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Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Titel: Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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gerahmt, die Delita für seine vorbildlichen Leistungen erhalten hatte. Ein Bild von Rettenstein mit einer großen Trüffel in den Händen. Ein Artikel aus einem Feinschmeckermagazin über den ersten Preis, den die italienisch-russische Handelskammer an Amedèo Steinknecht verliehen hatte …
    Obwohl Hipp dem Empfang scheinbar desinteressiert den Rücken zukehrte, verfolgte er aufmerksam das Telefonat. In routiniertem Englisch diskutierte sie eine größere Weinlieferung nach Moskau, bei der es irgendwelche Probleme gab. Sie versicherte, dass Signor Zorzi zurückrufen werde, einen gewissen Michail, aber erst morgen, früher gehe es nicht.
    »Ist das hier Ugo Zorzi?«, fragte er nach Beendigung ihres Gesprächs und deutete auf das Foto.
    »Ja, das ist er«, bestätigte sie kurz und knapp.
    »Ich dachte, ich hätte ihn heute Vormittag mit einem schwarzen Ferrari gesehen«, fuhr er fort.
    »Signor Zorzi hatte gestern Abend einen Motorschaden«, ließ sie sich zu einer Erklärung herab. »Der schwarze Ferrari ist ein Leihwagen.«
    »Einen Motorschaden?«
    »Ja, so etwas kommt vor. Und nun dürfte ich Sie bitten zu gehen. Wie Sie sich denken können, habe ich einiges zu tun. Wir werden Sie anrufen, sobald sich eine Gesprächsmöglichkeit ergibt.«

    Hipp verabschiedete sich, ging die Treppen hinunter, blieb vor dem Haus kurz stehen, wendete sich dann nach links und schlenderte die Strada Farini entlang. Den Weg kannte er, ganz in der Nähe hatte er gestern zu Abend gegessen. Vor der Enoteca Fontana überflog er die Liste der Weine, die offen ausgeschenkt wurden. Schienen gut sortiert zu sein. Er ging hinein und bestellte an der Bar ein Glas Sauvignon. Ob er einen Blick in die Weinführer werfen dürfe, die im Regal stünden, fragte er. Hipp war an den aufgelisteten Weingütern für Barolo interessiert. Da es davon in den elf zugelassenen Gemeinden über siebenhundert gab, konnte man nicht alle kennen. In Cherasco wäre es leicht, da gab es nur einen Betrieb, auch Diano d’Alba und Roddi waren übersichtlich. Aber die Flasche, die er bei Delita mitgenommen hatte, stammte laut Etikett aus La Morra*. In dieser hoch gelegenen Gemeinde waren für Barolo über zweihundert Weingüter zugelassen. Natürlich kannte er Elio Altare, Silvio Grasso, Lorenzo Accomasso und Renato Ratti. Auch waren ihm die wichtigsten Lagen geläufig: Arborina zum Beispiel, Bricco Chiesa, Rocche und Manzoni. Aber was war mit dem Barolo von Delita? Von ihm hatte er noch nie gehört. Er freute sich, festzustellen, dass das nicht an seinem Gedächtnis lag. Der Erzeuger war in keinem der Weinführer gelistet. Hipp grinste zufrieden, gab die Bücher zurück und trank den Sauvignon aus.

    Vor der Enoteca lief er dem Avvocato Elio Romagnosi in die Arme. »Was machen Sie denn hier?«, fragte dieser verblüfft. »Signor Hermanus, richtig?«
    »Ganz genau, wir kennen uns aus Ihrer Kanzlei in Alba.«
    »Sie müssen mir nichts erklären«, sagte der Anwalt. »Ich weiß alles. Sie sind sozusagen post mortem für meinen ehemaligen Mandanten Rettenstein tätig. Sie wollten Kontakt mit seinen Erben aufnehmen, wobei ich Ihnen nicht behilflich sein konnte …«
    »Sie haben eine uneheliche Tochter erwähnt«, präzisierte Hipp.
    Der Avvocato lächelte vieldeutig. »Habe ich das?«
    »Und wir haben uns über seine Partner bei Delicatezze dall’Italia unterhalten. Von denen einer heute Morgen tot aufgefunden wurde.«
    »Das wissen Sie schon?«, wunderte sich Romagnosi.
    »Ich hatte sogar das zweifelhafte Vergnügen, seine Leiche zu sehen.«
    »Gewiss unappetitlich.«
    »Nein, nicht direkt. Er war tiefgefroren.«
    »Ich habe gehört, er lag in einer Kühltruhe mit Scampi?«
    »So ist es«, bestätigte Hipp. »Wobei ich hoffe, dass die Scampi nicht mehr in den Verkauf gelangen.«
    »Sie haben einen schwarzen Humor.«
    »Finden Sie?«
    »Ja, aber ich mag das. Übrigens könnte ich mir vorstellen, dass der Geschmack der Scampi durch einen tiefgefrorenen Leichnam kaum beeinträchtigt wird.«
    »Das vielleicht nicht, aber die Kühlkette ist mindestens zweimal unterbrochen worden«, setzte er einen drauf. »Außerdem hatte er noch seine Schuhe an.«
    »Das geht natürlich zu weit!« Romagnosi deutete auf einen der Tische vor der Enoteca. »Wollen wir uns kurz setzen?«
    »Gerne. Der Sauvignon ist recht gut, ich habe gerade ein Glas getrunken.«
    »Vielen Dank für die Empfehlung. Ich denke, es ist kein Zufall, dass wir uns hier begegnen. Waren Sie auch im Büro von

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