Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo
Zugang ins Internet ermöglichen würde. Er hätte dort gerne mal nach diesem Michail Borogowski geforscht.
Gina kam gerade aus der Küche, da klingelte das Telefon im Haus, zum ersten Mal überhaupt. Sie sahen sich kurz an, Hipp stand auf und nahm den Hörer ab. Seine Vermutung bestätigte sich, es war Sabrina, die ihren Anrufbeantworter abgehört hatte. Warum sie ihn nicht über sein Handy erreichen könne, wollte sie wissen. Weil er von der Polizei gesucht werde, und über das Handy könne man seinen Aufenthaltsort ermitteln, antwortete er.
»Du wirst von der Polizei gesucht?«, sagte Sabrina lachend. »Bist du mit deiner Giulietta zu langsam auf der Autostrada gefahren? Nein, jetzt hab ich’s. Du hast beim Essen mit Maresciallo Viberti etwas Abfälliges über seinen Lieblingswein gesagt, stimmt’s?«
»In diesem Fall hätte er mich wahrscheinlich sofort verhaftet. Nein, ich stecke wirklich in Schwierigkeiten. Man hält es für möglich, dass ich Rettenstein umgebracht habe und auch Steinknecht.«
»Du bist ein Serienkiller? Mein Gott, mit wem habe ich mich da eingelassen?«
»Sabrina, das ist kein Witz. Ich muss meine Unschuld beweisen, was mit einem Alibi am leichtesten wäre. Leider habe ich keines.«
»Warte mal, am Wochenende, an dem Rettenstein gestorben ist, habe ich dich doch in deinem Haus besucht. Da hat es diesen seltsamen Speck gegeben, den Lardo, der wie Käse über die Bruschetta gelaufen ist, erinnerst du dich?«
Gina, die sich in der Nähe auf einen Stuhl gesetzt hatte, gab Hipp ein fragendes Zeichen, ob sie gehen solle. Er bedeutete ihr, dass sie ruhig bleiben und zuhören könne.
»Mit dem Lardo hast du recht«, antwortete Hipp, »aber leider ist Rettenstein am Freitagabend umgebracht worden, du bist aber erst am Samstag gekommen. Den Freitag über habe ich meinen Campo nicht verlassen, mit keinem Menschen Kontakt gehabt.«
»Du täuschst dich«, sagte Sabrina nach kurzem Überlegen, »ich bin schon am Freitag gekommen.«
»Nein«, korrigierte Hipp, »ich täusche mich nicht.«
»Entschuldige, dass ich dir widerspreche, aber du täuschst dich hundertprozentig. Ich war die Nacht vom Freitag auf Samstag bei dir. So war das, ich kann mich genau erinnern.«
»Stimmt aber nicht!«, beharrte Hipp.
»Doch, stimmt. Ich bin bereit, das unter Eid auszusagen. Die Nacht ist mir in unvergesslicher Erinnerung.«
»Das würdest du tun?«
»Natürlich, das bin ich dir schuldig.«
»Nun, helfen würde es schon«, überlegte Hipp laut, »ich glaube, ich werde dein Angebot annehmen. Mir scheint, du hast recht. Am Freitag bist du gekommen? Jetzt erinnere ich mich, wir haben eine Flasche Champagner aufgemacht. Wie konnte ich nur diese wunderbare Nacht vergessen?«
Gina schnalzte leise mit der Zunge. Hipp sah sie irritiert an.
»Na also«, sagte Sabrina. »Die Polizei kann mich anrufen, du hast für die Nacht ein perfektes Alibi. Jetzt musst du dir nur noch was für deinen zweiten Mord ausdenken. Und das nächste Mal planst du bitte deine Verbrechen etwas professioneller.«
»Ich werde mir Mühe geben«, erwiderte Hipp.
»Ach übrigens«, fragte Sabrina, »bist du noch mit dieser Gina Zazzari zusammen? Ich hatte dich so verstanden, dass eigentlich sie der Tat verdächtig wäre. Aber das hat sich anscheinend geändert.«
»Ja, sie ist bei mir«, bestätigte Hipp. »Die Carabinieri gehen davon aus, dass wir Komplizen sind.«
»Komplizen? Hält man euch für ein Paar?«
»Offenbar, ist aber natürlich Quatsch«, sagte Hipp, bewusst so formulierend, dass die mithörende Gina aus seiner Antwort nicht auf die Frage schließen konnte. Vielleicht wäre er jetzt doch besser alleine?
»Hast du ein Verhältnis mit dieser Gina?«, fragte Sabrina unvermittelt, mit gefährlich ruhiger Stimme.
»Nein, habe ich nicht!«
»Soll ich das glauben?«
Hipp dachte an seine schier übermenschliche Selbstbeherrschung, die er unter Beweis gestellt hatte. »Ja«, antwortete er, »das kannst du glauben.«
»Vielleicht sollte ich mein Alibi zurückziehen. Sieht sie gut aus?«
Den Hörer in der Hand, sah er Gina an, die ihre nackten Beine übereinandergeschlagen hatte und ihn spöttisch anschaute. Offenbar ahnte sie, worüber sie sprachen.
»Eher unscheinbar«, log Hipp, »aber sie ist ausgesprochen nett. Ich mag sie, sonst hätte ich mich nicht bereit erklärt, ihr zu helfen. Aber das heißt noch lange nicht …«
»Wäre sie bereit?«
»Wozu?«, fragte er scheinheilig.
»Sich von dir verführen zu
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