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Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Titel: Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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verabschiedete sich, indem er der alten Dame zuwinkte. Dann verließen sie das Zimmer.

    Das Heim hatte eine große Terrasse, auf der einige Patienten in Rollstühlen, mit Decken über den Beinen, die Herbstsonne genossen. Gina und Hipp setzten sich auf eine Bank.
    »Jetzt hat es sich also doch noch ausgezahlt«, sagte sie, »dass meine Mutter vor zweiunddreißig Jahren ein unbedachtes Verhältnis hatte.«
    Hipp lächelte. »Kommt hinzu, dass Sie ohne diese Beziehung überhaupt nicht am Leben wären.«
    »Ja, das ist wohl so«, sagte Gina ebenfalls lächelnd. Und nach einer Pause: »Gestern Abend, da haben Sie gesagt, Sie würden keine Beweise brauchen, um an meine Unschuld zu glauben, Sie müssten mich nur verstehen und mir vertrauen. Jetzt, da Sie alles wissen und meine Mutter kennengelernt haben, verstehen Sie mich? Werden Sie mir helfen?«
    Statt zu antworten, sah er sie schweigend an. Gina fing an, nervös auf der Bank hin und her zu rutschen.
    »Ich danke Ihnen, dass Sie mich zu Ihrer Mutter mitgenommen haben«, begann er schließlich. »Ich wünsche ihr von Herzen alles Gute. Vielleicht helfen die neuen Medikamente. Ja, Gina, ich verstehe Sie. Auch dass Sie Ihren Vater gehasst haben, kann ich gut nachvollziehen. Aber im Grunde sind wir nicht sehr viel weiter. Sie sind mir einige Erklärungen schuldig.«
    »Okay, bringen wir es hinter uns.«
    »Eigentlich hat der Besuch bei Ihrer Mutter nur bekräftigt, dass Sie ein Motiv hatten, Ihren Vater umzubringen.«
    »Aber ich konnte doch nicht wissen, dass es kein Testament gab und dass ich ihn beerben würde.«
    »Nein, das konnten Sie nicht wissen. Deshalb haben Sie ihm ja auch diese Drohbriefe zukommen lassen und versucht ihn zu erpressen. Die Briefe, die ich Ihnen gestern Abend gezeigt habe, sie sind doch von Ihnen?«, fragte er.
    Gina nickte. »Ja, die Briefe stammen von mir«, gab sie ohne Zögern zu. »Ich wollte, dass er zahlt. Wir haben das Geld gebraucht. Jetzt wissen Sie, warum und wofür. Nicht, um mich zu bereichern, nein, wirklich nicht. Mir bedeutet Geld nicht viel.«
    »Die Briefe sind ziemlich bizarr formuliert.«
    »Das stimmt, ich wollte ihm Angst einjagen. Er sollte denken, sie stammen von einem Verrückten.«
    »Haben Sie wirklich geglaubt, er würde zahlen?«
    »Keine Ahnung. Gehofft habe ich es.«
    »Man hat Sie vor seinem Tod mehrfach in der Nähe seiner Villa gesehen?«
    Gina zuckte mit den Schultern. »Kann schon sein. Ich habe ihn beobachtet, ihm den letzten Brief mit einem Parmesanmesser in seinen pompösen Schreibtisch gerammt …«
    »Wie sind Sie ins Haus gekommen?«
    »Bei meinem ersten Besuch, als er mich so kaltherzig abserviert hat, da habe ich spontan den Schlüssel mitgenommen, der neben der Haustür an einem Haken hing.«
    »Das erklärt immerhin, wie Sie in den Weinkeller gelangt sind.«
    »Ich habe nur eine Flasche mitgenommen und mit einer Injektionsnadel am Korken vorbei das Gift in die Flasche gespritzt. Diese Flasche habe ich ihm dann zum Drohbrief auf den Tisch gestellt.«
    »Sie haben keine weiteren Flaschen präpariert?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Und dann?«
    »Das war’s. Kurz darauf war er tot.«
    »Sie haben ihm nicht erneut einen Besuch abgestattet«, ging Hipp brutal in die Offensive, »ihm eine abgebrochene Flasche Wein in den Hals gerammt, seine Leiche in den Weinkeller geschleift und das Regal auf ihn gestürzt?«
    Gina begann zu weinen. »Müssen Sie mich so quälen?«, schluchzte sie. »Glauben Sie, das ist alles so einfach für mich?«
    »Nur noch diese eine Antwort«, insistierte Hipp.
    »Nein, ich hab ihn nicht umgebracht«, schrie sie so laut, dass die alten Leute in ihren Rollstühlen entsetzt zu ihnen herübersahen.
    Hipp nahm Gina in den Arm. Er spürte, wie sie zitterte. »Ist ja gut. Beruhigen Sie sich.«
    »Glauben Sie mir?«, flüsterte sie.
    Hipp nickte. »Ja, ich glaube Ihnen. Und ich werde Ihnen helfen. Aber ich fürchte, es wird nicht leicht.«

39
    W as halten Sie eigentlich von unseren Haselnüssen?«, eröffnete Maresciallo Viberti das Gespräch, nachdem Ugo Zorzi pünktlich um vierzehn Uhr vor seinem Schreibtisch Platz genommen hatte.
    »Von unseren Haselnüssen?«, wiederholte Zorzi sichtlich verwirrt die Frage.
    »Sì, das würde mich interessieren. Ich finde, unsere Haselnüsse aus der Alta Langa sind an Qualität nicht zu übertreffen. Aber das ist meine subjektive Meinung. Als Mitinhaber einer Vertriebsfirma für Delikatessen können Sie das natürlich sehr viel besser beurteilen.

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