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Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Titel: Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
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blöden Haselnüssen an. Dass der Maresciallo gut informiert war, hatte er mehrfach durchblicken lassen. Trotzdem, was hatte ihn auf den Gedanken gebracht, er habe den Mord an Amedèo entweder selbst ausgeführt oder delegiert?
    Wieder betätigte Zorzi die Lichthupe. Nein, er hatte nicht damit gerechnet, dass man ihn ernsthaft verdächtigen würde. Na bitte, so ging’s doch auch, freie Fahrt.
    Und dann die Sache mit dem Barolo. Da hatte Viberti ihn wieder auf dem falschen Fuß erwischt. Wie konnte der Maresciallo wissen, dass der Wein eine Fälschung war? Was war das für ein Freund, der ihn probiert hatte? Zorzi hatte einen Geistesblitz. Wie hieß doch gleich der Mann, den er bei Giusti in Modena kennengelernt hatte? Hermanus, Hippolyt Hermanus, richtig. Der hatte irgendwas mit Rettenstein zu tun gehabt, war mit Steinknecht verabredet gewesen – und verstand einiges von Weinen. Aber war er auch mit dem Maresciallo bekannt? Eher unwahrscheinlich, aber nicht auszuschließen.
    Egal, dachte Zorzi, jedenfalls würde der gefälschte Barolo die Angelegenheit unnötig komplizieren, spätestens dann, wenn die Laboranalyse vorlag und die offiziellen Ermittlungen aufgenommen wurden.
    Fluchend schlug er aufs Lenkrad. Woher hatte der Maresciallo die Information mit den Russen? Das ging doch nicht mit rechten Dingen zu. Der Deal war unter der Hand gelaufen, nur wenige wussten davon. Der Maresciallo musste einen Informanten haben. Wieder fiel ihm Hippolyt Hermanus ein. Immerhin war dieser Mann sowohl im Lager gewesen als auch im Büro. Er hatte mit Amedèo Steinknecht vor seinem Tod Kontakt gehabt, logisch, sonst wäre er nicht mit ihm verabredet gewesen. Was wusste er von diesem Mann? Nicht viel, eigentlich gar nichts. Und das war entschieden zu wenig. In seiner jetzigen Situation konnte er nicht vorsichtig genug sein.
    Aber alles der Reihe nach, zuerst musste er mit Michail sprechen. Irgendwas lief hier schief, ganz gehörig schief. Und erst dann würde er sich um diesen Signor Hermanus kümmern.
    Er schaltete in den nächsten Gang. Vielleicht war das gar nicht so schlecht, überlegte er, dass die Carabinieri auf die Russen aufmerksam wurden? Diese Variante hatte eigentlich auch ihren Charme. Doch, das konnte sich sogar als ausgesprochen günstig erweisen. Vorausgesetzt, ja, vorausgesetzt …
    Was hatte eigentlich dieser Bonsai-Sportwagen auf der Überholspur zu suchen? Er fuhr ihm so dicht auf, dass er fast sein Heck berührte. Der Versuchung, ihn anzuschubsen, konnte er gerade noch widerstehen – das wäre bei dieser Geschwindigkeit doch allzu halsbrecherisch gewesen. Jedenfalls machten die Nerven des Gegners nicht mit. Panikartig räumte er das Feld. Des Gegners? Chiaro, denn nach seinem Verständnis waren alle anderen Verkehrsteilnehmer seine natürlichen Feinde, die man in die Schranken verweisen musste. Und wie auch sonst im Leben war es dabei gelegentlich unvermeidbar, sich seinen Widersacher ganz dicht vor die Brust zu nehmen. Viva la battaglia!

43
    W ie geplant verließen sie in der langen Via Marco Emilio Lepido, die im westlichen Stadtteil Borgo aus Bologna hinausführt, eine Station vor dem Hotel den Bus. Hipp hatte mittlerweile mit dem Maresciallo Viberti telefoniert. Er hatte von ihm erfahren, dass man Ginas Identität festgestellt habe und sie für tatverdächtig halte, ihren Vater umgebracht zu haben. Es seien weitere Indizien aufgetaucht, die sie belasten würden. Hipp hatte sich nicht nur überrascht, sondern auch ungläubig gezeigt. Er hatte berichtet, dass er mit Gina bis vor einer knappen Stunde zusammen gewesen sei, dass sie sich in einem Caffè getrennt hätten und er leider auch nicht wisse, wo sie sich jetzt aufhalte. Was denn das für Indizien seien, hatte er wissen wollen. Aber der Maresciallo hatte sich unerwartet verschlossen gezeigt. Nach dem Telefonat hatten Hipp und Gina ihre weitere Vorgehensweise besprochen.
    »Ich gehe zum Hotel, packe meine Sachen, zahle und hole Sie hier in wenigen Minuten mit dem Auto ab«, sagte er zu Gina. »Warten Sie im Bushäuschen. Ich ruf Sie auf dem Handy an, falls wir unsere Pläne ändern müssen.«

    Im Hotel gab es keine besonderen Vorkommnisse, weit und breit keine Carabinieri. Ganz offensichtlich hatte man ihn noch nicht im Visier. Mit Gina fuhr er über Nebenstraßen zurück in ihr Wohnviertel. Sie zeigte ihm, wo er parken sollte. Er zögerte kurz, ließ dann den Autoschlüssel stecken, verabschiedete sich von Gina und machte sich auf den Weg. Ob das

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