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Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Titel: Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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zufrieden.«
    »Vermutlich ist Ihr Freund sehr anspruchsvoll.«
    Viberti schmunzelte. »Ja, da haben Sie recht, er ist sehr anspruchsvoll. Aber das spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Vor allem ist mein Freund ein exzellenter Weinkenner, deshalb glaube ich ihm.«
    »Dass der Wein nicht seinen Vorstellungen entsprochen hat?«
    »Ganz genau. Er hat nicht seinen Vorstellungen von einem Barolo aus La Morra entsprochen. Mehr noch, er ist sich sicher, dass der Wein gefälscht ist!«
    Zorzi sah den Maresciallo entsetzt an. »Gefälscht? Sie meinen, in den Flaschen wäre nicht der Wein, der auf dem Etikett steht?«
    »Giusto, besser hätte ich es nicht formulieren können. Wie erklären Sie sich das?«
    »Ihr Freund hat sich getäuscht.«
    »Eine Flasche aus Ihrem Lager wird gerade einer labortechnischen Analyse unterzogen. Gehen Sie mal einfach davon aus, dass sich der Verdacht bestätigt.«
    »Das fällt mir schwer. Aber wenn sich der Verdacht bestätigt, wären wir von einem Zulieferer betrogen worden.«
    »Also Ihre Firma wäre Opfer, nicht Täter?«
    »Wo denken Sie hin? Natürlich.«
    Viberti wischte einige Krumen von seinem Schreibtisch. »Ich müsste allerdings auch die Erwägung in Betracht ziehen, dass Sie selbst, respektive Ihre Firma Delita, den Wein gefälscht haben. Entweder mit beiderseitigem Wissen in der Geschäftsführung, oder Sie beziehungsweise der verstorbene Steinknecht haben in eigener Verantwortung und ohne Kenntnisnahme des jeweiligen Partners gehandelt. Verstehen Sie, was ich meine? Oder habe ich mich zu kompliziert ausgedrückt?«
    »Ich bin nicht begriffsstutzig, natürlich verstehe ich, was Sie meinen. Nehmen Sie zu Protokoll, dass ich von diesem Verdacht soeben zum ersten Mal gehört habe, also weder direkt noch indirekt …«
    »Ich muss Sie enttäuschen, ich führe kein Protokoll.« Viberti blickte auf die Uhr. »Wie Sie wissen, habe ich für diesen Termin mein Mittagessen geopfert. Aber wenigstens ein kleines Dessert möchte ich mir noch gönnen. Die Haselnüsse haben mich inspiriert. Kennen Sie Brut e Bon? Nein, natürlich nicht. Das sind Plätzchen aus Eiweiß, mit gerösteten, klein gehackten Haselnüssen und Puderzucker.« Viberti schmatzte genussvoll. »Aus diesem Grund möchte ich schnellstmöglich zu einem Ende kommen. Ich halte also fest, dass Sie von dem mutmaßlich gefälschten Wein nichts wussten …«
    »Ganz genau!«
    »Dass also womöglich Steinknecht auf eigene Rechnung gehandelt hat. Dass Sie ihm auf die Schliche gekommen sind und er im Streit den Kürzeren gezogen hat.« Mit einer energischen Handbewegung verbot Viberti seinem Gegenüber das Wort. »Nein, sparen Sie sich Ihren Kommentar. Umgekehrt könnten Sie selbst die Fälschung bewerkstelligt haben, Steinknecht ist Ihnen auf die Schliche gekommen, und im Streit hat er – na ja, erneut den Kürzeren gezogen. Alternativ könnten Sie gemeinsam von Zulieferern betrogen worden sein, Steinknecht hat den Schwindel entdeckt, und im Streit mit selbigen … Na, Sie wissen schon.«
    Zorzi nickte heftig. »Ja, so wird es gewesen sein.«
    »Habe ich mir gedacht, dass Ihnen diese Variante am besten gefällt. Ich hätte noch eine anzubieten. Machen Sie eigentlich Geschäfte mit Russen?«
    Zorzi schluckte. »Mit Russland? Natürlich.«
    »Vielleicht haben Sie den gefälschten Barolo nach Moskau geliefert. Ihre Kunden haben entdeckt, dass sie betrogen wurden. Die Russen haben Steinknecht aufgesucht und zur Rechenschaft gezogen. Und weil sie Verständnisprobleme hatten, haben die Russen ihren Partner in den sibirischen Winter verbannt. Im übertragenen Sinne. Ich denke, in Sibirien kann es mindestens so kalt werden wie in einer Tiefkühltruhe.«
    Zorzi sah Viberti wortlos an. Er schien damit beschäftigt, diese neue Theorie zu überdenken.
    »Sollte sich der Verdacht bestätigen, dass der Wein gefälscht ist«, fuhr der Maresciallo fort, »werden wir umgehend per richterlicher Verfügung Ihre Lieferlisten einsehen und die Spur des Barolo aufnehmen.«
    »Sie bekommen von mir jede Unterstützung«, versicherte Zorzi.
    »Sehr schön. Wie sagten Sie? Ein verführerischer Duft mit feinen Gewürz- und Schokoladenaromen …«
    »Der Barolo? Ja, und Anklänge von Lakritz und Waldbeeren.«
    Viberti nickte zufrieden. »Ich denke, dass ich mir zu den Haselnussplätzchen ein Glas Barolo gönnen werde. Aber nur ein kleines, sonst werde ich schläfrig.« Der Maresciallo stand auf. »Signor Zorzi, ich danke Ihnen für Ihren Besuch. Ich hoffe,

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