachzudenken. Vermutlich wäre es wenig geschickt, so überlegte er, wenn auch sein zweiter Partner von einem Regal erschlagen wurde. Diese Duplizität der Ereignisse wäre wohl doch zu auffällig. Eigentlich schade, denn die Hochregale mit einem Gabelstapler zum Einsturz zu bringen würde ein mörderisches Vergnügen bereiten. In seiner Phantasie hatte er Zorzi vor einigen Minuten bereits über die Verladerampe gestoßen, ihm beim Berühren der Klimaanlage einen tödlichen Stromstoß versetzt, ihn höchst unglücklich in einen Fleischerhaken laufen lassen. Gleichwohl wusste er, dass all diese spontanen Eingebungen völlig ungeeignet waren. So viel war klar, Ugo Zorzi musste aus größerer Distanz einen tödlichen Unfall erleiden. Noch besser wäre ein Selbstmord. Steinknecht musste lächeln. Das wäre leicht nachvollziehbar, wo doch ihre Firma kurz vor der Pleite stand.
    »Was gibt’s zu grinsen?«, fragte Zorzi unvermittelt.
    Steinknecht erschrak. »Warum ich grinse?«, wiederholte er stupide die Frage. Glücklicherweise fiel sein Blick auf die Weinkartons, vor denen sie jetzt standen. Erleichtert konnte er sein Amüsement erklären. »Ich dachte gerade an die blöden Russen, denen wir diesen wunderbaren Barolo verkauft haben, da kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen.«
    »Blöde Russen? Du meinst unsere Geschäftspartner in Moskau?« Zorzi zog die Augenbrauen zusammen. »Willst du damit andeuten …«
    »Dass wir an diesem Barolo wunderbar verdienen, das will ich damit andeuten.«
    Zorzi schüttelte missbilligend den Kopf. »Amedèo, caro amico, genau das hat Hubertus gestört. Wie oft hat er gesagt, dass du nicht übertreiben sollst. Das ist kein Spiel. Ab und zu eine kleine Manipulation, allora, dagegen ist nichts zu sagen. Vor allem beim Olivenöl, è normale!« Zorzi deutete auf die bis zur Decke gestapelten Paletten. »Aber diese riesigen Mengen an gefälschtem Barolo. Bist du völlig verrückt? Erinnerst du dich ans letzte Jahr? Bei dem Prosecco sind wir gerade noch mal davongekommen. Was bitte machst du, wenn die Russen das merken? Die schneiden dir …«
    »Basta, basta«, fiel Steinknecht seinem Partner ins Wort. »Die schneiden mir gar nichts ab. Im Büro habe ich einige Flaschen stehen. Komm, wir machen eine auf. Und dann sag ehrlich, ob du einen Verdacht schöpfen würdest. Und wenn du es nicht merkst, glaubst du, den Russen fällt was auf? Wir verkaufen ihnen ja keinen gefälschten Wodka oder Kaviar, das würde ihnen auffallen, aber einen wirklich gut gemachten Barolo?« Steinknecht hob beschwörend die Hände. »Ma ti prego, Ugo, non c’è alcun rischio, kein Risiko, wirklich nicht. Glaub mir!«
    »Ich will’s hoffen. Aber ein gutes Gefühl habe ich nicht. Ich werde den Wein probieren, lass uns ins Büro gehen. Dort müssen wir sowieso die Dokumente vom Wirtschaftsprüfer

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