Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Titel: Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
Vom Netzwerk:
dass sich im Zuge unserer Ermittlungen Ihre Unschuld erweisen wird. Kommen Sie gut nach Hause, fahren Sie vorsichtig, und achten Sie auf die Geschwindigkeitsbegrenzung!«

40
    E s war frühmorgens, der Nebel hing tief im Tal. Carlo rollte langsam über eine kleine Brücke. Links ging ein Weg in den Wald. Er steuerte an den Straßenrand und hielt an, um sich zu orientieren. Im Rückspiegel sah er, wie Profumo die angelaufene Heckscheibe seines Autos abschleckte. Er musste grinsen, steckte sich eine Zigarette an, legte den Gang ein und fuhr vorsichtig weiter. Nein, das war nicht die richtige Stelle gewesen, vielleicht noch hundert Meter? Zu Hause, rund um Alba und oben in den Hügeln von Neive, da kannte er sich aus. Selbst im dichtesten Nebel würde er sich fast blind zurechtfinden, der kleinste Feldweg, jeder Baum war ihm vertraut. Aber hier, in der Region von Asti, da kam er sich vor wie ein Fremder. Die kleine Mauer aus Feldsteinen? Noch eine Kurve. Das musste er sein, der Forstweg, der in den Wald führte, wo sein Schwager Ildefonso erschossen wurde. Carlo machte die Scheinwerfer aus, bog nach links ab und tastete sich in Schrittgeschwindigkeit voran. Hinter einem Stapel mit geschlagenen Baumstämmen fuhr er einige Meter in die Wiese, ganz vorsichtig, aus Angst vor einem Graben. Er stellte den Motor aus und zog an seiner Zigarette. Wieder beobachtete er im Rückspiegel den Hund. Ob er ahnte, wo sie sich befanden?
    Carlo stieg aus, öffnete die Heckklappe und ließ Profumo ins Freie. Der Lagotto schüttelte sich, lief zum Stapel mit den Baumstämmen und hob ein Bein. Carlo schnippte die Zigarette in die Wiese. Er nahm seinen Stock aus dem Auto und steckte die Hacke in den Gürtel.
    »Andiamo!«, sagte er zu Profumo und ging voraus.
    Ein Gutes hatte der Nebel, die Feuchtigkeit ließ den Duft aus dem Waldboden steigen. Es roch modrig, nach Moos und feuchtem Holz. Einem Hund wie Profumo würde bald noch etwas ganz anderes in die Nase steigen – nämlich die unvergleichlichen Aromen von weißen Trüffeln.

41
    A uf dem Weg zurück, vorbei an der Madonna di San Luca, vom Colle della Guardia durch den Arkadengang hinunter zur Porta Saragozza, wechselten Gina und Hipp nur wenige Worte. Natürlich hätte man zum Pflegeheim auch mit der Vespa oder mit dem Auto fahren können, sagte sie, aber zu Fuß sei es wie ein Bittgang. An einer kleinen Piazza machten sie Halt, um sich in einem Caffè mit frisch ausgepresstem Spremuta d’arancia zu erfrischen. Außerdem bestellten sie Tramezzini. Ob sie noch wisse, fragte er, was sie in der Nacht gemacht habe, als ihr Vater ermordet worden sei. Nein, danach habe sie schon der Avvocato gefragt. Sie führe nun mal weder ein Tagebuch noch einen Terminkalender. Zwei Tage vorher, überlegte Gina laut, müsse sie wegen des Drohbriefes und der vergifteten Weinflasche in Alba gewesen sein. Dann sei sie in der Nacht mit ihrer Vespa zurück nach Bologna gefahren. Aber was sie an den nächsten Abenden gemacht habe, daran könne sie sich beim besten Willen nicht erinnern.
    Ob sie sich vielleicht mit jemandem zum Essen getroffen habe, zum Sport, fürs Kino? Gina fragte zurück, ob er denn immer wisse, wann er wo gewesen sei, zum Beispiel heute vor fünf Wochen abends um einundzwanzig Uhr?
    Hipp musste nicht lange nachdenken. Mit Sabrina war er zusammen gewesen, in Montalcino, auf der Terrasse vom Boccon di Vino. Nein, log er, natürlich wisse er es nicht. Dass er für viele Dinge ein besonderes Gedächtnis hatte, war ihm bewusst. Aber das konnte Gina nicht ahnen.
    Was wohl Sabrina davon halten würde, wenn sie ihn jetzt zusammen mit Gina sähe? Trotz ihrer losen Beziehung hatte Sabrina einen beunruhigenden Hang zur Eifersucht entwickelt. Hipp sah Gina an, die nachdenklich mit einem Strohhalm im Orangensaft rührte. Ihm gefielen ihre Augen, die hohen Wangen, ihre Lippen. Dennoch, so konstatierte er, hätte Sabrina keinen Grund zur Eifersucht.
    Hipps Blick fiel auf ihren Hals und folgte der Goldkette hinab in den Ausschnitt. Sie hatte den Reißverschluss ihres Pullis weit hinuntergezogen. Hipp lächelte leise. Vielleicht etwas zu weit. Obwohl, auch ihm war es nach dem Fußmarsch in dem Caffè ziemlich warm. Die Offenherzigkeit hatte also nichts zu bedeuten. Dass sie tief ein- und ausatmete, war auch verständlich, machte es aber nicht einfacher, den Blick zu lösen. Sollte Sabrina vielleicht doch Anlass zur Eifersucht haben?
    Hipp sah auf Ginas Hände, die kräftig waren, aber schön proportioniert.

Weitere Kostenlose Bücher