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Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Titel: Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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habe. Ich bin im Hotel offiziell registriert. Könnte sein, dass er es mit seinem Arbeitseifer übertreibt, meine Unterkunft ausfindig gemacht hat und dort auf mich warten lässt.«
    »Wie können Sie diesen Maresciallo nett finden? Das bedeutet also, dass Sie mich nicht ins Hotel mitnehmen können.«
    »Ich möchte vermeiden, dass sich die Carabinieri nachts Zugang zu meinem Hotelzimmer verschaffen und kontrollieren, ob Sie sich unter meiner Bettdecke verstecken.«
    »Unter Ihrer Bettdecke?«
    »Symbolisch gesprochen. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich hätte auch im Kleiderschrank sagen können.«
    »Im Kleiderschrank? Das wird ja immer schöner.«
    »Außerdem müssten wir möglichst bald in Ihre Wohnung, um nach Belegen für Ihr Alibi zu suchen.«
    »Ich habe Ihnen schon gesagt, versprechen Sie sich nicht zu viel davon. Können Sie Vespa fahren?«
    »Ja, kann ich.«
    Gina reichte ihm den Zündschlüssel. »Meine Vespa steht vor der Tür, neben den beiden Carabinieri. Der Sturzhelm ist unter dem Sitz.«
    »Ein Fortbewegungsmittel wäre nicht schlecht«, überlegte Hipp laut. »Jedenfalls ist eine Vespa in Bologna weit weniger auffällig als meine alte Giulietta.«
    »Und sie springt auf Anhieb an. Meine Granturismo ist das stärkste Modell, ein ideales Fluchtfahrzeug.«
    »Nein, keine Vespa«, entschied Hipp nach kurzem Nachdenken, »wir nehmen doch den Bus. Die Carabinieri haben mit den Leuten auf der Straße gesprochen, mit Silvano in der Bar. Man hat ihnen sicher gesagt, dass das Ihre Vespa ist.«
    »Stimmt«, gab Gina zu, »nehmen wir den Bus.«
    »Wir fahren zum Hotel, steigen aber eine Station vorher aus. Sie warten auf einer Bank, und ich peile die Lage. Vorher rufe ich von unterwegs den Maresciallo an und sage ihm wahrheitsgemäß, dass ich Sie gestern Abend und heute Morgen getroffen habe und dass wir uns vorhin im Caffè am Arkadengang voneinander verabschiedet haben. Mal hören, was er mir erzählt.«
    »Und dann?«
    »Werden wir improvisieren.«
    »Aber ich verstecke mich in keinem Kleiderschrank. Dann schon lieber unter der Bettdecke.«
    »Wirklich?«
    Gina grinste Hipp frech an. »Ja, aber dafür gehen Sie in den Kleiderschrank!«

42
    U go Zorzi war viel zu aufgebracht, um den Rat des Maresciallo zu befolgen. Auf die Geschwindigkeitsbegrenzung achten? Dummes Zeug! Ja, vielleicht an einem anderen Tag, aber bestimmt nicht heute.
    Hektisch betätigte er die Lichthupe.
    »Va’ via, stronzo«, zischte er, »hau ab, mach endlich die linke Spur frei!«
    Na bitte, warum nicht gleich. Runterschalten, Vollgas. Das infernalische Aufheulen des Zwölfzylinders tat gut, pustete den Kopf frei, baute Aggressionen ab. Hatte dieser selbstgefällige Carabiniere doch allen Ernstes in Erwägung gezogen, dass er Hubertus Rettenstein umgebracht habe. Aus heiterem Himmel, einfach so. Gott sei Dank war ihm seine Freundin Iolanda als Alibi eingefallen. Ob sie schön sei? Was bitte ging das den Maresciallo an? Natürlich war sie schön, hoffentlich war sie auch klug genug, ihm sein Alibi zu bestätigen – zu blöd, dass sie nicht ans Telefon ging.
    Ein ausscherender Kleintransporter zwang ihn zur Vollbremsung. Cretino! Kurz entschlossen riss er den Ferrari über beide Spuren nach rechts, gab wieder Gas, schoss über die Standspur an einem Milchtransporter vorbei, wich einem Wohnwagen aus, eroberte die linke Spur zurück und zeigte im Rückspiegel dem Transporterfahrer den Mittelfinger. Eigentlich hätte er ihm danken sollen. Das Manöver hatte Spaß gemacht. Sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten? Zorzi lachte. Das war leicht gesagt, wenn man als einziges Fortbewegungsmittel nur über ein Dienstfahrrad verfügte oder über einen kümmerlichen Kleinwagen.
    Und dann diese Dreistigkeit, ihm den Mord an Amedèo Steinknecht unterschieben zu wollen. War denn dieser Uniformträger von allen guten Geistern verlassen? Ja, sicher war er das. Wie hießen gleich die Haselnüsse? Tonda e gentile! Wahrscheinlich hatte der Maresciallo Torrone im Kopf – Honig, Zucker, Eiweiß und fünfzig Prozent geröstete Haselnüsse.
    Obwohl er das gerne geglaubt hätte, ermahnte ihn eine innere Stimme, diesen Viberti nicht zu unterschätzen. Die kulinarischen Abschweifungen entsprangen gewiss einer persönlichen Leidenschaft, hinter ihnen aber war Methode zu vermuten. Erst lenkte er vom Thema ab, um einen dann mit wilden Theorien zu überrumpeln und aus der Fassung zu bringen. Kaum stellte man sich darauf ein, fing er wieder mit diesen

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